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Accounting


Begriffserläuterung und Grundsätzliches zum Accounting

Accounting (deutsch: Rechnungswesen oder Buchführung) bezeichnet sämtliche Prozesse, Verfahren und Systeme zur systematischen Erfassung, Darstellung, Auswertung und Überwachung finanzieller und nicht-finanzieller Geschäftsvorgänge in einer Organisation. Wesentliche Aufgaben des Accountings bestehen in der Dokumentation wirtschaftlicher Aktivitäten, der Rechenschaftslegung gegenüber Stakeholdern sowie der Bereitstellung von Entscheidungsgrundlagen für die Unternehmensleitung.

Das Accounting ist eng mit einer Vielzahl rechtlicher Vorschriften und Normen verknüpft, die die Erfassung, Aufbewahrung und Offenlegung von Informationen betreffen. Im rechtlichen Kontext wird Accounting sowohl von nationalen als auch von internationalen Regelwerken geprägt.

Rechtliche Grundlagen und Vorschriften

Nationale Rechtsquellen

Handelsrechtliche Vorschriften

In Deutschland sind die wesentlichen Anforderungen an das Accounting im Handelsgesetzbuch (HGB) geregelt. Nach §§ 238 ff. HGB besteht für Kaufleute die Pflicht, Bücher zu führen und einen Jahresabschluss aufzustellen. Dazu gehören unter anderem:

  • Grundsatz der ordnungsmäßigen Buchführung (§ 238 HGB)
  • Inventar- und Bilanzierungspflichten (§§ 240, 242 HGB)
  • Aufbewahrung von Unterlagen (§ 257 HGB)

Weiterführend gelten spezielle Vorschriften für Kapitalgesellschaften, Personengesellschaften sowie Einzelunternehmen, insbesondere in Bezug auf Offenlegung, Prüfung und Publizität (§§ 264 bis 335b HGB).

Steuerrechtliche Vorschriften

Das Steuerrecht stellt eigenständige Anforderungen an das Accounting. Nach der Abgabenordnung (AO) sind Aufzeichnungen und Unterlagen vorzuhalten, die für die Besteuerung von Bedeutung sind (§§ 140 ff. AO). Darüber hinaus gelten spezifische Vorgaben etwa bei der Umsatzsteuer oder Lohnsteuer.

Weitere nationale Normen

Darüber hinaus existieren zahlreiche Spezialgesetze, etwa das Publizitätsgesetz (PublG), das Aktiengesetz (AktG) und das GmbH-Gesetz (GmbHG), die teils zusätzliche Anforderungen und Offenlegungspflichten an das Accounting stellen.

Internationale Rechtsquellen

Internationale Rechnungslegungsstandards

Für international agierende Unternehmen gewinnen Vorschriften nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) und den United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) zunehmend an Bedeutung. Die IFRS sind für kapitalmarktorientierte Unternehmen im Europäischen Wirtschaftsraum verpflichtend anzuwenden (Verordnung (EG) Nr. 1606/2002). Diese Standards regeln sowohl die Inhalte als auch die Form der Rechnungslegung detailliert.

Harmonisierung und Einfluss auf nationale Normen

Die Anpassung nationaler Rechnungslegungsvorschriften an internationale Standards erfolgt kontinuierlich. Dies betrifft unter anderem Bewertungsvorschriften, Bilanzierungsgrundsätze und Berichtspflichten.

Rechtliche Pflichten und Haftung

Buchführungs- und Aufzeichnungspflichten

Unternehmen sind verpflichtet, alle Geschäftsvorfälle vollständig, zeitgerecht, sachlich richtig und nachvollziehbar zu dokumentieren. Die Nichteinhaltung dieser Pflichten kann straf- und bußgeldrechtliche Konsequenzen zur Folge haben. Für bestimmte Branchen und Unternehmensgrößen bestehen besondere Anforderungen, so etwa für Banken oder Versicherungsunternehmen.

