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Volontärverhältnis

Begriff und Einordnung des Volontärverhältnisses

Ein Volontärverhältnis ist ein befristetes Ausbildungsverhältnis mit arbeitsrechtlichem Charakter. Es dient der systematischen Einarbeitung in einen Beruf, insbesondere in redaktionellen, verlegerischen, kulturellen, PR- und Kommunikationsbereichen sowie bei Rundfunk, Agenturen, Museen und Kulturinstitutionen. Kennzeichnend ist die Kombination aus praktischer Mitarbeit und angeleiteter Qualifizierung durch einen strukturierten Ausbildungsplan.

Definition und typische Einsatzbereiche

Volontärinnen und Volontäre arbeiten weisungsgebunden in Betrieben mit, lernen Abläufe und Standards kennen und erwerben berufsspezifische Kompetenzen. Übliche Stationen sind Redaktion, Herstellung, Programmplanung, Pressearbeit, Social Media, Bild-/Ton-Produktion, Archiv und Projektarbeit. Die Tätigkeit verfolgt einen Lernzweck; zugleich werden produktive Leistungen erbracht.

Abgrenzung zu verwandten Formen

Volontariat vs. Praktikum

Ein Praktikum ist meist kürzer, dient der Orientierung und ist weniger strukturiert. Das Volontariat ist regelmäßig langfristig angelegt, mit klaren Lernzielen, festem Ausbildungsplan und umfassender Einbindung in den Betrieb.

Volontariat vs. Berufsausbildung

Die duale Berufsausbildung führt zu einem staatlich anerkannten Abschluss mit festgelegter Prüfungsordnung. Das Volontariat ist ein betriebliches Ausbildungsverhältnis ohne bundeseinheitliche Prüfungsordnung; Abschlusszertifikate werden durch den Betrieb oder Verbände ausgestellt.

Volontariat vs. Traineeprogramm

Traineeprogramme richten sich häufig an Hochschulabsolventinnen und -absolventen verschiedener Fachrichtungen und zielen breiter auf Unternehmensfunktionen. Volontariate sind stärker fachlich-publizistisch oder kulturell ausgerichtet und praxisnah im Tagesgeschäft verankert.

Volontariat vs. freie Mitarbeit

Freie Mitarbeit ist rechtlich selbstständig, ohne Weisungsgebundenheit und ohne umfassende Eingliederung. Das Volontariatsverhältnis ist demgegenüber eine abhängige Beschäftigung mit Anleitung, festgelegter Arbeitszeit und betrieblicher Integration.

Rechtliche Natur des Volontärverhältnisses

Arbeitsrechtliche Einordnung

Das Volontärverhältnis ist regelmäßig ein Arbeitsverhältnis mit besonderem Ausbildungscharakter. Es besteht ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis, das sich durch Weisungsgebundenheit, Eingliederung in die Organisation und Nutzung betrieblicher Ressourcen auszeichnet. Daraus folgen die typischen Rechte und Pflichten beider Seiten, ergänzt um Ausbildungs- und Betreuungsaufgaben.

Weisungsgebundenheit und Lernzweck

Die Tätigkeit wird nach Art, Ort und Zeit durch den Betrieb bestimmt. Der Ausbildungszweck prägt den Inhalt: Anleitung, Feedback, Rotationen und Lernphasen stehen neben produktiven Aufgaben. Der Betrieb schuldet eine sachgerechte Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten; Volontärinnen und Volontäre schulden eine lern- und leistungsbezogene Mitarbeit.

Vertragsgestaltung und typische Inhalte

Der Vertrag hält in der Regel fest: Beginn, Dauer und Probezeit; Arbeitsort und Arbeitszeit; Vergütung und Zusatzleistungen; Ausbildungsplan mit Stationen; Betreuungs- und Evaluationsmodalitäten; Regelungen zu Überstunden, Urlaub, Abwesenheiten; Vertraulichkeit, Datenschutz, Nutzungsrechte; Nebentätigkeit; Beendigung und Zeugnisse. Häufig existieren betriebliche Richtlinien oder tarifliche Vorgaben, die ergänzend gelten.

Dauer, Ablauf und Ausbildungsqualität

Übliche Dauer und Probezeit

Volontariate dauern häufig zwischen 12 und 24 Monaten. Eine Probezeit ist üblich. Die konkrete Ausgestaltung ergibt sich aus Vertrag, betrieblichen Standards oder kollektivrechtlichen Regelungen.

Ausbildungsplan, Mentoring, Rotationen

Kennzeichen eines qualifizierten Volontariats sind ein strukturierter Ausbildungsplan mit Lernzielen, betreute Rotationen durch relevante Bereiche, regelmäßiges Feedback, Schulungen, Workshops und ggf. externe Seminare. Mentoring und Zwischengespräche dienen der Überprüfung des Lernfortschritts und der Qualitätssicherung.

Nachweise und Zeugnisse

Am Ende steht typischerweise ein Abschlusszertifikat über Dauer, Stationen und erworbene Kompetenzen. Zusätzlich besteht Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, das Art und Leistung der Tätigkeit würdigt. Zwischenzeugnisse sind bei berechtigtem Interesse möglich.

