Legal Lexikon

airbnb


Begriff und Funktionsweise von Airbnb

Airbnb ist eine internationale Online-Plattform, die es Privatpersonen und Unternehmen ermöglicht, Unterkünfte aller Art – von einzelnen Zimmern über Wohnungen bis zu ganzen Häusern – zeitlich befristet an Dritte zu vermieten oder selbst zu mieten. Die Vermittlungsplattform wurde 2008 in den USA gegründet und ist heute in über 220 Ländern aktiv. Betrieb und Nutzung erfolgen unmittelbar über das Internet, was grenzüberschreitende Dienstleistungen und zahlreiche rechtliche Fragestellungen mit sich bringt.

Rechtliche Einordnung der Plattform Airbnb

Vertragsrechtliche Grundlagen

Vertragsverhältnis zwischen Vermieter und Mieter

Im Rahmen jeder Buchung auf Airbnb entsteht ein Vertragsverhältnis zwischen dem Unterkunftsanbieter („Gastgeber“) und dem Unterkunftssuchenden („Gast“). Die Plattform tritt dabei als Vermittler auf und stellt die technische Infrastruktur sowie Zahlungsabwicklung bereit. Das Mietverhältnis richtet sich grundsätzlich nach den landesspezifischen zivilrechtlichen Regelungen zu Miet-, Pacht- oder Beherbergungsverträgen.

Stellung von Airbnb als Vermittler

Airbnb übernimmt rechtlich betrachtet die Rolle eines Vermittlers zwischen Vermieter und Mieter. Die Plattform ist jedoch regelmäßig keine Partei des eigentlichen Mietvertrags, sondern fungiert als technischer Dienstleister. Diese Vermittlerrolle bewirkt, dass Ansprüche aus dem Beherbergungsvertrag in der Regel nicht direkt gegenüber Airbnb, sondern gegenüber dem Gastgeber oder Gast geltend gemacht werden müssen.

Gewerberechtliche Aspekte

Abgrenzung zwischen privater und gewerblicher Vermietung

Die Abgrenzung, ob es sich um eine private oder gewerbliche Vermietung handelt, ist ausschlaggebend für die Anwendbarkeit unterschiedlichster Rechtsnormen. Eine gewerbliche Tätigkeit liegt etwa dann vor, wenn die Vermietung regelmäßig, auf Dauer angelegt und mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben wird. Dies zieht gewerberechtliche Pflichten nach sich, wie die Pflicht zur Gewerbeanmeldung und die Einhaltung spezifischer Vorschriften, beispielsweise zum Verbraucherschutz oder zur Meldepflicht.

Mietrechtliche Beschränkungen

Wohnraummietrecht und Zweckentfremdungsverbote

In vielen Städten, insbesondere in Deutschland, existieren spezielle Gesetze zum Schutz des Wohnraums, etwa das Zweckentfremdungsverbot. Dieses untersagt die kurzfristige Vermietung von eigentlich dauerhaft vermietetem Wohnraum ohne entsprechende Genehmigung. Die kurzfristige Überlassung von Wohnraum über Airbnb kann dabei regelmäßig eine genehmigungspflichtige Zweckentfremdung darstellen. Verstöße gegen das Zweckentfremdungsverbot werden mit Bußgeldern belegt und können Unterlassungsverfügungen nach sich ziehen.

Zustimmung des Vermieters und Nachbarschaftsrechte

Mieter, die ihre Wohnung über Airbnb untervermieten möchten, benötigen in der Regel die ausdrückliche Zustimmung ihres Vermieters. Fehlt diese, drohen zivilrechtliche Konsequenzen wie Abmahnung oder Kündigung des Mietvertrags. Weiterhin sind nachbarrechtliche Bestimmungen zu beachten, insbesondere wenn durch die Airbnb-Nutzung regelmäßig wechselnde Gäste im Gebäude untergebracht werden.

