Legal Lexikon

Felonie


Begriffserklärung und Ursprung von „Felonie”

Der Begriff Felonie (englisch: Felony) stammt ursprünglich aus dem angloamerikanischen Rechtskreis und bezeichnet eine schwere Form der Straftat. Die Felonie unterscheidet sich sowohl hinsichtlich des Strafmaßes als auch der gesellschaftlichen Bewertung deutlich von minderschweren Vergehen (englisch: Misdemeanor). Während heute im deutschen Rechtssystem keine Unterscheidung mehr zwischen Felonie und anderem Unrecht besteht, ist der Begriff im Common Law nach wie vor von maßgeblicher Bedeutung.

Historisch ist „Felonie” erstmals im mittelalterlichen England belegt und stand ursprünglich für Taten, die mit dem Verlust von Eigentum und Bürgerrechten (wie dem Recht auf Besitzvererbung) einhergingen. Die Grenze zwischen Felonie und anderen Delikten wurde im Laufe der Jahrhunderte vor allem anhand des Ausmaßes der Tatfolgen sowie des vorgesehenen Strafmaßes gezogen.

Systematische Einordnung im Rechtssystem

Common Law: Felonie vs. Misdemeanor

Im angloamerikanischen Rechtsraum, insbesondere im US-amerikanischen und britischen Recht, wird traditionell zwischen Felonies und Misdemeanors differenziert:

  • Felonie: Schwere Straftat, meist mit einer Mindeststrafe von einem Jahr Haft, häufig Verbüßung in einer Strafvollzugsanstalt des Bundesstaates oder der Bundesebene (state or federal prison).
  • Misdemeanor: Minderschwere Straftat, typischerweise mit einer geringeren Höchststrafe, wie z. B. Freiheitsstrafe von maximal einem Jahr, häufig Vollzug in einer lokalen Haftanstalt (county jail).

Diese Unterscheidung wirkt sich nicht nur auf die Strafzumessung, sondern auch auf strafrechtliche Verfahrensrechte, Sozialfolgen und die Auslegung weiterführender Gesetze aus.

Relevanz im US-amerikanischen Recht

Im US-amerikanischen Recht beeinflusst der Status als Felonie-Täter beispielsweise:

  • Das Wahlrecht (häufig Suspendierung)
  • Das Recht auf Waffenbesitz
  • Zugang zu bestimmten Berufen oder öffentlichen Ämtern
  • Aufenthalts- und Einbürgerungsrechte für Personen ohne US-Staatsbürgerschaft

Die genaue Klassifikation einzelner Straftaten als Felonie unterliegt in den Vereinigten Staaten dem jeweiligen Bundesstaat und kann sich signifikant unterscheiden. Klassische Beispiele für Felonies sind Mord, schwerer Raub, Vergewaltigung, größere Betrugsdelikte oder schwerwiegende Körperverletzungen.

Britisches Recht: Wandel durch Reformen

Im Vereinigten Königreich wurde die traditionelle Unterscheidung durch den Criminal Law Act 1967 weitgehend aufgehoben. Die Bezeichnung “Felony” wird seither kaum mehr amtlich verwendet, ihre Regelungen sind jedoch in anderen Rechtsordnungen des Commonwealth, etwa Kanada oder Australien, weiterhin relevant.

Abgrenzung zur deutschen Rechtsordnung

Im deutschen Strafrecht existiert keine Entsprechung zu Felonie und Misdemeanor. Die Einteilung erfolgt gemäß § 12 StGB in „Verbrechen” und „Vergehen”. Als Verbrechen gelten rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit Freiheitsstrafe von einem Jahr oder mehr bedroht sind. Diese Kategorisierung orientiert sich zwar am Mindestmaß der Strafe und entspricht funktional in Teilen der angloamerikanischen Felonie, die konkreten Rechtsfolgen und historischen Konnotationen unterscheiden sich jedoch erheblich.

