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Affidavit

Affidavit: Bedeutung, Herkunft und Grundzüge

Ein Affidavit ist eine schriftliche, unter Eid oder an Eides statt abgegebene Erklärung, mit der eine Person Tatsachen aus eigener Wahrnehmung versichert. Es dient der Beweisführung in rechtlichen Verfahren und Verwaltungsangelegenheiten und verbindet die Festigkeit einer Aussage unter Eid mit der Praktikabilität einer schriftlichen Erklärung.

Begriff und Herkunft

Der Begriff stammt aus dem angloamerikanischen Rechtskreis und bedeutet wörtlich „er hat bekräftigt“. In vielen Ländern des Common Law ist das Affidavit ein etabliertes Beweismittel. Im deutschsprachigen Raum wird der Ausdruck häufig als Bezeichnung für die schriftliche eidesstattliche Versicherung verwendet, insbesondere wenn eine Erklärung in Eil- oder Zwischenverfahren benötigt wird.

Kernelemente und Aufbau

Typische Bestandteile sind:

  • Identität der erklärenden Person (Name, Geburtsdatum, Anschrift oder andere Identifikationsmerkmale)
  • Ort und Datum der Erklärung
  • Darstellung der Tatsachen in geordneter, nummerierter Form, aus eigener Kenntnis
  • Versicherung an Eides statt bzw. Eidformel
  • Unterschrift der erklärenden Person
  • Bestätigung der Abnahme durch eine zur Entgegennahme befugte Stelle (z. B. Notar), häufig mit Siegel
  • Bezeichnungen und Kennzeichnungen von Anlagen („Exhibits“) mit Verweis im Text

Funktion und Anwendungsbereiche

Affidavits werden eingesetzt, um Tatsachen schnell, geordnet und glaubhaft darzustellen. Sie kommen in einer Vielzahl rechtlicher Zusammenhänge vor.

Common-Law-Staaten

In Staaten des Common Law dient das Affidavit als schriftliche eidesstattliche Aussage, die typischerweise in Anträgen, einstweiligen Verfahren, Register- und Nachlassangelegenheiten sowie in Beurkundungs- und Verwaltungsverfahren verwendet wird. Häufig wird es anstelle einer persönlichen Aussage in frühen Verfahrensstadien genutzt; eine spätere mündliche Befragung kann hinzukommen.

Deutschland und die eidesstattliche Versicherung

Im deutschen Sprachgebrauch wird „Affidavit“ oft als Bezeichnung für die schriftliche eidesstattliche Versicherung verwendet. In Eilverfahren der Zivilgerichtsbarkeit werden solche Erklärungen vielfach herangezogen, um Tatsachen zunächst glaubhaft zu machen. Darüber hinaus finden sie Anwendung in Bereichen wie Presse- und Wettbewerbsrecht oder im Schutz von geistigem Eigentum, wenn rasch belastbare Tatsachenangaben erforderlich sind.

Internationale Verwendung und Beglaubigung

Affidavits werden auch grenzüberschreitend genutzt, etwa zur Vorlage bei ausländischen Gerichten oder Behörden. Für die internationale Verwendbarkeit kann eine Form der Beglaubigung oder Bestätigung der Echtheit der Unterschrift und der Befugnis der abnehmenden Person erforderlich sein. Je nach Staat bestehen unterschiedliche Verfahren und formale Anforderungen.

Form, Inhalt und Formalien

Die rechtliche Wirksamkeit eines Affidavits hängt von klaren formalen und inhaltlichen Kriterien ab.

Zuständige Abnahme- und Beurkundungspersonen

Affidavits werden in der Regel vor dafür befugten Personen abgegeben. Im angloamerikanischen Raum sind dies insbesondere Notare oder Personen mit staatlicher Befugnis zur Abnahme von Eiden. Im deutschsprachigen Raum kommt häufig die Abgabe vor einem Notar, Gericht oder einer zuständigen Behörde in Betracht.

Inhaltliche Mindestanforderungen

  • Eigenwahrnehmung: Aussagen beruhen auf eigener Kenntnis; fremde Informationen werden als solche gekennzeichnet.
  • Klarheit und Struktur: Sachverhalte werden nachvollziehbar, vollständig und widerspruchsfrei geschildert.
  • Bezug zu Anlagen: Belege werden eindeutig bezeichnet und dem Affidavit zugeordnet.
  • Unterschrift und Eid/Versicherung: Die erklärende Person bestätigt die Wahrheit der Angaben in der vorgeschriebenen Form.

Anlagen und Beweismittel

Anlagen werden nummeriert oder mit Buchstaben versehen und im Text des Affidavits referenziert. Sie dienen der Unterfütterung der Tatsachenangaben, etwa durch Korrespondenz, Urkunden oder Abbildungen. Manipulationsschutz und Nachvollziehbarkeit stehen im Vordergrund.

Sprache, Übersetzung und Formate

Affidavits werden grundsätzlich in der Sprache der anfordernden Stelle erstellt. Für ausländische Verfahren kann eine beglaubigte Übersetzung notwendig sein. Neben papiergebundenen Formen existieren in einigen Staaten auch elektronische Formate mit qualifizierter Signatur oder mit audiovisuell dokumentierter Abnahme, soweit dies zugelassen ist.

