Legal Lexikon

Forderung

 

Definition des Begriffs „Forderung“

Der Begriff „Forderung“ bezeichnet im rechtlichen und wirtschaftlichen Kontext den Anspruch einer Person oder eines Unternehmens (Gläubiger), von einer anderen Person oder Organisation (Schuldner) eine bestimmte Leistung zu verlangen. Diese Leistung ist typischerweise auf Zahlung von Geld, aber auch auf Lieferung von Waren, Dienstleistungen oder sonstigen Handlungen gerichtet. Forderungen entstehen vielfach durch Verträge, gesetzliche Regelungen oder Rechtsgeschäfte und sind im Alltag sowie in der Wirtschaft von zentraler Bedeutung.

Eine Forderung stellt das Recht dar, von einem Schuldner die Erfüllung einer konkreten Verpflichtung einzufordern. Während der Gläubiger das Recht hat, die Leistung zu verlangen, ist der Schuldner zur Erfüllung verpflichtet.

Formelle und laienverständliche Definition

Formell:
Eine Forderung ist das subjektive Recht eines Gläubigers auf eine Leistung, die ihm durch Rechtsgeschäft oder Gesetz gegen einen Schuldner zusteht.

Laienverständlich:
Eine Forderung bedeutet, dass jemand das Recht hat, von einer anderen Person etwas zu bekommen, wie zum Beispiel Geld, Sachen oder eine bestimmte Handlung.


Allgemeiner Kontext und Relevanz von Forderungen

Forderungen spielen eine maßgebliche Rolle im Wirtschaftsleben, in der Verwaltung, im privaten und öffentlichen Recht sowie im täglichen Geschäftsverkehr. Sie ermöglichen den Austausch von Gütern und Dienstleistungen auf Kreditbasis und bilden die Grundlage zahlreicher Vertragsbeziehungen. Das Management von Forderungen ist insbesondere für Unternehmen von großer Bedeutung, um die eigene Liquidität sicherzustellen und mögliche Zahlungsausfälle zu vermeiden.


Typische Anwendungsfelder von Forderungen

Forderungen treten in unterschiedlichen Lebensbereichen auf, beispielsweise:

1. Rechtlicher Kontext

In rechtlicher Hinsicht regeln Forderungen das Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner. Typische Fälle sind:

  • Kaufverträge: Der Verkäufer hat eine Forderung auf den Kaufpreis gegenüber dem Käufer.
  • Mietverträge: Der Vermieter hat eine Forderung auf Zahlung der Miete gegenüber dem Mieter.
  • Werkverträge: Ein Handwerker hat eine Forderung auf Vergütung gegenüber dem Auftraggeber nach erbrachter Leistung.

2. Wirtschaftlicher Kontext

Im betrieblichen Rechnungswesen und in der Bilanzierung stellen Forderungen einen bedeutenden Aktivposten dar. Sie signalisieren Ansprüche auf zukünftigen Zahlungseingang und sind Teil des Umlaufvermögens. Beispiele:

  • Offene Kundenrechnungen in Unternehmen (Debitoren)
  • Lieferantenforderungen (Forderungen aus Lieferungen und Leistungen)
  • Darlehensforderungen (aus gewährten Krediten)

3. Verwaltung und Alltag

Im öffentlichen Bereich begegnet man Forderungen etwa als Steuernachforderungen oder Bußgeldforderungen. Im privaten Alltag entstehen Forderungen beispielsweise, wenn ein Privatdarlehen gewährt oder persönliche Gegenstände verliehen werden und eine Rückgabe oder Rückzahlung erwarten wird.


Gesetzliche Vorschriften und Regelungen zu Forderungen

Forderungen sind vor allem im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) umfassend geregelt. Zentrale Paragraphen und Regelungen sind:

Relevante Vorschriften

  • § 194 BGB – Gegenstand der Verjährung:

Definiert, welche Ansprüche (insbesondere Forderungen) verjähren können.

