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Ausschreibung zur Fahndung

Begriff und Zweck der Ausschreibung zur Fahndung

Eine Ausschreibung zur Fahndung ist ein behördlicher Eintrag in polizeiliche oder grenzpolizeiliche Informationssysteme, der sicherstellt, dass Personen oder Sachen bei Kontrollen, Ermittlungen oder Grenzübertritten erkannt und standardisierte Maßnahmen ausgelöst werden. Sie dient der Strafverfolgung, der Abwehr von Gefahren sowie der Unterstützung von Gerichten und anderen Behörden. Durch die Ausschreibung erhalten befugte Stellen im In- und Ausland Hinweise, wie im Antreffensfall vorzugehen ist (etwa Identitätsfeststellung, Festnahme, Sicherstellung oder verdeckte Beobachtung).

Zuständige Stellen und Informationssysteme

Nationale Systeme

In Staaten mit föderalen oder zentralen Polizeistrukturen führen Polizeibehörden, Strafverfolgungsbehörden und Sicherheitsbehörden nationale Fahndungssysteme. In Deutschland erfolgt die Verarbeitung typischerweise in bundesweit vernetzten polizeilichen Informationssystemen. Neben der Polizei können je nach Zweck auch Zoll- und Grenzbehörden sowie Justizbehörden Ausschreibungen veranlassen.

Europäische und internationale Systeme

Für grenzüberschreitende Zwecke werden Ausschreibungen in europäische und internationale Netzwerke eingespeist. In Europa ist das Schengener Informationssystem (SIS) von besonderer Bedeutung; weltweit bestehen Interpol-Fahndungsstrukturen mit standardisierten Hinweisformaten. Die Einspeisung erfolgt über nationale Kontaktstellen, die zugleich die Qualitätssicherung, Priorisierung und rechtliche Zulässigkeit prüfen.

Formen der Ausschreibung

Personenfahndung

Einträge zu Personen können sich auf Beschuldigte, verurteilte Personen, Zeugen, vermisste oder hilflose Personen sowie Personen beziehen, von denen erhebliche Gefahren ausgehen könnten. Je nach Zweck werden unterschiedliche Maßnahmen hinterlegt.

Sachfahndung

Fahndungen nach Gegenständen betreffen insbesondere Fahrzeuge, Ausweise, Reisedokumente, Waffen, technische Geräte, Zahlungsmittel oder sonstige beweiserhebliche Sachen. Ziel ist die Sicherstellung, Sicherung von Beweismitteln oder Rückführung an Berechtigte.

Aufenthaltsermittlung

Bei der Aufenthaltsermittlung wird die aktuelle Anschrift oder der Aufenthaltsort einer Person für Zustellungen, Ladungen oder weitere Verfahrensschritte ermittelt. Die Maßnahme zielt auf Kontaktaufnahme, nicht auf Freiheitsentzug.

Ausschreibung zur Festnahme

Eine Festnahmeausschreibung dient dazu, eine Person anzuhalten und einer Justizbehörde zuzuführen, häufig aufgrund eines bestehenden Haftbefehls oder zur Sicherstellung einer Hauptverhandlung oder Strafvollstreckung. Im internationalen Bereich bestehen dafür abgestimmte Verfahren und Übermittlungswege.

Ausschreibung zur verdeckten Kontrolle

Bei verdeckten Maßnahmen sollen kontrollierende Beamtinnen und Beamte Beobachtungen dokumentieren, ohne die betroffene Person zu informieren. Ziel ist die Gewinnung von Erkenntnissen über Reisebewegungen, Kontakte, Fahrzeuge oder Begleitpersonen.

Voraussetzungen und Verfahren

Anordnung und Dokumentation

Voraussetzung ist ein konkreter Zweck, der die Speicherung und Nutzung personenbezogener Daten erforderlich macht. Die anordnende Stelle legt den Zweck, die zu ergreifenden Maßnahmen, die Dringlichkeit und die Dauer fest. Die Einspeisung erfolgt über festgelegte organisatorische Kanäle, inklusive nachvollziehbarer Dokumentation der Entscheidungsgrundlage.

Prüf- und Speicherfristen

Für Ausschreibungen gelten zeitliche Grenzen und regelmäßige Überprüfungen. Die Frist richtet sich nach Zweck, Eingriffsintensität und fortbestehendem Bedarf. Vor Ablauf der Frist ist zu prüfen, ob die Ausschreibung fortbestehen darf; ohne fortdauernden Zweck ist sie zu löschen. Verlängerungen sind nur bei fortbestehender Erforderlichkeit zulässig.

Aktualisierung und Löschung

Die Daten müssen zutreffend, aktuell und zweckbezogen sein. Wird der Zweck erreicht, entfällt oder ändert sich, ist die Ausschreibung anzupassen oder zu löschen. Löschung und Änderungen werden protokolliert und an alle betroffenen Systeme übermittelt, damit Doppelungen oder „verwaiste“ Einträge vermieden werden.

Rechte der betroffenen Person

Auskunftsrecht mit Einschränkungen

Grundsätzlich besteht ein Recht auf Auskunft über gespeicherte Daten. Dieses Recht kann aus Gründen laufender Ermittlungen, der Gefahrenabwehr oder zum Schutz Dritter eingeschränkt sein. In solchen Fällen kann die Auskunft teilweise, zeitversetzt oder übergeordnete Informationen enthalten.