Rechtliche Folgen einer Felonie

Strafzumessung und soziale Konsequenzen

Ein Schuldspruch wegen einer Felonie führt im angloamerikanischen Recht grundsätzlich zu härteren Strafen und längeren Haftzeiten. Darüber hinaus sind zahlreiche sogenannte „Collateral Consequences” zu beachten:

  • Verlust bürgerlicher Rechte: In vielen Staaten erlischt nach einer Felony-Conviction das Stimmrecht oder das Recht auf Waffenbesitz.
  • Beschränkungen im Berufsleben: Arbeitgeber sind in verschiedenen Bundesstaaten berechtigt oder verpflichtet, Vorstrafen nach Felonie zu berücksichtigen.
  • Einwanderungsstatus: Personen ohne Staatsbürgerschaft können nach einer Felony-Überführung abgeschoben werden.

Das Strafregister einer Felonie ist häufig erheblich belastender für die persönliche und berufliche Zukunft als bei einem Misdemeanor.

Verfahrensrechtliche Unterschiede

Bereits im strafprozessualen Ablauf können sich für Felonies weitergehende Unterschiede ergeben:

  • Recht auf Schwurgericht (Jury Trial): Für Felonies besteht in aller Regel ein Anspruch auf Verhandlung vor einem Geschworenengericht.
  • Strengere Anforderungen in der Beweisführung und im Ermittlungsverfahren.
  • Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen im Gerichtsverfahren, sowohl für Angeklagte als auch für Prozessbeteiligte.

Felonie im internationalen Vergleich

Kanada und Australien

Auch im kanadischen Strafrecht wurde die Unterscheidung zwischen Felonie und anderen Delikten weitgehend abgeschafft und durch differenzierte Straftatkategorien ersetzt. Ähnliches gilt für Australien, wo die Entwicklung zwischen Bundesstaaten und Territorien unterschiedlich verlief. Der historische Einfluss des englischen Rechts ist jedoch weiterhin in den rechtlichen Begrifflichkeiten und einzelnen gesetzlichen Regelungen spürbar.

Europäischer Rechtskreis

Im kontinentaleuropäischen Recht, insbesondere in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, ist die Unterscheidung nicht gebräuchlich. Dort erfolgt die Einteilung von Straftaten anhand anderer Kriterien beziehungsweise durch eine umfassende Auflistung und Charakterisierung im jeweiligen Strafgesetzbuch.

Bedeutung im modernen Recht und Strafverfolgung

Mit der fortschreitenden Vereinheitlichung und Modernisierung der Rechtssysteme verliert der Unterschied zwischen Felonie und anderen Delikten in vielen Rechtsordnungen an Bedeutung. Im US-amerikanischen Recht bleibt die Felonie jedoch sowohl in der Praxis der Strafverfolgung als auch bei der rechtlichen Bewertung krimineller Taten höchst relevant. Für internationale Sachverhalte, wie Auslieferungen oder Anerkennung von Vorstrafen, ist häufig eine Übersetzung und Einordnung erforderlich, bei der die rechtlichen Folgen und Bedeutungen des Begriffs berücksichtigt werden müssen.

Zusammenfassung

Der Begriff Felonie beschreibt schwere Straftaten im angloamerikanischen Rechtskreis mit gravierenden straf- und sozialrechtlichen Folgen. Auch wenn der Terminus in manchen Ländern durch rechtliche Reformen zurückgedrängt wurde, bleibt er insbesondere im US-amerikanischen System prägend für die Unterscheidung bestimmter Formen von Kriminalität. Im internationalen Rechtsvergleich verdeutlicht die Felonie die strukturellen Unterschiede verschiedener Rechtsordnungen beim Umgang mit schwerwiegenden Straftaten.

Häufig gestellte Fragen

Welche Strafen drohen im Fall einer Verurteilung wegen einer Felonie?

