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Real Estate Investment Trust

Begriff und rechtliche Einordnung

Ein Real Estate Investment Trust (REIT) ist ein rechtlich reguliertes Unternehmen, das überwiegend in Immobilien und immobiliennahe Vermögenswerte investiert und Anlegerinnen und Anlegern eine Beteiligung an den Erträgen aus Vermietung, Verpachtung, Finanzierung oder Veräußerung dieser Vermögenswerte ermöglicht. REITs werden in vielen Rechtsordnungen durch spezielle Gesetze und Aufsichtsregeln geordnet und zeichnen sich durch erhöhte Transparenz-, Ausschüttungs- und Strukturvorgaben aus. Ziel ist eine breitere Teilhabe am Immobilienmarkt über Wertpapiere, die typischerweise börslich oder außerbörslich gehandelt werden.

REITs können je nach Rechtsraum unterschiedliche Gesellschaftsformen annehmen, etwa eine Aktiengesellschaft, ein Trust- oder Fondsvehikel. Unabhängig von der Form gelten regelmäßig besondere Voraussetzungen zur Vermögenszusammensetzung, Ertragsquelle, Ausschüttungsquote und Eigentümerstruktur. Man unterscheidet insbesondere:

  • Equity-REITs: Schwerpunkt auf Eigentum und Bewirtschaftung von Immobilien.
  • Mortgage-REITs: Schwerpunkt auf Immobilienfinanzierungen und hypothekenbesicherten Forderungen.
  • Hybride REITs: Kombination aus Immobilienbesitz und -finanzierung.
  • Gelistete und nicht gelistete REITs: Handel an regulierten Märkten oder außerbörslich.

Zulassungsvoraussetzungen und laufende Anforderungen

Vermögens- und Tätigkeitsschwerpunkt

REIT-Regime verlangen, dass ein gesetzlich festgelegter Anteil der Vermögenswerte in Immobilien oder immobiliennahe Anlagen investiert ist. Ebenso müssen Erträge überwiegend aus zulässigen Immobilienaktivitäten stammen, etwa Mieten, Leasing, Zinsen aus immobilienbesicherten Darlehen oder Veräußerungsgewinnen aus Immobilien. Tätigkeiten außerhalb dieses Rahmens sind begrenzt oder gesondert zu strukturieren.

Ausschüttungspflichten

Charakteristisch ist ein hoher Ausschüttungsanteil des laufenden, ausschüttungsfähigen Gewinns an die Anteilseigner. Diese Ausschüttungsvorgaben sind gesetzlich definiert und dienen der steuerlichen Durchleitung von Erträgen. Nicht erfüllte Ausschüttungspflichten können zu finanziellen Sanktionen oder zur Aberkennung des REIT-Status führen.

Verschuldungs- und Risikosteuerungsvorgaben

In vielen Rechtsordnungen unterliegen REITs Vorgaben zur Verschuldung, Risikostreuung und Nutzung von Derivaten. Ziel ist die Begrenzung systemischer Risiken und eine dem Immobiliencharakter angemessene Finanzierungsstruktur.

Streubesitz-, Anteilseigner- und Börsenanforderungen

REITs müssen häufig Mindestanforderungen an die Streuung des Aktionariats erfüllen. Dazu zählen Vorgaben zur Mindestanzahl von Anteilseignern, Obergrenzen für Großbeteiligungen und Regelungen zur Vermeidung übermäßiger Konzentration. Für börsennotierte REITs kommen die einschlägigen Börsenzulassungs- und Transparenzstandards hinzu.

Corporate Governance und Organe

Die Leitung erfolgt je nach Rechtsform durch satzungsmäßige Organe (z. B. Vorstand/Aufsichtsrat oder Trustees). Vorgeschrieben sind Regeln zur Unabhängigkeit der Organmitglieder, zur Vergütungstransparenz und zur Behandlung von Interessenkonflikten, insbesondere bei Geschäften mit nahestehenden Personen.

Aufsichtsrecht und Marktorganisation

Kapitalmarktaufsicht, Prospekt- und Transparenzpflichten

Bei Angebot und Handel von REIT-Anteilen gelten kapitalmarktrechtliche Pflichten. Dazu gehören die Veröffentlichung genehmigter Angebotsunterlagen, regelmäßige Finanzberichte, Ad-hoc-Mitteilungen bei kursrelevanten Ereignissen sowie Insider- und Marktmissbrauchsregeln. Die Aufsicht wird von den zuständigen Kapitalmarktbehörden des jeweiligen Landes wahrgenommen.

Börsennotierung und Handelsregeln

Gelistetet REITs unterliegen den Regeln des jeweiligen Handelsplatzes, etwa zu Mindestkapitalisierung, Corporate-Governance-Standards, Free-Float-Vorgaben und fortlaufender Berichterstattung. Delisting und Segmentwechsel sind an formalisierte Verfahren gebunden.