Berichtigung und Löschung

Unrichtige oder unvollständige Daten sind zu berichtigen. Ist die Speicherung unzulässig oder der Zweck entfallen, besteht ein Anspruch auf Löschung. Zuständig ist die Stelle, die die Ausschreibung veranlasst hat; Aufsichtsgremien und Datenschutzstellen überwachen die Einhaltung.

Rechtsschutz und Beschwerdewege

Gegen Maßnahmen aufgrund einer Ausschreibung stehen Rechtsbehelfe offen. Zusätzlich ist eine Beschwerde bei unabhängigen Aufsichtsstellen des Datenschutzes möglich. Für grenzüberschreitende Systeme bestehen koordinierte Verfahren zwischen den beteiligten Staaten.

Folgen einer Ausschreibung

Maßnahmen bei Antreffen

Die im System hinterlegte Maßnahme bestimmt das Vorgehen: von der Identitätsfeststellung und Befragung über Sicherstellungen bis zur Festnahme. Die handelnden Kräfte prüfen Identität, prüfen die Ausschreibungsdetails und setzen die hinterlegten Anweisungen um.

Auswirkungen auf Reisen und Kontrollen

Ausschreibungen können bei Grenzübertritten, Flughafen- oder Verkehrskontrollen zu Verzögerungen, genaueren Prüfungen oder Maßnahmen führen. Bei internationalen Einträgen werden auch ausländische Behörden tätig, soweit sie zuständig und befugt sind.

Datenweitergabe und Zweckbindung

Die Nutzung der Daten ist zweckgebunden. Eine Weitergabe an andere Stellen ist nur zulässig, wenn sie vom ursprünglichen Zweck gedeckt oder ausdrücklich vorgesehen ist. Abrufe und Maßnahmen werden protokolliert und unterliegen Kontrollmechanismen.

Abgrenzungen und verwandte Begriffe

Öffentliche Fahndung vs. Ausschreibung

Die Ausschreibung zur Fahndung ist ein nichtöffentlicher Eintrag in behördlichen Systemen. Eine öffentliche Fahndung richtet sich an die Bevölkerung, etwa durch Bilder oder Hinweise in Medien. Beide Formen können nebeneinander bestehen, verfolgen jedoch unterschiedliche Kommunikationswege.

Interne Hinweise

Neben förmlichen Ausschreibungen existieren interne Hinweise, etwa zu Kontaktaufnahme oder erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Diese lösen in der Regel keine Eingriffe wie Festnahmen aus, sondern dienen der Information und Eigensicherung.

Datenschutz und Kontrolle

Grundsätze

Für Ausschreibungen gelten die Grundsätze der Erforderlichkeit, Verhältnismäßigkeit, Richtigkeit, Zweckbindung und Speicherbegrenzung. Nur die Daten, die für den festgelegten Zweck nötig sind, dürfen verarbeitet werden.

Protokollierung und Aufsicht

Zugriffe und Maßnahmen werden protokolliert. Interne Revisionen, Datenschutzaufsichten und qualitätssichernde Stellen überwachen die Rechtmäßigkeit, Aktualität und Notwendigkeit der Einträge, auch im internationalen Datenaustausch.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was bedeutet „Ausschreibung zur Fahndung“?

Es handelt sich um einen behördlichen Eintrag, der sicherstellt, dass Personen oder Sachen bei Kontrollen erkannt werden und festgelegte Maßnahmen ausgelöst werden, etwa Identitätsfeststellung, Sicherstellung oder Festnahme.

Wer ordnet eine Ausschreibung an und auf welcher Grundlage?

Zuständig sind in der Regel Polizeibehörden, Strafverfolgungs- oder Justizbehörden. Grundlage ist ein konkreter Zweck wie Strafverfolgung, Gefahrenabwehr oder Vollstreckung, der die Speicherung und Maßnahme erforderlich macht.

Wie lange bleibt eine Ausschreibung gespeichert?

Die Dauer richtet sich nach dem Zweck und unterliegt regelmäßigen Überprüfungen. Ohne fortbestehenden Bedarf ist die Ausschreibung zu löschen; Verlängerungen kommen nur bei weiterhin bestehender Erforderlichkeit in Betracht.

Darf eine betroffene Person von der Ausschreibung erfahren?

Es besteht ein grundsätzliches Auskunftsrecht, das jedoch eingeschränkt sein kann, wenn die Information Ermittlungen gefährden, Gefahrenlagen verstärken oder Rechte Dritter beeinträchtigen würde.

Welche Folgen hat eine Ausschreibung bei einer Kontrolle?

Je nach hinterlegter Maßnahme kann es zu Identitätsfeststellung, Befragung, Sicherstellung von Gegenständen oder Festnahme kommen. Das Vorgehen richtet sich nach dem im System vermerkten Zweck und den Anweisungen.

Wie wird eine Ausschreibung aktualisiert oder gelöscht?

Die veranlassende Stelle prüft regelmäßig Richtigkeit und Notwendigkeit. Entfällt der Zweck oder sind Daten unzutreffend, wird die Ausschreibung berichtigt oder gelöscht und die Änderung in allen betroffenen Systemen nachvollzogen.

Gelten für internationale Ausschreibungen besondere Regeln?

Ja, bei europäischen und weltweiten Systemen gelten abgestimmte Verfahren und Zuständigkeiten. Nationale Kontaktstellen koordinieren Einspeisung, Qualitätssicherung, Maßnahmenhinweise und die Beendigung von Einträgen.