Bei einer Verurteilung wegen einer Felonie – also einer schweren Straftat im angelsächsischen Rechtskreis, insbesondere in den Vereinigten Staaten – drohen dem Täter erheblich schwerere Strafen als bei einer sogenannten “Misdemeanor” (Vergehen). In den meisten Bundesstaaten ist für Felonies eine Mindestfreiheitsstrafe von mehr als einem Jahr vorgesehen. Die Höchststrafe kann sich, abhängig von der jeweiligen Straftat und der Rechtsprechung des Bundesstaates, bis zur lebenslangen Haft oder gar zur Todesstrafe erstrecken. Neben der formellen Freiheitsstrafe können weitere Sanktionen verhängt werden, wie etwa hohe Geldbußen, Bewährungsauflagen oder spezielle Auflagen im Strafvollzug. Zudem führen Felony-Verurteilungen vielfach zum Verlust bestimmter Bürgerrechte, darunter das aktive und passive Wahlrecht, das Recht auf Besitz von Schusswaffen sowie Beschränkungen bei bestimmten beruflichen Tätigkeiten. Die genauen Konsequenzen und Strafzumessungen können je nach Bundesstaat, Deliktskategorie (etwa “Class A Felony”, “Class B Felony” usw.) und Einzelfall variieren.

Welche Auswirkungen hat eine Felony-Verurteilung auf das Strafregister und den weiteren Lebensweg?

Eine Felony-Verurteilung bleibt grundlegend und oft dauerhaft im strafrechtlichen Register (Criminal Record) der betroffenen Person vermerkt. In vielen US-Bundesstaaten sind solche Einträge öffentlich einsehbar und können kaum oder nur unter strengen Voraussetzungen gelöscht (Expungement) werden. Dieser Umstand hat gravierende Auswirkungen auf den weiteren Lebensweg einer verurteilten Person: Die Eintragung behindert häufig die Arbeitsplatzsuche, kann zum Verlust von Berufs- oder Gewerbelizenzen führen und wirkt sich oft nachteilig bei der Suche nach Wohnraum, der Beantragung von Krediten oder staatlicher Unterstützung aus. In manchen Staaten gibt es – abhängig von Straftat und individueller Situation – Möglichkeiten, nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne eine Löschung oder zumindest eine Einschränkung der Zugänglichkeit des Eintrags zu beantragen, jedoch sind die Hürden hierfür meist hoch.

Welche Rechte verliert eine Person nach einer Felony-Verurteilung?

Nach einer rechtskräftigen Verurteilung wegen einer Felonie werden in vielen Bundesstaaten den Betroffenen wesentliche Bürgerrechte aberkannt. Dazu zählt insbesondere das Wahlrecht (Right to Vote), das in einigen Bundesstaaten auf Lebenszeit entzogen werden kann. Ebenso verlieren Felony-Verurteilte häufig das Recht, Waffen zu besitzen oder zu erwerben (Right to Bear Arms). Auch das Recht, bestimmte öffentliche Ämter zu bekleiden, als Geschworener (Jury Duty) zu dienen oder bestimmte Berufs- und Gewerbezulassungen zu erhalten, kann durch die Verurteilung dauerhaft oder zeitweise verloren gehen. Die Wiedereinsetzung dieser Rechte ist komplex und differiert je nach Bundesstaat und Schwere der Straftat. In Einzelfällen können durch einen begnadigenden Akt des Gouverneurs oder Präsidenten (Pardon) einzelne Rechte wiederhergestellt werden.

Kann eine Felony-Anklage durch einen Vergleich (Plea Deal) verhindert werden?

Im amerikanischen Strafrechtssystem besteht grundsätzlich die Möglichkeit, eine drohende Felony-Anklage durch einen sogenannten Plea Deal mit der Staatsanwaltschaft zu vermeiden oder zumindest in eine leichtere Anklageform, etwa ein “Misdemeanor”, umzuwandeln. Dabei erklärt sich der Beschuldigte in der Regel bereit, sich in bestimmten oder allen Anklagepunkten schuldig zu bekennen, im Gegenzug wird die Anklage auf weniger schwerwiegende Tatbestände beschränkt oder eine mildere Strafe in Aussicht gestellt. Solche Absprachen sind im US-amerikanischen Recht sehr verbreitet und etwa 90 Prozent aller Strafverfahren werden auf diesem Weg abschließend geregelt. Dennoch entscheidet letztlich das Gericht, ob es den Vergleich akzeptiert, und nicht jede Felony-Anklage ist für einen solchen Deal geeignet – insbesondere bei sehr schweren Straftaten wie Mord oder schweren Sexualdelikten ist ein Plea Deal selten bis unmöglich.

