Einführung und Hintergrund
Mit dem Justizstandort-Stärkungsgesetz hat Deutschland einen bedeutenden Schritt zur Modernisierung seiner Justiz unternommen. Das Gesetz, das offiziell als Gesetz zur Stärkung des Justizstandortes Deutschland durch die Einführung von Commercial Courts und der Gerichtssprache Englisch in der Zivilgerichtsbarkeit bekannt ist, verfolgt das Ziel, den Justizstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb nachhaltig zu stärken. Im Fokus steht die Einrichtung spezialisierter Commercial Courts, die sich auf komplexe wirtschaftsrechtliche Streitigkeiten konzentrieren und damit gezielt auf die Bedürfnisse international agierender Unternehmen eingehen.
Ein zentrales Element des Gesetzes ist die Möglichkeit, Verfahren in englischer Sprache zu führen. Damit wird die Hemmschwelle für ausländische Unternehmen, ihre Ansprüche vor deutschen Gerichten durchzusetzen, deutlich gesenkt. Die Einführung der Commercial Courts und die Wahl der englischen Sprache als Gerichtssprache tragen dazu bei, die Effizienz und Qualität der Justiz zu steigern und Deutschland als attraktiven Justizstandort für internationale Unternehmen und Investoren zu positionieren. Durch diese Neuerungen wird die Zivilgerichtsbarkeit fit für die Herausforderungen einer globalisierten Wirtschaft gemacht und der Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig gestärkt.
Gesetzliche Grundlagen
Die gesetzlichen Grundlagen für die Einrichtung der Commercial Courts finden sich im Justizstandort-Stärkungsgesetz, das auf dem Gerichtsverfassungsgesetz und der Zivilprozessordnung aufbaut. Das Gesetz ermächtigt die Bundesländer, an den Oberlandesgerichten spezielle Commercial Courts einzurichten, die für Wirtschaftsstreitigkeiten ab einem Streitwert von 500.000 Euro zuständig sind. Voraussetzung ist, dass die Parteien sich auf die Zuständigkeit des Commercial Courts einigen. Ein besonderes Merkmal ist die Möglichkeit, das gesamte Verfahren in englischer Sprache zu führen, was insbesondere für internationale Parteien einen erheblichen Vorteil darstellt.
Die Entscheidungen der Commercial Courts können beim Bundesgerichtshof angefochten werden, was eine zusätzliche Rechtssicherheit für die beteiligten Unternehmen schafft. Darüber hinaus enthält das Gesetz spezielle Regelungen zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen, um die Vertraulichkeit sensibler Unternehmensinformationen während des Verfahrens zu gewährleisten. Mit diesen Regelungen setzt das Justizstandort-Stärkungsgesetz neue Standards für die Behandlung von Wirtschaftsstreitigkeiten in Deutschland und stärkt die Position des Justizstandorts im internationalen Vergleich.
Effiziente Lösungen bei internationalen Rechtsstreitigkeiten
Das sog. Justizstandort-Stärkungsgesetz ist am 1. April 2025 in Kraft getreten. Dadurch können die Bundesländer neue Spruchkörper einrichten, die sich auf internationale Wirtschaftsstreitigkeiten spezialisieren. Damit soll der Justizstandort Deutschland gestärkt werden.
In einer globalisierten Wirtschaft bleiben komplexe rechtliche Streitigkeiten zwischen Unternehmen verschiedener Länder nicht aus. Schnelle, verlässliche und wirtschaftsnahe Lösungen sind hier besonders gefragt. Genau an diesem Punkt setzen die Commercial Courts an, so die Wirtschaftskanzlei MTR Legal Rechtsanwälte . Die spezialisierte Handelskammern konzentrieren sich auf große wirtschaftsrechtliche Streitigkeiten und nehmen in der Prozessführung einen wichtigen Stellenwert ein.
Commercial Courts für Streitigkeiten im Wirtschaftsrecht
Commercial Courts sind Gerichte oder spezielle Kammern, die sich ausschließlich mit wirtschaftlichen Streitigkeiten befassen. Anders als klassische Zivilgerichte bieten sie Verfahren, die auf die Bedürfnisse international tätiger Unternehmen zugeschnitten sind. Dazu gehören in der Regel kürzere Verfahrenszeiten, spezialisierte Richterteams mit umfangreiche Erfahrung in internationalen Vertragsstreitigkeiten und im Handelsrecht.
Die Commercials Court sind für wirtschaftsrechtliche Verfahren ab einem Streitwert von 500.000 Euro zuständig, sofern die Parteien sich auf dessen Zuständigkeit verständigt haben. Die Richter an den Commercial Courts bringen ihre Expertise aus unterschiedlichen Rechtsgebieten ein. Eine Besonderheit ist, dass die Verfahren auf Wunsch vollständig auf Englisch geführt werden können. Ein Aspekt, der gerade bei Rechtsstreitigkeiten zwischen internationalen Unternehmen einen erheblichen Vorteil darstellt. Zudem sind die Richter auf komplexe wirtschaftsrechtliche Fragestellungen spezialisiert.