Vergütung und sonstige Leistungen

Vergütungsmodelle und Tarifbindung

Volontariate werden meist monatlich vergütet. In einigen Branchen bestehen tarifliche oder betriebliche Vergütungsrahmen mit Staffelungen nach Ausbildungsfortschritt. Neben der Grundvergütung sind Sachleistungen, Zuschläge für besondere Zeiten und Erstattungen von Auslagen verbreitet.

Mindestentgelt und Ausnahmen

Je nach Ausgestaltung gilt das allgemeine Arbeitsentgeltrecht. Bei Volontariaten mit überwiegend produktiver Mitarbeit kann eine Entgeltuntergrenze anwendbar sein. Ausnahmekonstellationen können bestehen, etwa bei bestimmten Ausbildungsformen oder Vorerfahrungen. Die Bewertung hängt von Dauer, Ausbildungscharakter und tatsächlicher Durchführung ab.

Sachleistungen, Spesen, Weiterbildung

Nebenentgelte können Dienstgeräte, Fahrtkostenerstattungen, Verpflegungszuschüsse oder Fortbildungsbudgets umfassen. Einzelheiten regeln Vertrag, Betriebsvereinbarungen oder Tarifwerke.

Arbeitszeit, Urlaub und Abwesenheiten

Arbeitszeitmodelle und Überstunden

Gängig sind Vollzeitmodelle mit festen oder flexiblen Arbeitszeiten. In Medien und Kultur kommen Schicht-, Wochenend- und Veranstaltungsdienste vor. Überstunden setzen zumeist Anordnung oder Genehmigung voraus und werden durch Freizeit oder Zuschläge ausgeglichen, soweit vorgesehen.

Ruhezeiten, Pausen, Nacht- und Schichtarbeit

Schutzvorschriften zu Ruhezeiten und Pausen sind zu beachten. Nacht- und Schichtarbeit ist in einigen Bereichen üblich; entsprechende Ausgleichsregelungen können tariflich oder betrieblich bestimmt sein.

Urlaub, Krankheit, Mutterschutz, Elternzeit

Es bestehen Urlaubsansprüche, mindestens im gesetzlichen Rahmen. Bei Krankheit kann Entgeltfortzahlung bestehen. Schutzbestimmungen bei Schwangerschaft, nach der Geburt sowie während der Elternzeit sind zu berücksichtigen; Kündigungsschutz und Freistellungen können in diesen Phasen eine Rolle spielen.

Sozialversicherung und Steuern

Versicherungspflicht und Beiträge

Vergütete Volontariate sind regelmäßig in der Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung versicherungspflichtig. Beiträge werden anteilig getragen. Besonderheiten ergeben sich bei geringfügiger oder kurzfristiger Beschäftigung.

Unfallversicherung und Arbeitsschutz

Volontärinnen und Volontäre sind während der betrieblichen Tätigkeit gesetzlich unfallversichert. Der Betrieb hat Pflichten zum Arbeitsschutz, zur Unterweisung sowie zur Bereitstellung sicherer Arbeitsmittel, auch bei mobiler Arbeit.

Steuerliche Einordnung

Die Vergütung unterliegt in der Regel der Lohnsteuer. Freibeträge, Pauschalen und die Abführung erfolgen über die Entgeltabrechnung.

Mitbestimmung und Gleichbehandlung

Rechte gegenüber Betriebsrat oder Personalrat

In mitbestimmten Betrieben werden Volontariate durch kollektive Regelungen flankiert. Der Betriebs- oder Personalrat hat Informations- und Beteiligungsrechte, etwa bei Versetzungen, Arbeitszeitmodellen oder betrieblichen Ausbildungsgrundsätzen.

Gleichbehandlung und Antidiskriminierung

Benachteiligungen aus Gründen wie Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung, Alter oder sexueller Identität sind unzulässig. Dies gilt für Auswahl, Durchführung und Beendigung des Volontariats sowie für Vergütung und Weiterbildung.

Schutz vor Belästigung und Compliance

Betriebe haben Vorkehrungen gegen Belästigung, Mobbing und Rechtsverletzungen zu treffen. Interne Richtlinien, Ansprechstellen und Schulungen sind verbreitet.

Geistiges Eigentum, Urheber- und Nutzungsrechte

Entstehende Werke und Rechteübertragung

Texte, Bilder, Videos, Audios und Layouts können urheberrechtlich geschützt sein. In Arbeitsverhältnissen werden Nutzungsrechte regelmäßig vertraglich auf den Betrieb übertragen. Umfang, Dauer, Medienarten und Territorien sollten klar beschrieben sein.

Namensnennung und Persönlichkeitsrechte

Die Nennung von Urheberinnen und Urhebern kann vertraglich geregelt werden. Persönlichkeitsrechte, etwa am eigenen Bild oder an der Wort-/Namensnennung, sind zu beachten; branchenübliche Byline-Regeln können gelten.