Ist es möglich, eine Verurteilung wegen Felonie aus dem Strafregister zu entfernen (Expungement)?

Die Möglichkeit, eine Felony-Verurteilung aus dem Strafregister zu entfernen, hängt maßgeblich vom Einzelfall, der Art des Delikts und dem geltenden Landesrecht ab. In vielen US-Bundesstaaten sind vor allem schwere Felonies – etwa Mord, Sexualdelikte oder Vergewaltigung – grundsätzlich von der Löschung ausgeschlossen. Für weniger schwerwiegende Felonies kann unter bestimmten Voraussetzungen – etwa Bewährungsabbruch, Schadensregulierung, Verstreichen einer Sperrfrist und nachweislich straffreies Verhalten über einen längeren Zeitraum – ein sogenannter Expungement-Antrag gestellt werden. Die Erfolgsaussichten variieren jedoch stark. Einige Staaten bieten auch eine “Record Sealing”-Option, bei der die Straftat weiterhin existiert, aber nicht mehr öffentlich sichtbar ist. Egal ob Expungement oder Sealing, der Antragsteller muss umfangreiche Nachweise und Dokumentationen erbringen und der Ausgang des Verfahrens bleibt ungewiss.

Gibt es Unterschiede zwischen Bundes- und einzelstaatlichem Recht bezüglich Felonies?

Ja, das amerikanische Rechtssystem unterscheidet zwischen Bundesrecht (Federal Law) und den Rechtsordnungen der einzelnen Bundesstaaten (State Law), die eigenständige Definitionen, Strafrahmen und Verfahrensweisen für Felonies vorsehen. Während das Bundesrecht für bestimmte, explizit aufgeführte Straftaten wie Terrorismus, Steuerhinterziehung oder bundesstaatenübergreifende Drogendelikte zuständig ist, regeln die Bundesstaaten jeweils in eigenen Gesetzen die Einstufung und Ahndung vieler anderer Felonies. Deshalb kann die Einordnung derselben Straftat als Felony, der Strafrahmen und die Nebenfolgen in verschiedenen Bundesstaaten voneinander abweichen. Auch die Möglichkeiten zur Rehabilitation, wie die Wiederherstellung der Bürgerrechte oder das “Expungement”, werden von Bundes- und Landesrecht unterschiedlich gehandhabt.

Welche langfristigen sozialen Folgen kann eine Felony-Verurteilung mit sich bringen?

Eine Felony-Verurteilung hat oft einschneidende soziale Konsequenzen für die Betroffenen. Dazu zählen neben dem dauerhaften Stigma und dem Verlust von Bürgerrechten oft erhebliche Einschränkungen im beruflichen und privaten Bereich. Arbeitgeber, Vermieter oder Banken können aufgrund des öffentlich zugänglichen Strafregisters die Aufnahme oder Fortsetzung eines Miet-, Arbeits- oder Vertragsverhältnisses verweigern. In manchen Staaten ist eine von einer Felony betroffene Person von der Ausübung bestimmter Berufe oder Ämter ausgeschlossen, was vor allem akademisch oder medizinisch vorgebildete Personen betrifft. Auch Sozialkontakte werden durch das Stigma der kriminellen Vergangenheit vielfach beeinträchtigt, sodass viele Felony-Verurteilte mit sozialer Isolation und wirtschaftlicher Benachteiligung konfrontiert sind, was wiederum Rückfallrisiken und gesellschaftliche Schwierigkeiten verstärken kann.