Schutz von Geschäftsgeheimnissen
Ein zentrales Anliegen des Justizstandort-Stärkungsgesetzes ist der umfassende Schutz von Geschäftsgeheimnissen im Rahmen gerichtlicher Verfahren. Gerade bei komplexen wirtschaftsrechtlichen Streitigkeiten, wie sie vor den Commercial Courts verhandelt werden, ist die Vertraulichkeit sensibler Unternehmensdaten von entscheidender Bedeutung. Das Gesetz sieht daher vor, dass Parteien beantragen können, bestimmte Informationen als geheimhaltungsbedürftig einzustufen. Das Gericht kann daraufhin gezielte Anordnungen zum Schutz dieser Geschäftsgeheimnisse treffen, um die Offenlegung vertraulicher Daten zu verhindern.
Diese Regelungen gelten nicht nur für Verfahren vor den Commercial Courts, sondern für sämtliche wirtschaftsrechtlichen Verfahren in Deutschland. Damit wird der Justizstandort Deutschland für internationale Unternehmen und Investoren noch attraktiver, da sie sich darauf verlassen können, dass ihre Geschäftsgeheimnisse auch im Rahmen öffentlicher Gerichtsverfahren wirksam geschützt sind. Der Schutz von Geschäftsgeheimnissen ist somit ein wichtiger Baustein zur Stärkung des Justizstandortes Deutschland und ein klares Signal an die internationale Wirtschaft, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland höchsten Ansprüchen an Vertraulichkeit und Rechtssicherheit gerecht wird.
Vorzüge der Commercial Courts
Commercial Courts weisen eine Reihe von Vorzügen auf, von der die Parteien profitieren können:
Fachliche Spezialisierung: Die Richter an den Commercial Courts sind für komplexe wirtschaftsrechtliche Fragen ausgebildet und erfahren. Dadurch wird sichergestellt, dass wirtschaftliche Zusammenhänge schnell erfasst und rechtlich korrekt bewertet werden können. Für Unternehmen bedeutet dies weniger Risiko von Fehlentscheidungen aufgrund mangelnder wirtschaftlicher Expertise.
Verfahrenssprache Englisch: Die Verfahren können vollständig auf Englisch durchgeführt werden. Damit entfallen aufwändige Übersetzungen von Schriftsätzen und Aussagen. Für alle Beteiligten bedeutet dies einen spürbaren Effizienzgewinn.
Schnellere Verfahren: Commercial Courts legen Wert auf zügige Verfahrensabläufe. Es gibt oft feste Zeitvorgaben für Schriftsätze und Anhörungen. Damit können Prozesse, die sich in klassischen Verfahren über Jahre hinziehen würden, deutlich schneller abgeschlossen werden.
Verlässlichkeit und internationale Anerkennung: Urteile deutscher Gerichte – und damit auch der Commercial Courts – genießen international hohe Anerkennung. Das bedeutet, dass Entscheidungen in vielen Staaten relativ problemlos anerkannt und vollstreckt werden können. Unternehmen erhalten damit eine verlässliche Grundlage, auf der sie ihre Geschäftsbeziehungen gestalten können.
Alternative zum Schiedsverfahren: Bisher war für viele internationale Streitigkeiten oft das Schiedsverfahren erste Wahl. Schiedsverfahren sind jedoch nicht immer transparenter als staatliche Gerichtsverfahren. Commercial Courts bieten hier eine attraktive Alternative. Sie sind öffentlich, aber dennoch flexibel und wirtschaftsnah.
Commercial Chambers an den Landgerichten
Die Einrichtung der Commercial Courts ist Aufgabe der Bundesländer, wobei es in jedem Bundesland nur ein Commercial Court geben soll. Zusätzlich sollen noch sog. Commercial Chambers an den Landgerichten gegründet werden. Auch an den Commercial Chambers können rechtliche Streitigkeiten zwischen internationalen Unternehmen verhandelt werden. Wie bei den Commercial Courts kann das Verfahren auf Antrag der Parteien auf Englisch geführt werden. Die Richter verfügen über besondere Kenntnisse im internationalen Wirtschaftsrecht und oftmals auch über Erfahrung in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit.
Stärkung des Justizstandorts Deutschland
Commercial Courts sollen Deutschland als attraktiven Standort für internationale Streitbeilegung positionieren. Unternehmen sollen von einer spezialisierten, effizienten und international ausgerichteten Justiz profitieren. Gerade in Zeiten, in denen grenzüberschreitende Geschäftsbeziehungen immer wichtiger werden, bieten Commercial Courts eine moderne Antwort auf die Bedürfnisse der globalen Wirtschaft.
Für internationale Unternehmen lohnt sich deshalb ein Blick auf diese Möglichkeit der Konfliktlösung – sei es zur Vorbereitung eines Vertrages oder bei der Lösung eines bereits bestehenden Konflikts. Es stellt sich aber dennoch die Frage, ob im Einzelfall die Verhandlung an einem Landgericht oder an einem Schiedsgericht die bessere Wahl darstellt. Das sollte auch bei Gerichtsstandsvereinbarungen berücksichtigt werden.
MTR Legal Rechtsanwälte berät in Fragen der Prozessführung im Wirtschaftsrecht.
Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!