Geheimhaltung und Datenschutz

Vertrauliche Informationen, Quellen, personenbezogene Daten sowie interne Vorgänge unterliegen Geheimhaltungs- und Datenschutzpflichten. Zugriffe, Aufbewahrung und Löschung richten sich nach betrieblichen Vorgaben.

Beendigung des Volontärverhältnisses

Ordentliche und außerordentliche Beendigung

Das Volontariat endet regelmäßig mit Fristablauf oder durch Kündigung. Außerordentliche Beendigungen setzen einen wichtigen Grund voraus. In größeren Betrieben kann allgemeiner Kündigungsschutz greifen; besondere Schutzbestimmungen bestehen in bestimmten Lebenslagen.

Kündigungsfristen und Probezeit

Kündigungsfristen ergeben sich aus Vertrag, betrieblichen Regelungen und gegebenenfalls Tarifrecht. Während der Probezeit gelten häufig verkürzte Fristen.

Zeugnisse und Rückgabe von Arbeitsmitteln

Zum Ende bestehen Ansprüche auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis und die Bestätigung der Ausbildungsinhalte. Dienstmittel, Daten und Unterlagen sind ordnungsgemäß zurückzugeben.

Nachvertragliche Wettbewerbsabreden

Wettbewerbsabreden nach Vertragsende sind nur wirksam, wenn sie angemessen begrenzt sind und eine Kompensation vorsehen. Sie müssen sich auf berechtigte betriebliche Interessen beschränken.

Besondere Konstellationen

Teilzeitvolontariat

Teilzeit ist möglich, wenn Ausbildungsziel und betriebliche Abläufe gewährleistet bleiben. Vergütung, Ausbildungsdauer und Einsatzzeiten werden entsprechend angepasst.

Auslandseinsätze und grenzüberschreitende Aspekte

Bei Einsätzen im Ausland stellen sich Fragen der anwendbaren Arbeits- und Sozialversicherungsordnungen, der Entsendevoraussetzungen sowie aufenthaltsrechtlicher Erlaubnisse. Steuerliche Besonderheiten können entstehen.

Minderjährige und Schutzvorschriften

Bei Minderjährigen gelten besondere Schutzstandards, insbesondere zu Arbeitszeit, Pausen, Nacht- und gefährlichen Tätigkeiten. Ärztliche Untersuchungen können vorgesehen sein.

Digitale und mobile Arbeit

Homeoffice, mobiles Arbeiten und digitale Redaktionssysteme sind verbreitet. Arbeitsschutz, Datenschutz, Arbeitszeiterfassung und Erreichbarkeit sind auch in diesen Formen zu berücksichtigen.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Volontärverhältnis?

Ein Volontärverhältnis ist ein befristetes Ausbildungsverhältnis mit arbeitsvertraglichem Charakter, in dem unter Anleitung praktische Berufskompetenzen erworben werden. Es verbindet produktive Mitarbeit mit einem strukturierten Ausbildungsplan.

Woran erkennt man den Ausbildungscharakter im Volontariat?

Typisch sind ein Ausbildungsplan, Rotationen, Mentoring, regelmäßiges Feedback und Schulungen. Die Lernziele sind festgelegt, und die Aufgaben dienen der Entwicklung beruflicher Fähigkeiten.

Besteht ein Anspruch auf Vergütung im Volontariat?

In der Praxis wird das Volontariat meist vergütet. Die Höhe richtet sich nach Vertrag, betrieblichen Regelungen oder Tarifwerken. Ob Entgeltuntergrenzen gelten, hängt von der konkreten Ausgestaltung ab.

Wie unterscheidet sich ein Volontariat von einem Praktikum?

Ein Praktikum ist oft kürzer und orientierend. Das Volontariat ist längerfristig, intensiver strukturiert und auf eine umfassende Qualifizierung mit klaren Lernzielen ausgerichtet.

Welche Sozialversicherungen gelten im Volontariat?

Vergütete Volontariate sind regelmäßig in Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung versicherungspflichtig. Zudem besteht gesetzlicher Unfallversicherungsschutz während der Tätigkeit.

Gilt Kündigungsschutz im Volontariat?

Je nach Betriebsgröße, Dauer des Arbeitsverhältnisses und individueller Situation kann allgemeiner oder besonderer Kündigungsschutz greifen. Kündigungsfristen ergeben sich aus Vertrag und gegebenenfalls kollektiven Regelungen.

Wem gehören die im Volontariat erstellten Inhalte?

Entstehen urheberrechtlich geschützte Werke, werden Nutzungsrechte in der Regel vertraglich auf den Betrieb übertragen. Umfang und Dauer der Rechteübertragung sind im Vertrag beschrieben.

Dürfen im Volontariat Überstunden anfallen?

Überstunden können anfallen, etwa bei Schicht- oder Veranstaltungsbetrieb. Voraussetzungen, Grenzen und Ausgleichsformen ergeben sich aus Vertrag, betrieblichen Regelungen oder Tarifwerken sowie aus arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben.