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Online-Kauf

Online-Kauf: Begriff, Einordnung und Anwendungsbereich

Der Online-Kauf ist der Abschluss eines Kaufvertrags über Waren oder digitale Leistungen unter Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel, typischerweise über Websites, Apps oder Plattformen. Er gehört zu den Fernabsatzgeschäften und zeichnet sich durch räumliche Trennung der Vertragsparteien, standardisierte Informationsprozesse und elektronische Erklärungen aus.

Beteiligte und Vertragsarten

Am Online-Kauf können Verbraucher und Unternehmen beteiligt sein. Je nach Konstellation unterscheidet man insbesondere:

  • B2C: Unternehmen an Verbraucher (typischer Regelfall im Online-Handel)
  • B2B: Unternehmen an Unternehmen (abweichende Maßstäbe möglich)
  • C2C: Privat an Privat, häufig über Marktplätze (eingeschränkte Schutzstandards)

Gekauft werden können körperliche Waren, digitale Inhalte (z. B. Software, E-Books, Medien), digitale Dienstleistungen sowie Dienstleistungen mit Online-Bestellung und späterer Ausführung.

Vertragsschluss im Internet

Produktdarstellung und rechtliche Einordnung

Die Darstellung von Produkten in einem Online-Shop ist in der Regel eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots. Das bindende Angebot wird meist erst mit der Bestellung abgegeben. Manche Anbieter erklären die Darstellung als verbindliches Angebot; maßgeblich sind die Hinweise im Bestellablauf.

Pflichtinformationen vor der Bestellung

Vor Abschluss müssen verständliche Informationen bereitstehen, etwa zur Identität des Anbieters, den wesentlichen Eigenschaften der Ware oder Leistung, Gesamtpreis einschließlich Steuern und Versand, Liefer- und Leistungsbedingungen, Laufzeiten und Kündigungsregeln bei Abonnements, Widerrufsmodalitäten und technischen Schritten des Vertragsschlusses.

Bestellprozess, Schaltfläche und Bestätigung

Der Bestellprozess muss klar und transparent sein. Die Schaltfläche, mit der die Bestellung ausgelöst wird, muss unmissverständlich darauf hinweisen, dass eine Zahlungspflicht entsteht. Nach der Bestellung erfolgt eine Eingangsbestätigung; ob damit bereits ein Vertrag zustande kommt, hängt von den vertraglichen Regelungen ab. Häufig kommt der Vertrag erst mit separater Annahmeerklärung oder Versandmitteilung zustande.

Korrekturmöglichkeiten und Vertragssprache

Während des Bestellvorgangs müssen Korrekturmöglichkeiten bestehen (z. B. Änderung von Adresse, Menge, Zahlungsmittel). Zudem ist anzugeben, in welchen Sprachen der Vertrag geschlossen werden kann und ob der Vertragstext gespeichert und zugänglich gemacht wird.

Leistungspflichten, Lieferung und Gefahrtragung

Lieferung, Fristen und Verzug

Lieferzeiten müssen klar benannt werden. Ohne abweichende Vereinbarung ist innerhalb angemessener Zeit zu liefern. Kommt es zu Verzögerungen, können je nach Umständen Rechte wie Rückabwicklung oder Ersatzansprüche in Betracht kommen. Bei Terminwaren oder zweckgebundenen Lieferungen sind besondere Maßstäbe möglich.

Gefahr- und Eigentumsübergang

Beim Versandkauf an Verbraucher geht das Risiko des Verlusts oder der Beschädigung in der Regel erst mit Übergabe auf die Käuferseite über, sofern die Beförderung nicht selbst organisiert wurde. Eigentumsvorbehalte sind üblich: Die Sache verbleibt bis zur vollständigen Zahlung im Eigentum des Anbieters.

Preisangaben und Kosten

Transparenz des Gesamtpreises

Preise sind vollständig und klar auszuweisen. Dazu gehören Endpreis inklusive Steuern sowie zusätzlich anfallende Liefer- und Versandkosten. Werden Zusatzleistungen angeboten (z. B. Versicherungen, Geschenkverpackungen), dürfen diese nicht vorangewählt sein und müssen gesondert bestätigt werden.

