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Fälschung von Impfausweisen

Fälschung von Impfausweisen: Begriff, Bedeutung und Einordnung

Unter der Fälschung von Impfausweisen versteht man das Herstellen, Verändern, Beschaffen oder Verwenden eines Impfnachweises, der inhaltlich unrichtig ist oder den Eindruck erweckt, von einer berechtigten Stelle ordnungsgemäß ausgestellt worden zu sein. Gemeint sind sowohl analoge Impfbücher (zum Beispiel der gelbe WHO-Impfausweis) als auch digitale Nachweise mit QR-Codes. Der Zweck eines Impfausweises ist der glaubhafte Nachweis durchgeführter Impfungen. Wer einen solchen Nachweis verfälscht oder falsch verwendet, greift in das Vertrauen in den Gesundheitsnachweis und in die Sicherheit des Rechtsverkehrs ein und macht sich strafbar.

Formen der Fälschung

Herstellung und Veränderung

  • Eintragen nicht erfolgter Impfungen in ein leeres Impfbuch.
  • Nachträgliches Verändern von Daten (Datum, Impfstoff, Chargennummer, Stempel, Unterschrift).
  • Herstellen eines vollständig erfundenen Impfausweises inklusive Stempel und Unterschrift.

Verwendung und Vorlage

  • Vorzeigen eines gefälschten oder verfälschten Impfausweises gegenüber Kontrollstellen, Arbeitgebern, Veranstaltern oder Behörden.
  • Einlesen eines manipulierten QR-Codes, um Zutritt zu erhalten oder Pflichten zu umgehen.

Beschaffung und Weitergabe

  • Kauf oder Tausch von falschen Impfausweisen.
  • Verkauf, Vermittlung oder Versenden gefälschter Nachweise an Dritte.

Digitaler Nachweis und QR-Codes

Digitale Impfzertifikate beruhen auf kryptografisch gesicherten Datensätzen. Das unerlaubte Erstellen, Verändern oder Kopieren solcher Codes, ebenso das Einspeisen falscher Daten in Systeme, fällt unter elektronische Fälschungsformen. Auch das Vorzeigen eines Screenshots mit manipuliertem Inhalt ist rechtlich als Gebrauch eines unrichtigen Nachweises zu werten.

Tatbeteiligte und Rollen

Privatpersonen

Privatpersonen können als Täterinnen und Täter in Betracht kommen, wenn sie falsche Einträge herstellen, sich entsprechende Nachweise beschaffen oder diese bewusst verwenden.

Angehörige von Heilberufen

Wer zur Ausstellung oder Dokumentation von Impfungen befugt ist (zum Beispiel Praxen oder Apotheken), kann sich strafbar machen, wenn wissentlich unrichtige Einträge vorgenommen oder Zertifikate ohne tatsächliche Impfung ausgestellt werden. Die Verantwortung umfasst auch den sorgfältigen Umgang mit Stempeln, Unterschriften und Zugängen zu Zertifikatsdiensten.

Vermittlerinnen und Vermittler

Personen, die gefälschte Impfausweise organisieren, vertreiben oder in Umlauf bringen, haften für eigene Taten sowie für Beteiligungsformen wie Anstiftung oder Hilfeleisten. Eine gewerbliche oder organisierte Vorgehensweise wirkt sich strafschärfend aus.

Strafbarkeit und Folgen

Grundkonstellationen

  • Herstellen oder Verfälschen eines Impfausweises in Papier- oder Digitalform.
  • Gebrauchmachen eines falschen Impfausweises, also Vorlegen oder Vorzeigen, um sich Vorteile zu verschaffen oder Pflichten zu umgehen.
  • Inverkehrbringen, Anbieten oder Überlassen an andere Personen.

Strafrahmen und Bewertungskriterien

In Betracht kommen Geldstrafe bis hin zu Freiheitsstrafe. Die konkrete Bewertung richtet sich unter anderem nach Art und Umfang der Fälschung, Anzahl der Fälle, beteiligten Personen, kommerzieller Motivation, verwendetem Täuschungsmittel und Folgen für Dritte. Bei systematischem Vorgehen, bandenmäßiger Organisation oder massenhafter Weitergabe steigt die Strafschwere. Bei einmaligem Gebrauch ohne weitere erschwerende Umstände fällt die Bewertung regelmäßig milder aus als bei Herstellung und Vertrieb.

Versuch und Beteiligung

Der Versuch einer Fälschung oder der Versuch, einen falschen Nachweis zu verwenden, kann strafbar sein. Ebenso erfasst sind verschiedene Beteiligungsformen wie Anstiftung, Beihilfe oder gemeinschaftliche Tatbegehung.

Nebenfolgen

  • Einziehung gefälschter Dokumente, Datenträger, Druckmittel oder Stempel.
  • Eintrag im Führungszeugnis, Auswirkungen auf Beschäftigung und Zuverlässigkeitsprüfungen.
  • Bei Angehörigen von Heilberufen: berufsrechtliche Konsequenzen bis hin zu Tätigkeitsverboten.

Abgrenzungen und verwandte Delikte

Urkundenfälschung allgemein

Der analoge Impfausweis ist eine Urkunde. Wer deren gedanklichen Inhalt täuscht oder die Ausstellerzuordnung verfälscht, erfüllt typische Merkmale der allgemeinen Urkundenfälschung. Dazu zählt das Erfinden eines nicht existierenden Ausstellers, das Fälschen von Stempeln oder das Vortäuschen einer echten Praxisidentität.

Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse

Impfbescheinigungen sind Gesundheitsnachweise. Deren missbräuchlicher Einsatz kann über besondere Tatbestände erfasst werden, die den Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse betreffen. Dies betrifft vor allem die Vorlage gegenüber Stellen, die auf die Richtigkeit solcher Nachweise angewiesen sind.

Computer- und Datenfälschungen

Beim digitalen Zertifikat steht die Echtheit der Daten im Vordergrund. Das unerlaubte Erzeugen oder Verändern von Datensätzen, das Manipulieren von Signaturen oder das Umgehen technischer Sicherungen kann unter Delikte mit IT-Bezug fallen, zusätzlich zum Gebrauch eines unrichtigen Nachweises.

Beweisfragen und Verfahren

Typische Beweismittel

  • Vergleich von Stempelabdrücken, Unterschriften und Chargenlisten.
  • Auslesen und Prüfung digitaler Signaturen von QR-Codes.
  • Rückfragen bei angeblichen Impfstellen, Dokumentationsabgleich, Logdaten der Zertifikatsausstellung.
  • Sicherstellung von Druckmaterial, Blankoformularen, Stempeln und Speichermedien.

Verfahrensablauf in Grundzügen

Typisch sind Ermittlungen durch Strafverfolgungsbehörden, die Sicherung von Beweismitteln, Auswertung digitaler Daten und Befragungen. Es kann zu Durchsuchungen kommen, wenn ein entsprechender Verdacht besteht. Am Ende steht eine Entscheidung über Einstellung, Strafbefehl oder Anklage und gegebenenfalls eine Hauptverhandlung.

Internationale und europäische Bezüge

EU-Nachweise und Anerkennung

Digitale COVID-Zertifikate wurden grenzüberschreitend anerkannt. Das Fälschen oder Verwenden unrichtiger EU-konformer Nachweise kann sich daher in mehreren Staaten auswirken, etwa wenn ein Zertifikat in einem Land erzeugt und in einem anderen genutzt wird.

Grenzüberschreitende Nutzung

Wer falsche Nachweise in anderen Ländern verwendet, kann zusätzlich ausländische Strafnormen berühren. Zuständigkeit und Zusammenarbeit zwischen Behörden richten sich nach allgemeinen Regeln der internationalen Rechtshilfe.