Bewertung und Rechnungslegung

REITs erstellen Abschlüsse nach den in der jeweiligen Jurisdiktion gültigen Rechnungslegungsstandards. Immobilien sind regelmäßig nach anerkannten Bewertungsmethoden zu erfassen, einschließlich externer Bewertungen, Werthaltigkeitsprüfungen und Offenlegung der Bewertungsgrundlagen. Die Rechnungslegung soll die Ertrags- und Vermögenslage verlässlich abbilden.

Steuerliche Grundprinzipien

REIT-Regime beruhen häufig auf dem Prinzip der weitgehenden steuerlichen Durchleitung. Das bedeutet, dass die Gesellschaft bei Erfüllung der gesetzlichen Voraussetzungen auf Ebene des Unternehmens steuerlich begünstigt ist, während die Besteuerung der Erträge weitgehend auf Ebene der Anleger stattfindet. Die konkrete Ausgestaltung variiert jedoch zwischen den Ländern.

Voraussetzungen für steuerliche Begünstigung

Vorgaben betreffen insbesondere die Investitions- und Ertragsstruktur, die Ausschüttungsquote, die Eigentümerstreuung und die Einhaltung formeller Melde- und Nachweispflichten. Verstöße können zur Nachversteuerung, zu Sanktionen oder zum Verlust des REIT-Status führen.

Besteuerung der Ausschüttungen und Veräußerungsgewinne

Ausschüttungen eines REIT werden in der Regel auf Anlegerebene besteuert. Die steuerliche Einordnung hängt von der Art der Erträge und dem Status des Investors ab. Bei Veräußerung von Anteilen können je nach Haltedauer, Ansässigkeit und rechtlicher Einordnung Steuern auf Gewinne anfallen.

Grenzüberschreitende Steueraspekte

Bei grenzüberschreitenden Beteiligungen spielen Quellensteuern, Entlastungsansprüche und Doppelbesteuerungsabkommen eine Rolle. Für ausländische Anleger ist relevant, welche Nachweise erforderlich sind, um steuerliche Entlastungen in Anspruch zu nehmen.

Rechte der Anlegerinnen und Anleger

Mitwirkungs-, Informations- und Vermögensrechte

Aktionärinnen und Aktionäre oder Anteilinhaber verfügen über satzungs- und gesetzlich verankerte Rechte, darunter Stimmrechte, Teilnahme an Haupt- oder Anteilseignerversammlungen, Auskunftsrechte sowie Anspruch auf ordnungsgemäße Gewinnverwendung nach den Ausschüttungsregeln. Die Rechte sind abhängig von der Rechtsform und den Emissionsbedingungen.

Haftung und Anlegerschutz

Die Haftung der Anleger ist regelmäßig auf die Einlage bzw. den Anteilserwerb begrenzt. Anlegerschutz ergibt sich aus Informationspflichten, Corporate-Governance-Regeln, Verbotstatbeständen zum Marktmissbrauch, sowie aus allgemeinen zivilrechtlichen Haftungsgrundsätzen, etwa bei fehlerhaften Angaben in Angebotsunterlagen.

Interessenkonflikte und Geschäfte mit Nahestehenden

REITs unterliegen Regeln zur Vermeidung und Offenlegung von Interessenkonflikten. Related-Party-Transaktionen sind häufig an besondere Prüf- und Genehmigungsverfahren gebunden und unterliegen Transparenzpflichten.

Gründung, Umwandlung und Strukturänderungen

Gründungsvorgang und Genehmigungen

Die Errichtung eines REIT setzt die Wahl einer zulässigen Rechtsform, eine Satzung oder einen Trust-Vertrag sowie ggf. behördliche Genehmigungen voraus. Vor einem öffentlichen Angebot sind kapitalmarktrechtliche Zulassungsverfahren und Prospektanforderungen zu beachten.

Erwerb und Einbringung von Immobilien

Immobilien können durch Kauf, Einbringung gegen Anteile oder Umstrukturierungen in den REIT überführt werden. Dabei gelten Bewertungs-, Transparenz- und gegebenenfalls Genehmigungspflichten, um Minderheitsinteressen zu schützen und ordnungsgemäße Preise sicherzustellen.

Kapitalmaßnahmen, Delisting und Liquidation

Kapitalerhöhungen, Bezugsrechtsausschlüsse, Rückkäufe oder Delistings folgen den allgemeinen gesellschafts- und kapitalmarktrechtlichen Regeln und zusätzlichen REIT-spezifischen Anforderungen. Bei Auflösung oder Verlust des REIT-Status greifen Abwicklungs- oder Umwandlungsmechanismen nach den gesetzlichen Vorgaben.