Preisgestaltung und Werbung

Preisvergleiche, Streichpreise und Rabattaktionen müssen nachvollziehbar und nicht irreführend sein. Wesentliche Bedingungen für Preisvorteile sind deutlich anzugeben. Bei dynamischen Preisen oder personalisierten Angeboten besteht eine Transparenzpflicht hinsichtlich der zugrunde liegenden Kriterien, soweit diese für die Entscheidung bedeutsam sind.

Zahlung und Zahlungsdienste

Zahlungsarten und Sicherheit

Übliche Zahlungsarten sind Karte, Lastschrift, Sofortzahlungsverfahren, E-Wallets, Rechnungskauf und Ratenzahlung. Anforderungen an Authentifizierung und Sicherheit richten sich nach den Regeln der Zahlungsdienste. Zahlungsdienstleister verwenden teils eigene Schutzmechanismen und Rückbelastungsverfahren für nicht autorisierte oder strittige Zahlungen.

Zusatzentgelte und Abonnements

Für bestimmte Zahlungsmittel dürfen keine sachlich unbegründeten Zusatzentgelte verlangt werden. Bei Abonnements und automatisch verlängerbaren Verträgen sind Laufzeit, Verlängerungsmechanismen und Kündigungsmöglichkeiten klar offenzulegen.

Widerruf und Rückabwicklung

Widerrufsrecht und Fristen

Bei Online-Käufen zwischen Unternehmen und Verbrauchern besteht grundsätzlich ein zeitlich befristetes Widerrufsrecht. Die Frist beginnt regelmäßig mit Erhalt der Ware, bei Dienstleistungen oder digitalen Inhalten mit Vertragsbeginn oder Bereitstellung. Für mehrere Teillieferungen gelten gesonderte Fristregeln.

Ausnahmen vom Widerruf

Ausnahmen bestehen unter anderem bei individuell angefertigten Waren, schnell verderblichen Gütern, versiegelten Hygieneartikeln nach Öffnung, entsiegelten Audio- oder Videospeichermedien und Software auf körperlichen Datenträgern, sowie bei digitalen Inhalten, wenn mit der Ausführung begonnen wurde und über das Erlöschen der Widerrufsmöglichkeit informiert wurde.

Rechtsfolgen des Widerrufs

Im Falle des Widerrufs sind empfangene Leistungen zurückzugewähren. Zahlungen sind innerhalb einer gesetzlichen Frist zu erstatten, grundsätzlich über dasselbe Zahlungsmittel. Für einen möglichen Wertverlust der Ware kann ein Ausgleich verlangt werden, wenn dieser auf einen Umgang zurückzuführen ist, der zur Prüfung der Beschaffenheit, Eigenschaften und Funktionsweise nicht erforderlich war.

Mängel, Gewährleistung und Produktverantwortung

Sach- und Rechtsmängel

Ein Mangel liegt vor, wenn die Ware nicht die vereinbarte oder übliche Beschaffenheit aufweist, nicht funktionsfähig ist oder die vereinbarten Eigenschaften (z. B. Kompatibilität, Haltbarkeit) fehlen. Rechtsmängel betreffen fehlende Rechte zur Nutzung.

Rechte bei Mängeln

Zur Verfügung stehen gesetzliche Rechte wie Nachbesserung oder Ersatzlieferung. Unter bestimmten Voraussetzungen kommen Rücktritt, Minderung und Ersatz von Schäden in Betracht. Zusätzliche Herstellergarantien können bestehen, ersetzen jedoch nicht die gesetzlichen Ansprüche.

Fristen, Nachweis und Beweislast

Für Mängelrechte gelten Fristen. Innerhalb bestimmter Zeiträume erleichtern Beweisregeln die Durchsetzung, indem vermutet werden kann, dass ein Mangel bereits bei Lieferung vorlag. Abweichungen sind bei gebrauchten Waren und im B2B-Verkehr möglich.