Historischer Kontext und Entwicklung

Die Pandemie hat die Bedeutung von Impfnachweisen stark erhöht. Zunächst spielte der analoge Impfausweis eine dominierende Rolle, später wurden digitale Zertifikate eingeführt. Gesetzgeberische Anpassungen haben die Strafbarkeit präzisiert und den digitalen Bereich stärker einbezogen. Mit dem Rückgang spezieller Zugangsbeschränkungen blieb die grundsätzliche Strafbarkeit der Fälschung von Gesundheitsnachweisen bestehen.

Präventive Aspekte aus rechtlicher Sicht

Rechtlich bedeutsam sind sichere Ausstellung, Dokumentation und Prüfung von Nachweisen sowie der Schutz vor Missbrauch. Technik (Signaturen, Prüftools) und organisatorische Vorkehrungen (Dokumentationsstandards, Zugriffsschutz) dienen dazu, Vertrauen und Beweiskraft von Gesundheitsnachweisen zu erhalten.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was gilt rechtlich als Fälschung eines Impfausweises?

Eine Fälschung liegt vor, wenn ein Impfnachweis hergestellt, verändert oder gebraucht wird, der den Anschein erweckt, eine echte und richtige Bescheinigung über eine Impfung zu sein, obwohl dies nicht zutrifft. Dazu gehören falsche Einträge, erfundene Stempel, manipulierte Unterschriften sowie unrichtige digitale Zertifikate.

Ist die Nutzung eines fremden echten Impfausweises strafbar?

Ja. Wer den echten Impfausweis einer anderen Person verwendet, täuscht über die eigene Identität und über die Zuordnung des Nachweises. Auch ohne technische Manipulation ist dies rechtlich als Gebrauch eines unrichtigen Gesundheitsnachweises zu bewerten.

Welche Rolle spielen QR-Codes und digitale Zertifikate?

Digitale Zertifikate sind durch Signaturen geschützt. Das Erstellen, Verändern oder Verwenden unrichtiger QR-Codes kann als Daten- oder Urkundenfälschung gewertet werden. Der rechtliche Maßstab entspricht in der Wirkung dem der Papierurkunde: Entscheidend ist die Täuschung über Echtheit und Richtigkeit.

Machen sich Ärztinnen, Ärzte oder Apotheken strafbar, wenn sie falsche Einträge vornehmen?

Wer befugt ist, Impfungen zu dokumentieren, handelt strafbar, wenn wissentlich unrichtige Bescheinigungen erstellt oder Zertifikate ohne tatsächliche Impfung ausgestellt werden. Zusätzlich kommen berufsrechtliche Konsequenzen in Betracht.

Welche Strafen sind möglich?

Je nach Fallkonstellation reichen die Sanktionen von Geldstrafe bis hin zu Freiheitsstrafe. Maßgeblich sind unter anderem Umfang und Systematik der Taten, kommerzielle Motivation, Anzahl der betroffenen Nachweise und die Rolle der Beteiligten.

Ist bereits der Versuch strafbar?

Der Versuch der Fälschung oder des Gebrauchs kann erfasst sein. Auch das Anstiften oder Unterstützen anderer Personen kann zu eigener Strafbarkeit führen.

Was geschieht mit gefälschten Impfausweisen im Verfahren?

Gefälschte Nachweise und verwendete Hilfsmittel können sichergestellt und eingezogen werden. Das betrifft sowohl Papierdokumente als auch digitale Datenträger, Stempel oder Druckmaterial.

Gilt die Strafbarkeit auch bei Verwendung im Ausland?

Wer falsche Nachweise grenzüberschreitend verwendet, kann zusätzlich ausländisches Strafrecht berühren. Zuständigkeit und Zusammenarbeit richten sich nach den Regeln der internationalen Rechtshilfe und den jeweiligen nationalen Bestimmungen.