Rechnungslegung und Abschlussprüfung

Kapitalgesellschaften sowie andere große Unternehmen unterliegen gesetzlichen Abschlussprüfungspflichten. Der Jahresabschluss ist in diesen Fällen durch einen Abschlussprüfer zu testen. Die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) und Rechnungslegung (GoR) bilden den rechtlichen Maßstab.

Haftungsfragen

Rechtsverstöße im Accounting können zivil-, straf- und verwaltungsrechtliche Folgen für Organe und Verantwortliche nach sich ziehen. Zu nennen sind insbesondere die Haftung für fehlerhafte Jahresabschlüsse, unterlassene oder verspätete Publizität sowie unzulässige Bilanzierungsmethoden. Die Verantwortung trifft insbesondere die Geschäftsleitung (etwa § 43 GmbHG, § 93 AktG).

Datenschutz, IT- und Compliance-Aspekte im Accounting

Datenschutzrechtliche Anforderungen

Mit der zunehmenden Digitalisierung im Rechnungswesen unterliegen Datenverarbeitung und -speicherung strengen Vorgaben, insbesondere der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). Buchhaltungsdaten sind personenbezogene Daten, deren Schutz bei der elektronischen Verarbeitung zu gewährleisten ist.

IT-Sicherheit

Elektronische Buchführungssysteme müssen gegen unbefugte Zugriffe und Manipulationen geschützt werden. Das betrifft unter anderem Regelungen zur Datenintegrität, Nachvollziehbarkeit und Revisionssicherheit nach GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff).

Compliance und Risikomanagement

Die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen im Accounting ist wesentlicher Bestandteil unternehmensweiter Compliance-Systeme. Unternehmensinterne Kontrollen und ein wirksames Risikomanagement minimieren Haftungsrisiken und unterstützen die Beweissicherung im Rechtsstreit.

Verfahrensrechtliche Aspekte und Rechtsschutz

Prüfungen durch Behörden

Finanzbehörden und weitere Aufsichtsstellen (z.B. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin) können Prüfungen des Accountings (z.B. Betriebsprüfungen, Sonderprüfungen) durchführen. Die Verpflichtung zur Vorlage von Unterlagen und zur Mitwirkung ist gesetzlich geregelt.

Rechtsbehelfe und Sanktionen

Bei festgestellten Verstößen drohen Geldbußen, Zwangsgelder sowie steuerliche Nachforderungen. Gegen behördliche Maßnahmen stehen Unternehmen grds. die allgemeinen Rechtsbehelfe wie Einspruch, Widerspruch oder Klage offen.

Internationale Zusammenarbeit und grenzüberschreitende Sachverhalte

Internationale Wirtschaftsprüfung

Grenzüberschreitend tätige Unternehmen sehen sich zunehmend internationalen Prüfungsanforderungen gegenüber. Neben nationalem Recht sind internationale Kooperationen mit Prüfungsorganen und Steuerbehörden relevant.

Bilaterale und multilaterale Abkommen

Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) und EU-Richtlinien (beispielsweise die Bilanzrichtlinie) beeinflussen die Gestaltung des Accountings maßgeblich und sorgen für Harmonisierung im grenzüberschreitenden Verkehr.

Zukunftsthemen: Digitalisierung & Nachhaltigkeit im Accounting

Die fortschreitende Digitalisierung, insbesondere durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Blockchain und Cloud-Lösungen, stellt das Accounting vor neue rechtliche Herausforderungen. Datenschutz, Transparenz und Nachvollziehbarkeit müssen auch in modernen Systemlandschaften gewährleistet werden.

Zudem gewinnt das Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung an Bedeutung. Durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) entstehen neue Berichts- und Prüfpflichten für Unternehmen.