Beweiswert und Verfahrenseinordnung

Der Beweiswert eines Affidavits richtet sich nach dem jeweiligen Verfahrensrecht und dem Kontext der Verwendung.

Zivilverfahren

In vielen Zivilverfahren hat ein Affidavit erhebliches Gewicht als schriftliche Aussage unter Eid. Es kann der Entscheidungsvorbereitung dienen, etwa bei Anträgen oder im einstweiligen Rechtsschutz. In verfahrensrechtlichen Konstellationen kann eine spätere mündliche Anhörung oder Vernehmung hinzukommen. Gerichte berücksichtigen dabei die Glaubhaftigkeit, Nachvollziehbarkeit und die Qualität der Belege.

Verhältnis zur Zeugenaussage

Das Affidavit ist keine persönliche Live-Aussage im Gerichtssaal. Es ersetzt die Aussage nicht zwingend, kann sie jedoch vorbereiten, ergänzen oder in frühen Verfahrensabschnitten eine schnelle Tatsachenfeststellung ermöglichen.

Abgrenzung zu verwandten Instrumenten

Affidavit vs. eidesstattliche Versicherung

Im deutschsprachigen Kontext wird „Affidavit“ häufig synonym zur eidesstattlichen Versicherung verwendet. Terminologie und Formalien variieren je nach Rechtsordnung; gemeinsam ist die Bekräftigung der Wahrheit durch Eid oder Versicherung.

Affidavit vs. Statutory Declaration/unsworn declaration

In einigen Staaten existieren Erklärungen ohne Eid, die dennoch rechtliche Wirkung entfalten. Sie sind formal weniger streng, tragen aber regelmäßig nicht denselben feierlichen Charakter wie ein Affidavit.

Affidavit vs. Witness Statement

Ein Witness Statement ist eine schriftliche Zeugendarstellung, die nicht zwingend unter Eid abgegeben wird. Ein Affidavit enthält demgegenüber die eidliche Bekräftigung durch die erklärende Person.

Risiken, Verantwortung und Folgen

Wahrheitspflicht und Haftung

Ein Affidavit ist von der Pflicht zur vollständigen und wahrheitsgemäßen Darstellung geprägt. Unwahre oder unvollständige Angaben können straf- oder ordnungsrechtliche Folgen haben und die Glaubwürdigkeit nachhaltig beeinträchtigen.

Berichtigung und Ergänzung

Stellt sich nach Abgabe heraus, dass Angaben unrichtig oder unvollständig waren, kommen Berichtigungen oder Ergänzungen in Betracht. Dies geschieht in einer Weise, die die Nachvollziehbarkeit der Änderungen gewährleistet und die ursprüngliche Erklärung erkennbar lässt.

Datenschutz und Vertraulichkeit

Affidavits können sensible personenbezogene Daten enthalten. Je nach Verfahren können sie in Akten Eingang finden, die Einsichtsrechten unterliegen. Sorgfalt im Umgang mit vertraulichen Informationen, Schwärzungen nicht erforderlicher Daten und eine zweckgebundene Verwendung dienen dem Schutz der beteiligten Personen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist ein Affidavit in einfachen Worten?

Ein Affidavit ist eine schriftliche Erklärung, mit der eine Person Tatsachen unter Eid oder an Eides statt versichert. Es verbindet die Form der schriftlichen Darstellung mit der besonderen Verbindlichkeit einer eidesmäßigen Aussage.

Wer darf ein Affidavit abnehmen oder bestätigen?

Die Abnahme erfolgt durch Personen oder Stellen mit entsprechender Befugnis, etwa Notare oder andere zur Entgegennahme von Eiden berechtigte Amtsträger. Welche Stellen zuständig sind, hängt von der jeweiligen Rechtsordnung ab.

Welchen Beweiswert hat ein Affidavit vor Gericht?

Ein Affidavit wird als gewichtige schriftliche Aussage behandelt. Sein konkreter Beweiswert richtet sich nach dem Verfahrensstadium und den nationalen Regeln. Es kann eine mündliche Befragung ergänzen oder vorbereiten.

Worin liegt der Unterschied zwischen Affidavit und eidesstattlicher Versicherung?

In vielen deutschsprachigen Zusammenhängen wird das Affidavit als schriftliche eidesstattliche Versicherung verstanden. Unterschiede betreffen vor allem Terminologie, Form und die Zuständigkeiten in den jeweiligen Rechtsordnungen.

Welche Folgen haben falsche Angaben in einem Affidavit?

Falsche Angaben können straf- oder ordnungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen und sich nachteilig auf das Verfahren auswirken. Zudem leidet die Glaubhaftigkeit der erklärenden Person.

Ist ein im Ausland errichtetes Affidavit auch im Inland verwendbar?

Die Verwendbarkeit hängt von den inländischen Formanforderungen und etwaigen Beglaubigungs- oder Bestätigungsmechanismen ab. Für die Anerkennung kann eine Bestätigung der Echtheit der Unterschrift und der Befugnis der abnehmenden Person erforderlich sein.

In welcher Sprache sollte ein Affidavit verfasst sein und sind Übersetzungen nötig?

Maßgeblich ist regelmäßig die Sprache der Stelle, bei der das Affidavit verwendet wird. Für ausländische Verfahren werden oft beglaubigte Übersetzungen verlangt, damit Inhalt und Beweiskraft nachvollziehbar sind.