Steuerrechtliche Rahmenbedingungen

Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung

Die Einkünfte, die aus der Vermietung von Wohnraum über Airbnb erzielt werden, unterliegen grundsätzlich der Einkommensteuer. Werden bestimmte Umsatzgrenzen überschritten, kann auch eine Umsatzsteuerpflicht für die kurzfristige Vermietung entstehen. Anbieter sind verpflichtet, sämtliche Einnahmen ordnungsgemäß zu deklarieren und entsprechende Steuererklärungen abzugeben.

Meldepflichten und Auskunftsersuchen gegenüber Behörden

Seit der Umsetzung der sog. DAC-7-Richtlinie sind digitale Plattformbetreiber in der EU verpflichtet, relevante Umsatz- und Personendaten an die zuständigen Steuerbehörden weiterzuleiten, um Steuerhinterziehung zu verhindern. Dies betrifft sowohl Gastgeber als auch Gäste und eröffnet Behörden einen direkten Zugriff auf steuerlich relevante Daten.

Ordnungsrechtliche und baurechtliche Aspekte

Auflagen durch das Gaststättenrecht

Die wiederholte, kurzfristige Vermietung kann als Beherbergungsgewerbe eingestuft werden, welches den Vorschriften des Gaststättenrechts unterliegt. Hierzu zählen unter anderem Brandschutzauflagen, Hygienevorschriften und Anforderungen an die bauliche Nutzung des Objekts.

Baurechtliche Anforderungen

Nicht jeder Wohnraum darf ohne weiteres gewerblich oder zur Kurzzeitvermietung genutzt werden. Kommunale Bebauungspläne oder Landesbauordnungen können Beschränkungen oder Nutzungsänderungen vorsehen, die genehmigungspflichtig sind. Eine Umnutzung ohne entsprechende Erlaubnis kann zur Untersagung der Kurzzeitvermietung führen.

Datenschutzrechtliche Fragestellungen

Als digitale Vermittlungsplattform verarbeitet Airbnb eine Vielzahl personenbezogener Daten. Die Verarbeitung, Speicherung und Übertragung dieser Daten unterliegt der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Nutzer – sowohl Gastgeber als auch Gäste – haben umfangreiche Rechte auf Auskunft, Löschung und Berichtigung ihrer personengebundenen Daten.

Verbraucherschutzrechtliche Bestimmungen

Im Rahmen der Nutzung von Airbnb sind zahlreiche Vorschriften des Verbraucherschutzrechts zu beachten. Hierzu zählen Transparenzanforderungen hinsichtlich der Buchungsbedingungen, des Preises sowie der Möglichkeiten zum Rücktritt und zur Stornierung. Die Plattform ist verpflichtet, alle relevanten Informationen klar und verständlich zur Verfügung zu stellen.

Rechtsprechung und aktuelle Entwicklungen

Die Angebote von Airbnb sind regelmäßig Gegenstand nationaler und europäischer Gerichtsurteile. In Deutschland und weiteren EU-Staaten hat die Rechtsprechung im Zusammenhang mit dem Zweckentfremdungsverbot, Datenschutz, Steuerpflichten und Verbraucherrechten bereits zahlreiche Grundsatzentscheidungen getroffen. Auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat mehrfach die Rolle von Airbnb als Online-Vermittler bewertet und deren rechtliche Pflichten in verschiedenen Urteilen klargestellt.

Zusammenfassung

Airbnb ist eine Vermittlungsplattform, deren Nutzung eine Vielzahl rechtlicher Anforderungen aus unterschiedlichen Rechtsgebieten mit sich bringt. Zu den wichtigsten Aspekten zählen mietrechtliche und gewerberechtliche Vorschriften, steuerrechtliche Pflichten, baurechtliche und ordnungsrechtliche Anforderungen, datenschutzrechtliche Vorgaben sowie Regelungen zum Verbraucherschutz. Sowohl Anbieter als auch Nutzer sollten sich daher intensiv mit den jeweils anwendbaren gesetzlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen, um Rechtsverstöße und Strafbarkeiten zu vermeiden. Die permanente Weiterentwicklung der Gesetzgebung sowie die aktuelle Rechtsprechung beeinflussen die Durchsetzung und Handhabung der Pflichten im Zusammenhang mit der Nutzung von Airbnb erheblich.

