Begriff und Wesen der Stundung
Die Stundung ist ein Begriff aus dem Schuldrecht und bezeichnet die Vereinbarung zwischen einem Gläubiger und einem Schuldner, durch die der Fälligkeitstermin einer bestehenden Forderung hinausgeschoben wird. Das bedeutet, dass der Schuldner eine bereits fällige Zahlung nicht sofort leisten muss, sondern zu einem späteren Zeitpunkt begleichen darf. Die ursprüngliche Verpflichtung bleibt dabei bestehen; lediglich das Recht des Gläubigers auf sofortige Zahlung wird für einen bestimmten Zeitraum ausgesetzt.
Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen
Eine Stundungsvereinbarung kann sowohl ausdrücklich als auch stillschweigend getroffen werden. In den meisten Fällen erfolgt sie schriftlich oder mündlich durch eine entsprechende Abrede zwischen den Parteien. Voraussetzung ist stets das Einverständnis beider Seiten: Der Gläubiger muss bereit sein, auf die sofortige Erfüllung seiner Forderung zu verzichten, während sich der Schuldner verpflichtet, die Leistung zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.
Formvorschriften bei der Stundung
Für eine Stundungsvereinbarung gibt es grundsätzlich keine besonderen Formvorschriften. Sie kann formlos geschlossen werden – also mündlich oder schriftlich -, sofern nicht im Einzelfall gesetzliche Regelungen oder vertragliche Absprachen etwas anderes vorsehen. Aus Gründen der Beweisbarkeit empfiehlt sich jedoch häufig eine schriftliche Fixierung.
Abgrenzungen zu ähnlichen Rechtsinstituten
Die Stundung unterscheidet sich von anderen schuldrechtlichen Gestaltungen wie dem Erlass (Verzicht auf die Forderung) oder dem Vergleich (gegenseitiges Nachgeben zur Streitbeilegung). Während bei einer Ratenzahlungsvereinbarung meist mehrere Teilzahlungen vereinbart werden, betrifft die klassische Stundung in erster Linie den Aufschub des gesamten Betrags bis zum neuen Fälligkeitszeitpunkt.
Wirkungen und Folgen einer Stundungsvereinbarung
Auswirkungen auf Rechte und Pflichten von Gläubiger und Schuldner
Durch die Gewährung einer Stundung verliert der Gläubiger vorübergehend das Recht, seine Forderung gerichtlich geltend zu machen oder Zwangsvollstreckungsmaßnahmen einzuleiten. Der Schuldner erhält dadurch einen zeitlichen Aufschub zur Begleichung seiner Verbindlichkeit; er bleibt jedoch weiterhin verpflichtet, diese vollständig zu erfüllen.
Zinsen während des gestundeten Zeitraums
In vielen Fällen sieht eine Stundungsvereinbarung vor, dass für den Zeitraum bis zur endgültigen Zahlung Zinsen anfallen können. Ob dies geschieht sowie deren Höhe hängt von individuellen Absprachen ab; ohne ausdrückliche Regelungen besteht kein automatischer Anspruch auf zusätzliche Vergütung für den Zahlungsaufschub.
Kündigungsmöglichkeiten bei Verstößen gegen die Vereinbarung
Kommt es während des gestundeten Zeitraums erneut zum Zahlungsverzug – etwa weil vereinbarte Teilzahlungen nicht geleistet werden -, kann dies je nach Inhalt der getroffenen Vereinbarungen dazu führen, dass die gesamte Restschuld wieder sofort fällig wird (sogenannte „Klausel über vorzeitige Fälligkeit“).
Bedeutende Anwendungsbereiche in Praxis und Wirtschaft
Anwendung im privaten Bereich
Im Alltag kommt es häufig vor, dass Privatpersonen mit ihren Vertragspartnern – beispielsweise Vermietern oder Dienstleistern – individuelle Zahlungsaufschübe vereinbaren. Auch Banken gewähren ihren Kunden gelegentlich Zahlungsaufschübe für Kredite in Form von Tilgungsaussetzungen.
Bedeutung im Geschäftsverkehr
Unternehmen nutzen stundungsähnliche Regelungen oft als Mittel zur Liquiditätssicherung ihrer Geschäftspartner: Lieferanten räumen Kunden längere Zahlungsziele ein („Lieferantenkredit“), um Geschäftsbeziehungen langfristig abzusichern.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Stundung (FAQ)
Was versteht man unter einer rechtlichen Stundungsvereinbarung?
Eine rechtliche Stundungsvereinbarung ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien darüber,
dass eine bereits fällige Geldforderung erst zu einem späteren Zeitpunkt bezahlt werden muss.
Muss eine Vereinbarung über eine Zahlungsaussetzung immer schriftlich erfolgen?
Grundsätzlich sind keine besonderen Formvorschriften vorgeschrieben;
sie kann auch mündlich getroffen werden,
sofern keine speziellen gesetzlichen Vorgaben bestehen.
Können während eines gewährten Zahlungsaufschubs Zinsen verlangt werden?
Es besteht grundsätzlich nur dann Anspruch auf Zinsen,
wenn dies ausdrücklich vereinbart wurde;
andernfalls fallen keine zusätzlichen Kosten an.
Darf ein Gläubiger trotz gewährter Fristverlängerung weitere Maßnahmen ergreifen?
Während des gestatteten Aufschubs darf der Gläubiger seine Ansprüche weder gerichtlich noch durch Vollstreckungsmittel geltend machen,
solange kein erneuter Verzug entsteht.
Lässt sich jede Art von Geldforderung stunden?
Im Regelfall können sämtliche Geldforderungen Gegenstand einer solchen Absprache sein;
Ausnahmen gelten nur dort,
wo zwingende gesetzliche Vorschriften entgegenstehen.
Kann ich meine Schulden mehrfach stunden lassen?
Grundsätzlich ist es möglich,
dass mehrere Verlängerungen hintereinander gewährt werden –
sofern beide Vertragsparteien damit einverstanden sind.
Welche Folgen hat es,
wenn ich trotz Fristverlängerng nicht zahle?
Bleibt auch nach Ablauf des neuen Termins
die Leistung aus,
kann unmittelbar danach wieder vollständige Fälligkeit eintreten
sowie gegebenenfalls weitere rechtliche Schritte eingeleitet werden.
Unterscheidet sich Ratenzahlung von klassischer Fristverlängerng?
Bei Ratenzahlung wird meist festgelegt,dass mehrere Teilbeträge innerhalb bestimmter Zeiträume gezahlt warden,mithin unterscheidet sie sich vom einfachen Hinausschieben eines Gesamtbetrags.