  • § 241 BGB – Pflichten aus dem Schuldverhältnis:

Schafft die Grundlage für Forderungen aus Rechtsgeschäften, insbesondere Leistungspflichten.

  • § 398 BGB – Abtretung einer Forderung (Zession):

Regelt, dass und unter welchen Bedingungen Forderungen an Dritte übertragen werden können.

  • § 362 BGB – Erlöschen einer Forderung durch Leistung:

Bestimmt, dass eine Forderung erlischt, wenn die geschuldete Leistung erbracht wird.

Institutionen

In Deutschland befassen sich Gerichte, insbesondere Zivilgerichte, mit Streitigkeiten rund um den Bestand, die Höhe oder die Durchsetzung von Forderungen. Sie sind beispielsweise für Mahnverfahren, Klagen auf Zahlung oder Zwangsvollstreckung zuständig.


Arten und Besonderheiten von Forderungen

Forderungen lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden. Bedeutende Arten sind:

Nach der Art der Leistung

  • Geldforderungen: Anspruch auf die Zahlung eines bestimmten Geldbetrages (z. B. Rechnungen).
  • Sachforderungen: Anspruch auf Herausgabe oder Lieferung einer bestimmten Sache.
  • Dienstleistungsforderungen: Anspruch auf Erbringung einer Dienstleistung oder Arbeit.

Nach der Entstehungsursache

  • Vertragliche Forderungen: Entstehen aus vertraglichen Vereinbarungen (z. B. Kaufvertrag).
  • Gesetzliche Forderungen: Entstehen kraft Gesetzes (z. B. Herausgabeanspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung).

Nach der Übertragbarkeit

  • Abtretbare Forderungen: Können durch Zession auf Dritte übertragen werden.
  • Nicht abtretbare Forderungen: Sind gesetzlich oder vertraglich von der Abtretung ausgeschlossen.

Typische Problematiken und Besonderheiten bei Forderungen

Im Umgang mit Forderungen treten regelmäßig bestimmte Herausforderungen auf:

1. Verzug und Verzugszinsen

Wird eine Forderung nach Fälligkeit trotz Mahnung nicht erfüllt, gerät der Schuldner in Verzug. Für diesen Zeitraum schuldet er gewöhnlich Verzugszinsen (§ 288 BGB) und gegebenenfalls weitere Kosten.

2. Verjährung von Forderungen

Forderungen unterliegen der gesetzlichen Verjährung. Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre ab dem Schluss des Jahres, in dem die Forderung entstanden ist (§ 195, § 199 BGB). Nach Ablauf der Verjährungsfrist kann der Gläubiger die Forderung in der Regel nicht mehr erfolgreich durchsetzen.

3. Durchsetzung und Vollstreckung

Bleibt der Schuldner die Leistung schuldig, stehen dem Gläubiger verschiedene Wege zur Verfügung:

  • Mahnverfahren zur schnellen Titulierung von Geldforderungen
  • Klageweg zur gerichtlichen Feststellung der Forderung
  • Zwangsvollstreckung zur zwangsweisen Realisierung bei titulierten Forderungen

4. Ausfallrisiko und Forderungsmanagement

Insbesondere Unternehmen begegnen dem Risiko des Forderungsausfalls (Insolvenz oder Zahlungsunfähigkeit des Schuldners) durch sorgfältiges Forderungsmanagement, Bonitätsprüfungen, Factoring oder den Abschluss von Kreditversicherungen.

5. Besonderheiten bei der Abtretung (Zession)

Bei der Übertragung von Forderungen auf einen Dritten müssen gesetzliche oder vertragliche Abtretungsverbote beachtet werden. Außerdem sind Vorschriften zur Anzeige und zum Nachweis der Abtretung zu beachten.