Garantie versus Gewährleistung

Gewährleistung ist gesetzlich verankert und gilt unabhängig von zusätzlichen Zusagen. Eine Garantie ist eine freiwillige Zusage mit eigenen Bedingungen; sie darf die gesetzlichen Rechte nicht einschränken.

Digitale Inhalte und digitale Dienstleistungen

Bereitstellung, Funktion und Kompatibilität

Bei digitalen Inhalten und Diensten müssen Funktionsfähigkeit, Kompatibilität und Interoperabilität klar beschrieben sein. Die Bereitstellung erfolgt häufig über Download, Streaming oder Account-Zugriff.

Updates und dauerhafte Bereitstellung

Für einen angemessenen Zeitraum sind Sicherheits- und Funktionsupdates bereitzustellen, soweit dies nach Art und Umfang der Leistung zu erwarten ist. Bei vertragsgemäßen dauerhaften Leistungen gelten fortlaufende Aktualisierungs- und Verfügbarkeitsanforderungen.

Besonderheiten beim Widerruf

Beim Erwerb digitaler Inhalte kann das Widerrufsrecht erlöschen, wenn vor Ablauf der Widerrufsfrist mit der Ausführung begonnen wird und über diese Rechtsfolge zuvor informiert wurde.

Plattformhandel und Marktplätze

Rolle des Plattformbetreibers

Plattformen vermitteln häufig zwischen Anbietern und Käufern. Vertragspartner ist in vielen Fällen der auf der Produktseite benannte Händler. Die Plattform stellt Infrastruktur und Zahlungen bereit und hat Transparenzpflichten, etwa zur Identität des Vertragspartners und zu Rankingkriterien.

Haftung und Verantwortlichkeit

Die Verantwortung für Produktqualität, Lieferung und Mängel liegt grundsätzlich beim Vertragspartner. Plattformen können eigene Pflichten haben, etwa zur Entfernung rechtswidriger Inhalte oder zur Kooperation bei Streitfällen, sind jedoch nicht automatisch Vertragspartner des Kaufs.

Bewertungen und Transparenz

Bewertungssysteme müssen erkennen lassen, ob Bewertungen von tatsächlichen Käufern stammen und wie sie moderiert werden. Unzulässige gekaufte oder manipulierte Bewertungen sind unzulässig.

Datenschutz, Kommunikation und Kundenkonten

Personenbezogene Daten und Zweckbindung

Für die Vertragsabwicklung notwendige Daten dürfen verarbeitet werden. Darüber hinausgehende Nutzungen, insbesondere zu Werbezwecken, setzen eine geeignete Rechtsgrundlage voraus und sind transparent zu machen.

Newsletter und Einwilligung

Werbliche E-Mails erfordern in der Regel eine vorherige Einwilligung. Ausnahmen bestehen nur unter engen Voraussetzungen. Widerrufsmöglichkeiten der Einwilligung müssen klar sein.

Kundenkonto und Gastbestellung

Das Anlegen eines Kundenkontos ist häufig optional. Informationen zu Speicherung, Zugriff, Löschung und Datensicherheit sind bereitzustellen.

Streitbeilegung und Durchsetzung

Interne Klärung und Dokumentation

Kommunikation über Mängel, Lieferverzug oder Falschlieferung erfolgt in der Regel über die angegebene Kontaktmöglichkeit des Anbieters. Nachweise über Bestellungen, Zahlungen und Korrespondenz sind für die Klärung bedeutsam.

Außergerichtliche Verfahren

Es bestehen Möglichkeiten der außergerichtlichen Streitbeilegung, etwa über anerkannte Schlichtungsstellen oder eine europäische Online-Plattform zur Streitbeilegung. Teilnahme und Verfahren richten sich nach den jeweiligen Regeln.

Durchsetzung von Ansprüchen

Ansprüche unterliegen gesetzlichen Voraussetzungen und Fristen. Für grenzüberschreitende Sachverhalte kommen Regelungen zum anwendbaren Recht und zum Gerichtsstand in Betracht, die einen Mindestschutz für Verbraucher vorsehen.