Häufig gestellte Fragen

Muss ich als Vermieter eines Airbnb-Objekts eine Genehmigung von der zuständigen Behörde einholen?

Als Vermieter eines Airbnb-Objekts in Deutschland ist in vielen Fällen eine behördliche Genehmigung erforderlich. Die Notwendigkeit und Art der Genehmigung hängen vom jeweiligen Bundesland und der Kommune ab, da das sogenannte Zweckentfremdungsverbot (meistens für Großstädte wie Berlin, München, Hamburg oder Frankfurt relevant) Anwendung findet. Das Zweckentfremdungsverbot regelt, ob Wohnraum in Ferienwohnungen umgewandelt und kurzzeitig vermietet werden darf. Liegt eine solche Satzung vor, muss meist ein Antrag auf Zweckentfremdung gestellt werden, der nur unter bestimmten Voraussetzungen positiv beschieden wird, etwa wenn die Wohnung nicht dem angespannten Wohnungsmarkt entzogen wird oder nur eine geringfügige Nutzung als Ferienwohnung erfolgt. Bei Verstößen drohen empfindliche Bußgelder bis zu mehreren Tausend Euro. Neben dem Zweckentfremdungsverbot müssen je nach Art des Objekts eventuell weitere Genehmigungen eingeholt werden, beispielsweise eine Baugenehmigung oder die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft bei Eigentumswohnungen. Eine genaue Prüfung der örtlichen Satzungen und Rücksprache mit dem Amt für Wohnungswesen sind unerlässlich.

Welche Pflichten habe ich als Airbnb-Vermieter in Bezug auf das Meldegesetz?

Für Vermieter besteht die Pflicht, ihren Gästen gemäß Bundesmeldegesetz (§29 ff. BMG) bei der Ankunft einen Meldeschein vorzulegen und sich die Angaben durch den Gast bestätigen zu lassen. Der Gastgeber muss Sammelmeldescheine für die Kurzzeitunterkunft ausfüllen und diese ein Jahr aufbewahren. Das betrifft in der Regel Aufenthalte unter acht Wochen. Der Meldeschein muss folgende Informationen enthalten: Name, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Adresse des Hauptwohnsitzes, Ankunfts- und Abreisedatum. Nicht in allen Bundesländern ist eine formelle Anmeldung bei der Meldebehörde notwendig, wohl aber die Dokumentation und Aufbewahrung der Meldescheine für die Kontrollzwecke von Behörden. Bei Verstoß drohen Bußgelder gemäß §54 BMG.

Wie sieht die steuerliche Verpflichtung bei der Vermietung über Airbnb aus?

Die Einkünfte aus der Vermietung über Airbnb sind grundsätzlich steuerpflichtig nach dem Einkommensteuergesetz (§21 EStG „Vermietung und Verpachtung“). Jeder Vermieter muss seine Einnahmen sowie relevante Ausgaben (z.B. Reinigungs-, Renovierungskosten, anteilige Nebenkosten) sorgfältig dokumentieren und diese in der Einkommensteuererklärung angeben. Je nach Höhe der Einnahmen kann bei regelmäßigem Überschreiten bestimmter Grenzen auch eine Gewerbeanmeldung erforderlich sein, im Einzelfall ist dies mit einem Steuerberater zu prüfen. Zusätzlich kann die Umsatzsteuerpflicht bestehen, wenn die Jahresumsatzgrenze (bis 22.000 Euro/Kleinunternehmerregelung laut §19 UStG) überschritten wird. In touristischen Regionen fällt häufig auch eine zusätzliche Steuer wie die Bettensteuer, Tourismus- oder Kulturförderabgabe an, die abgeführt werden muss. Verstöße gegen die Steuerpflichten werden als Steuerhinterziehung geahndet und können strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Welche mietrechtlichen Einschränkungen gelten bei der Untervermietung meiner Wohnung über Airbnb?