Fazit

Accounting ist eine komplexe Schnittstelle zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und rechtlichen Anforderungen. Die Entwicklung nationaler und internationaler Vorschriften, die zunehmende Digitalisierung sowie verschärfte Haftungs- und Transparenzanforderungen machen ein rechtssicheres Accounting zur zentralen Schaltstelle im Unternehmen. Die Einhaltung der einschlägigen Normen ist essenziell zur Vermeidung haftungsrechtlicher und finanzieller Risiken.

Häufig gestellte Fragen

Welche rechtlichen Vorschriften sind bei der Erstellung des Jahresabschlusses zu beachten?

Bei der Erstellung des Jahresabschlusses müssen Unternehmen eine Vielzahl rechtlicher Vorschriften berücksichtigen, wobei insbesondere das Handelsgesetzbuch (HGB) von zentraler Bedeutung ist. Für Kapitalgesellschaften greifen weitere Spezialgesetze wie das GmbH-Gesetz (GmbHG) und das Aktiengesetz (AktG). Die Vorschriften bestimmen unter anderem, wer einen Jahresabschluss aufstellen muss, welche Bestandteile enthalten sein müssen (z. B. Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, ggf. Anhang und Lagebericht) und welche Fristen und Offenlegungspflichten zu beachten sind. Ferner regelt das Steuerrecht – insbesondere das Einkommensteuergesetz (EStG) und das Körperschaftsteuergesetz (KStG) – die steuerliche Gewinnermittlung. Unternehmen, die nach internationalen Standards bilanzieren, müssen zusätzlich die jeweiligen Vorschriften wie IFRS oder US-GAAP beachten, wobei in Deutschland für kapitalmarktorientierte Unternehmen das Handelsrecht durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) um entsprechende Regelungen ergänzt wurde. Die Einhaltung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) ist ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben, Verstöße können zivil- oder strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Welche Aufbewahrungspflichten gelten für Geschäftsunterlagen?

Gemäß § 257 HGB und § 147 AO (Abgabenordnung) unterliegen Geschäftsunterlagen unterschiedlichen Aufbewahrungsfristen. Buchungsbelege, Handelsbücher, Inventare, Bilanzen sowie die zu ihrem Verständnis erforderlichen Unterlagen müssen grundsätzlich zehn Jahre lang aufbewahrt werden. Für empfangene Handelsbriefe, Kopien abgesandter Handelsbriefe und andere relevante Unterlagen beträgt die Aufbewahrungsfrist sechs Jahre. Die Frist beginnt jeweils mit dem Schluss des Kalenderjahres, in dem die letzte Eintragung in das Buch gemacht, das Inventar, die Bilanz oder der Handelsbrief aufgestellt, empfangen oder abgesandt worden ist. Bei Verstößen gegen die Aufbewahrungspflicht drohen sowohl handelsrechtliche als auch steuerrechtliche Sanktionen, unter Umständen kann dies als Ordnungswidrigkeit oder sogar als Straftat gewertet werden.

Welche rechtlichen Anforderungen gelten für digitale Buchführung?

Die digitale Buchführung unterliegt – genauso wie die klassische Buchführung auf Papier – den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) gemäß HGB und den Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff (GoBD). Es ist sicherzustellen, dass Daten vollständig, richtig, zeitgerecht, geordnet und unveränderbar gespeichert werden. Unternehmen müssen technische und organisatorische Maßnahmen treffen, um Manipulationen auszuschließen. Die Lesbarkeit der Daten über den gesamten Aufbewahrungszeitraum ist sicherzustellen, eine nachträgliche Veränderung muss jederzeit nachweisbar sein. Außerdem muss die Finanzverwaltung jederzeit bei einer Außenprüfung auf die Daten zugreifen können. Bei Nichteinhaltung drohen steuerliche Schätzungen und gegebenenfalls Bußgelder.

Welche gesetzlichen Pflichten bestehen hinsichtlich der Offenlegung von Jahresabschlüssen?