Beispiele für die Anwendung von Forderungen

Nachfolgend werden praktische Anwendungsfälle skizziert:

  • Eine Privatperson leiht einer anderen Person 500 Euro. Die entstandene Forderung auf Rückzahlung kann innerhalb von drei Jahren gerichtlich geltend gemacht werden.
  • Ein Unternehmen stellt einem Kunden eine Rechnung über eine gelieferte Ware. Bis zur Bezahlung handelt es sich um eine Forderung aus Lieferung und Leistung.
  • Ein Vermieter hat eine Forderung auf Mietzahlung, die monatlich fällig wird.
  • Die Finanzbehörde erhebt eine Steuerforderung gegenüber einer steuerpflichtigen Person.

Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte zur Forderung

Forderungen sind im rechtlichen und wirtschaftlichen Sinne Ansprüche auf eine Leistung, die einem Gläubiger gegen einen Schuldner zustehen. Sie entstehen typischerweise durch Verträge oder gesetzliche Bestimmungen und werden im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) umfassend geregelt. Forderungen sind ein zentrales Element des Wirtschaftslebens, spiegeln den Zahlungs- und Leistungsaustausch zwischen Parteien wider und bedürfen sorgfältigen Managements, um Verluste und Verjährungen zu vermeiden. Besondere Aufmerksamkeit verdienen Aspekte wie Verjährung, Verzug, Durchsetzung und Übertragbarkeit von Forderungen sowie das Risiko von Zahlungsausfällen.


Hinweise zur Relevanz von Forderungen

Der Begriff Forderung ist besonders relevant für:

  • Unternehmen und Unternehmer, die regelmäßig Waren oder Dienstleistungen auf Rechnung anbieten
  • Privatpersonen bei der Durchsetzung von Zahlungsansprüchen oder Rückforderungen
  • Organisationen und Institutionen im Bereich des Forderungsmanagements
  • Rechtsanwendung in Verwaltung und Justiz, insbesondere im Rahmen von Zahlungs-, Mahn- oder Vollstreckungsverfahren

Ein umfassendes Verständnis der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Forderungen trägt wesentlich zur Vermeidung von Zahlungsausfällen und zur effizienten Organisation von Geschäftsprozessen bei.

Häufig gestellte Fragen

Was versteht man unter einer Forderung?

Eine Forderung beschreibt das Recht eines Gläubigers gegenüber einem Schuldner auf eine bestimmte Leistung, meist die Zahlung eines Geldbetrags, aber auch andere Leistungen wie Warenlieferungen oder Dienstleistungen sind möglich. Forderungen entstehen häufig im Rahmen von Verträgen, beispielsweise durch den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen auf Rechnung. In der Buchhaltung werden Forderungen als Vermögenswerte auf der Aktivseite der Bilanz geführt, sofern ein Rechtsanspruch besteht und die Realisierung der Zahlung wahrscheinlich ist. Forderungen können kurzfristig oder langfristig sein, je nachdem, wann die Erfüllung des Zahlungsanspruchs erwartet wird. Sie sind ein wichtiger Indikator für die Liquidität eines Unternehmens, da sie zukünftige Zahlungseingänge widerspiegeln.

Welche Arten von Forderungen gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Forderungen, die sich nach Ursprung, Fristigkeit und rechtlicher Ausgestaltung unterscheiden. Zu den wichtigsten zählen die Lieferforderungen (Forderungen aus Lieferungen und Leistungen), welche aus gewöhnlichen Geschäftsbeziehungen resultieren, sowie Darlehensforderungen, bei denen es um Ansprüche aus gewährten Krediten geht. Weiterhin existieren Steuerforderungen, Forderungen gegenüber Mitarbeitern oder gegenüber anderen verbundenen Unternehmen. Zudem unterscheidet man zwischen kurzfristigen Forderungen (unter einem Jahr) und langfristigen Forderungen (über einem Jahr), was für die Bilanzierung und Liquiditätsplanung eine wichtige Rolle spielt.

Wie werden Forderungen in der Bilanz bewertet?