Besondere nationale Ausprägungen

Internationale Modelle in Grundzügen

Der REIT-Gedanke ist international verbreitet, die konkrete Ausgestaltung unterscheidet sich jedoch: In einigen Ländern basiert der REIT auf dem Trust-Prinzip, in anderen auf der Aktiengesellschaft. Deutschland kennt eine REIT-Variante mit spezifischen Anforderungen an Investitionsschwerpunkt, Ausschüttung, Streubesitz und Transparenz. In anderen EU-Staaten sowie in außereuropäischen Märkten bestehen jeweils eigene Anerkennungs-, Steuer- und Aufsichtsregime.

Risiken und rechtliche Streitpunkte

Rechtlich relevante Risiken betreffen insbesondere die Einhaltung der REIT-Qualifikationsmerkmale, Prospekt- und Ad-hoc-Publizität, Bewertungsfragen, Interessenkonflikte, Miet- und Baurecht im Immobilienbestand, Umwelt- und Instandhaltungspflichten, Covenants aus Finanzierungen sowie mögliche Sanktionen bei Verstößen gegen Aufsichts- oder Steuerregeln. Streitpunkte können sich aus Gewährleistungen beim Immobilienerwerb, aus Mieterrechten, aus fehlerhaften Angaben in Emissionsunterlagen oder aus Corporate-Governance-Konflikten ergeben.

Abgrenzung zu anderen Immobilienvehikeln

REITs unterscheiden sich von anderen Vehikeln durch gesetzlich definierte Strukturmerkmale: hohe Ausschüttungsanforderungen, klarer Immobilien- oder Hypothekenfokus, besondere Eigentümer- und Transparenzvorgaben sowie ein in vielen Rechtsordnungen begünstigtes Durchleitungsprinzip. Offene oder geschlossene Immobilienfonds, private Immobiliengesellschaften oder projektbezogene Zweckgesellschaften unterliegen jeweils anderen Regelwerken zu Besteuerung, Liquidität, Governance und Anlegerschutz.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Real Estate Investment Trust im rechtlichen Sinne?

Ein REIT ist ein gesetzlich reguliertes Immobilienunternehmen mit besonderen Vorgaben zu Investitionsschwerpunkt, Ausschüttungen, Eigentümerstruktur und Transparenz. Er dient der kollektiven Anlage in Immobilien über handelbare Anteile und unterliegt aufsichts- und steuerrechtlichen Sonderregeln.

Welche Voraussetzungen gelten für die Anerkennung als REIT?

Erforderlich sind u. a. eine zulässige Rechtsform, ein überwiegender Immobilienbezug der Vermögenswerte und Erträge, eine gesetzlich definierte Ausschüttungsquote, Vorgaben zur Streuung der Anteilseigner sowie die Einhaltung von Melde-, Rechnungslegungs- und Transparenzpflichten.

Wie werden REITs steuerlich behandelt?

Viele Rechtsordnungen sehen ein Durchleitungsprinzip vor: Werden die REIT-spezifischen Bedingungen erfüllt, ist die Besteuerung auf Gesellschaftsebene eingeschränkt, während die Erträge auf Ebene der Anleger besteuert werden. Die konkrete Ausgestaltung hängt vom jeweiligen nationalen Recht und dem Ansässigkeitsstaat der Anleger ab.

Welche Rechte haben Anlegerinnen und Anleger in einem REIT?

Rechte umfassen insbesondere Stimm- und Teilnahmerechte, Informations- und Auskunftsrechte, Anspruch auf gesetzeskonforme Gewinnverwendung sowie Schutz durch Transparenz- und Governance-Regeln. Die genaue Reichweite ergibt sich aus Rechtsform, Satzung bzw. Emissionsbedingungen und dem anwendbaren Kapitalmarktrecht.

Welche Offenlegungspflichten treffen REITs?

REITs müssen in der Regel geprüfte Jahres- und Zwischenberichte veröffentlichen, kursrelevante Informationen ad hoc mitteilen, wesentliche Transaktionen offenlegen und bei öffentlichen Angeboten Prospektpflichten erfüllen. Für gelistete REITs kommen börsenrechtliche Anforderungen hinzu.

Was geschieht bei Verstößen gegen REIT-Vorschriften?

Rechtsfolgen können Sanktionen durch Aufsichtsbehörden, Nachversteuerungen, Einschränkungen bei Ausschüttungen oder der Entzug des REIT-Status sein. Zudem können zivilrechtliche Ansprüche entstehen, etwa bei fehlerhaften Informationen gegenüber Anlegern.

Worin unterscheiden sich REITs von offenen Immobilienfonds aus rechtlicher Sicht?

REITs sind typischerweise unternehmensförmig strukturiert und unterliegen speziellen Vorgaben zu Ausschüttung, Eigentümerstruktur und Markttransparenz. Offene Immobilienfonds folgen einem fondsrechtlichen Regime mit anderen Liquiditäts-, Bewertungs- und Rückgaberegeln. Beide unterliegen unterschiedlichen steuerlichen und aufsichtsrechtlichen Systemen.