Mieter, die ihre Wohnung über Airbnb untervermieten möchten, benötigen ausnahmslos die ausdrückliche Genehmigung des Vermieters (§540 BGB). Ohne diese kann dem Mieter fristlos gekündigt werden. Eine vollständige Überlassung der Wohnung oder eine wechselnde Untervermietung an Dritte gilt oftmals als vertragswidrig, insbesondere wenn dadurch eine gewerbliche Nutzung vorliegt. Viele Mietverträge schließen eine Untervermietung zu touristischen Zwecken aus. Zudem können Hausordnungen und Gemeinschaftsordnungen weitere Einschränkungen vorsehen. Auch bei Eigentumswohnungen ist meist eine Zustimmung der Eigentümergemeinschaft vorgeschrieben, da vermehrte Fremdenbelegung als „Zweckentfremdung“ des Wohnraums angesehen werden kann und ein Sondernutzungsrecht darstellen könnte.

Welche Haftungsrisiken bestehen für den Gastgeber im Schadensfall?

Im Schadensfall haftet der Gastgeber grundsätzlich gemäß der allgemeinen deliktischen Haftung (§§823 ff. BGB), wenn er seine Verkehrssicherungspflichten verletzt hat, beispielsweise wegen mangelhafter Sicherung der Unterkunft oder defektem Inventar. Außerdem kann er für Schäden an der Mietsache oder Dritten durch seine Gäste haftbar gemacht werden, unter anderem nach §536a BGB (Schadensersatzpflicht des Vermieters bei Mängeln). Es wird dringend empfohlen, eine geeignete Haftpflichtversicherung abzuschließen, die ausdrücklich die Vermietung an kurzfristige Gäste einschließt (z.B. spezielle Airbnb-Versicherung oder Ergänzungen in der privaten Haftpflicht). Schäden am Eigentum durch Gäste werden zudem teilweise von der Airbnb-eigenen „Host-Garantie“ gedeckt, diese ersetzt jedoch nicht alle Schäden und ist rechtlich limitiert.

Inwiefern ist die DSGVO bei der Vermietung über Airbnb zu beachten?

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verpflichtet den Gastgeber als Verantwortlichen, personenbezogene Daten der Gäste (z.B. Name, Adresse, Zahlungsdaten) gesetzeskonform zu verarbeiten und zu schützen. Eine Datenverarbeitung darf nur erfolgen, wenn eine gesetzliche Grundlage oder eine Einwilligung vorliegt. Der Gastgeber muss die Gäste über die Art, den Zweck und die Dauer der Datenspeicherung informieren und ihnen auf Anfrage Auskunft über die gespeicherten Informationen erteilen. Zudem sind die Daten gegen unbefugten Zugriff, Verlust oder Missbrauch zu sichern. Die Weitergabe von Daten an Dritte ist nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig, etwa wenn Behörden dies verlangen. Für Verstöße drohen erhebliche Bußgelder.

Welche besonderen Pflichten bestehen im Hinblick auf Brandschutz und Sicherheit?

Für private wie gewerbliche Vermietung über Airbnb gelten die Anforderungen des Baurechts und der jeweiligen Landesbauordnung, insbesondere hinsichtlich Brandschutz (z.B. Pflicht zur Installation von Rauchmeldern, Anforderungen an Fluchtwege, Feuerlöscher in bestimmten Objekten). Je nach Umfang der Vermietung kann das Objekt als Beherbergungsbetrieb einzustufen sein, was erhöhte organisatorische und bauliche Sicherheitsauflagen mit sich bringt. Die Verkehrssicherungspflicht umfasst, dass Gastgeber regelmäßig prüfen und gewährleisten müssen, dass von der Unterkunft keine Gefahr für Leib und Leben der Gäste ausgeht. Zuwiderhandlungen können zu Bußgeldern, zur Untersagung der Vermietung oder sogar zu strafrechtlichen Konsequenzen führen.


Sollte eine weitere Frage aus anderen Rechtsbereichen oder für ein anderes Land gewünscht sein, bitte konkretisieren.