Internationaler Online-Kauf

Anwendbares Recht und Gerichtsstand

Bei grenzüberschreitenden Käufen kann sich das anwendbare Recht aus Vereinbarungen und zwingenden Schutzvorschriften ergeben. Verbraucher genießen häufig einen Mindestschutz des Rechts ihres gewöhnlichen Aufenthalts. Gerichtsstandsfragen folgen besonderen Regeln.

Zoll, Steuern und Einfuhr

Bei Lieferungen aus Drittländern können Einfuhrabgaben, Zölle und Steuern anfallen. Informationen hierzu müssen transparent sein; maßgeblich ist die konkrete Liefer- und Einfuhrsituation.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Online-Kauf

Was gilt rechtlich als Online-Kauf?

Ein Online-Kauf ist ein Vertrag über Waren, digitale Inhalte oder Dienstleistungen, der ausschließlich unter Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel zustande kommt, etwa über Websites, Apps oder Plattformen. Kennzeichnend sind der standardisierte Informationsablauf und die räumliche Trennung der Parteien.

Ab wann ist ein im Internet geschlossener Vertrag wirksam?

Der Vertrag wird wirksam, wenn das Angebot der einen Seite von der anderen Seite angenommen ist. Im Online-Handel geschieht dies häufig durch eine ausdrückliche Annahmeerklärung oder eine Versandmitteilung. Eine bloße Eingangsbestätigung der Bestellung ist nicht zwingend die Annahme.

Welche Informationen muss ein Online-Shop vor Abschluss bereitstellen?

Erforderlich sind klare Angaben zum Anbieter, zu den wesentlichen Produkteigenschaften, zum Gesamtpreis einschließlich Steuern und Versand, zu Lieferbedingungen, zum Widerrufsrecht, zu Vertragslaufzeiten bei Abonnements sowie zu den technischen Schritten des Bestellvorgangs einschließlich Korrekturmöglichkeiten.

Wann besteht ein Widerrufsrecht und welche Ausnahmen gibt es?

Bei B2C-Online-Käufen besteht grundsätzlich ein zeitlich befristetes Widerrufsrecht. Ausnahmen betreffen unter anderem maßgefertigte Waren, schnell verderbliche Güter, entsiegelte Hygieneartikel, entsiegelte Audio- und Videoaufzeichnungen sowie digitale Inhalte, wenn vor Ablauf der Widerrufsfrist mit der Ausführung begonnen wurde und hierüber informiert wurde.

Welche Rechte bestehen bei Lieferverzug?

Bei Überschreitung der vereinbarten oder angemessenen Lieferzeit kommen je nach Lage Rückabwicklung und Ersatzansprüche in Betracht. Maßgeblich sind die vertraglichen Vereinbarungen, die Art der Ware und die Umstände des Verzugs.

Wie unterscheiden sich Gewährleistung und Garantie?

Gewährleistung ist gesetzlich vorgesehen und betrifft Ansprüche bei mangelhaften Leistungen. Eine Garantie ist eine zusätzliche freiwillige Zusage mit eigenen Bedingungen. Sie kann die gesetzlichen Rechte ergänzen, aber nicht einschränken.

Was ist bei digitalen Inhalten zu beachten?

Es gelten Vorgaben zu Funktionsfähigkeit, Kompatibilität und Updates. Bei sofortiger Bereitstellung kann das Widerrufsrecht unter bestimmten Voraussetzungen entfallen. Bei dauerhaften digitalen Dienstleistungen bestehen fortlaufende Aktualisierungspflichten.

Wer ist der Vertragspartner beim Kauf über Online-Marktplätze?

In vielen Fällen ist Vertragspartner der auf der Produktseite benannte Händler. Der Plattformbetreiber vermittelt den Kauf und stellt technische Infrastruktur bereit, ohne selbst Vertragspartei des Warenkaufs zu sein, sofern nichts Abweichendes vereinbart ist.