Kapitalgesellschaften sind gemäß § 325 ff. HGB verpflichtet, ihre Jahresabschlüsse innerhalb bestimmter Fristen beim Bundesanzeiger elektronisch einzureichen und zu veröffentlichen. Die Fristen betragen für kleine, mittelgroße und große Kapitalgesellschaften maximal zwölf Monate nach dem Abschlussstichtag, für kapitalmarktorientierte Unternehmen sind es nur vier Monate. Die Offenlegungspflichten umfassen neben der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung ggf. auch den Anhang und den Lagebericht. Abhängig von der Größe des Unternehmens können Erleichterungen bei der Offenlegungspflicht in Anspruch genommen werden. Bei Nichtbefolgung der Offenlegungspflicht können Ordnungsgelder verhängt werden, zudem kann das Unternehmensregister damit beauftragt werden, die ausstehenden Unterlagen durch Zwangsbefugnisse einzufordern.

Wie wird die Verantwortlichkeit der Geschäftsführung für die Buchführung und den Jahresabschluss gesetzlich geregelt?

Laut § 243 HGB ist die Geschäftsleitung (bei Kapitalgesellschaften: der Vorstand bzw. die Geschäftsführer) für die ordnungsmäßige Erstellung des Jahresabschlusses verantwortlich. Gleiches gilt für die laufende Buchführung gemäß § 41 GmbHG bzw. § 91 AktG. Sie muss sicherstellen, dass sämtliche Geschäftsvorfälle vollständig, zeitnah und nachvollziehbar erfasst und dokumentiert werden. Die unterlassene oder fehlerhafte Buchführung kann als Verletzung der gesetzlichen Pflichten gewertet werden und zivilrechtliche Haftungsansprüche oder sogar strafrechtliche Konsequenzen wegen Insolvenzverschleppung, Steuerhinterziehung oder Bilanzfälschung nach sich ziehen.

Welche Rolle spielen steuerrechtliche Vorschriften in der Rechnungslegung?

Die steuerliche Rechnungslegung ist insbesondere im Einkommensteuergesetz (EStG), dem Körperschaftsteuergesetz (KStG) und dem Gewerbesteuergesetz (GewStG) geregelt. Die sogenannte Maßgeblichkeit bedeutet, dass der handelsrechtliche Jahresabschluss grundsätzlich die Grundlage für die steuerliche Gewinnermittlung ist (§ 5 Abs. 1 EStG). Abweichungen dürfen und müssen jedoch vorgenommen werden, wenn das Steuerrecht von den handelsrechtlichen Vorschriften abweicht, z. B. bei steuerlichen Sonderabschreibungen, Rückstellungen oder Ansatz- und Bewertungsvorschriften. Die Einhaltung dieser Vorschriften wird im Rahmen von Betriebsprüfungen kontrolliert, bei Verstößen drohen Steuernachzahlungen und ggf. strafrechtliche Konsequenzen.

Welche Sanktionen drohen bei Verstößen gegen rechtliche Vorschriften im Accounting?

Verstöße gegen die gesetzlichen Vorschriften im Accounting können sowohl zivilrechtliche, strafrechtliche als auch steuerrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Zivilrechtlich drohen Schadensersatzansprüche, etwa von Gesellschaftern oder Gläubigern bei fehlerhaftem Jahresabschluss. Strafrechtlich sind insbesondere Tatbestände wie Bilanzfälschung (§ 331 HGB), Insolvenzverschleppung (§ 15a InsO) und Steuerhinterziehung (§ 370 AO) relevant. Steuerlich können Schätzungen der Besteuerungsgrundlagen, Steuernachforderungen, Verspätungszuschläge oder Zwangsgelder verhängt werden. Zudem können auch berufsrechtliche und aufsichtsrechtliche Maßnahmen erfolgen, etwa durch die Entziehung der Bestellung als Geschäftsführer (bei gravierenden Pflichtverletzungen nach GmbHG bzw. AktG).