Forderungen werden in der Bilanz grundsätzlich mit ihrem Nennwert, also dem Betrag, der beim Schuldner eingefordert werden kann, angesetzt. Allerdings sind bei der Bewertung auch Ausfallrisiken sowie Zweifel an der Einbringlichkeit zu berücksichtigen. Deshalb werden meist Einzelwertberichtigungen für konkret gefährdete Forderungen sowie Pauschalwertberichtigungen für allgemeine Ausfallrisiken vorgenommen. Diese Korrekturen mindern den Wert der Forderungen in der Bilanz und spiegeln so die realistische Wahrscheinlichkeit eines Zahlungseingangs wider. Auch Forderungen in Fremdwährung müssen am Bilanzstichtag zum aktuellen Wechselkurs umgerechnet werden.

Was passiert, wenn eine Forderung uneinbringlich wird?

Wird absehbar, dass eine Forderung gar nicht oder nur teilweise bezahlt wird, spricht man von einer uneinbringlichen Forderung. In solchen Fällen ist eine Wertberichtigung bzw. eine vollständige Abschreibung vorzunehmen. Die Forderung wird in der Buchhaltung ausgebucht und als Aufwand, meist unter „sonstige betriebliche Aufwendungen“ oder „Abschreibungen auf Forderungen“, erfasst. Steuerlich können solche Verluste geltend gemacht werden, sofern nachgewiesen werden kann, dass die Forderung tatsächlich uneinbringlich ist (etwa durch Insolvenz des Schuldners oder vergebliche Vollstreckungsversuche).

Wie kann ein Unternehmen das Ausfallrisiko bei Forderungen minimieren?

Unternehmen haben verschiedene Möglichkeiten, das Risiko von Forderungsausfällen zu senken. Dazu zählt die Bonitätsprüfung von Geschäftspartnern vor Vertragsschluss, die Nutzung von Anzahlungen oder Vorkasse, oder die Vereinbarung von Sicherheiten wie Bürgschaften oder Eigentumsvorbehalt. Auch das konsequente Forderungsmanagement, beispielsweise durch zeitnahe Rechnungsstellung, regelmäßigen Mahnlauf und Überwachung offener Posten, trägt zur Minimierung des Ausfallrisikos bei. Zusätzlich ist es möglich, Forderungen an spezielle Inkasso-Unternehmen zu übergeben oder Forderungsausfallversicherungen abzuschließen.

Was versteht man unter Factoring im Zusammenhang mit Forderungen?

Factoring ist eine spezielle Finanzierungsform, bei der ein Unternehmen seine offenen Forderungen an einen sogenannten Factor (in der Regel eine Bank oder ein Finanzdienstleister) verkauft. Im Gegenzug erhält das Unternehmen sofort einen Großteil des Rechnungsbetrags (meist 80-90%). Der Factor übernimmt das Ausfallrisiko und das Inkasso der Forderung. Dadurch verbessert sich die Liquidität des Unternehmens unmittelbar und das Ausfallrisiko wird auf den Factor übertragen. Factoring kann insbesondere in Branchen mit hohem Forderungsvolumen oder langen Zahlungszielen sinnvoll sein.

Wie wirkt sich das Forderungsmanagement auf die Liquidität eines Unternehmens aus?

Effektives Forderungsmanagement ist ein wesentlicher Faktor für die Sicherung der Unternehmensliquidität. Schnelle Rechnungsstellung, kurze Zahlungsziele und konsequentes Mahnwesen führen dazu, dass Außenstände zügig beglichen werden und Mittel schnell wieder dem Unternehmen zur Verfügung stehen. Ein gutes Forderungsmanagement hilft, die Finanzierungsbedarfe zu reduzieren, den Cashflow zu verbessern und das Unternehmen finanziell stabil zu halten. Schlechte Organisation in diesem Bereich kann hingegen zu Zahlungsausfällen, Liquiditätsengpässen und im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen.