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Verkehrsanwalt


Definition und rechtliche Grundlagen des Verkehrsanwalts

Ein Verkehrsanwalt ist ein Rechtsanwalt, der Mandanten in Angelegenheiten des Verkehrsrechts betreut und insbesondere bei Verkehrsunfällen, Ordnungswidrigkeiten, Strafverfahren sowie Streitigkeiten rund um Fahrzeugschäden beratend und vertretend tätig wird. Der Begriff Verkehrsanwalt hat sich in Deutschland vor allem aufgrund der spezifischen Struktur und des Umfangs von Verkehrssachen etabliert. Seine Aufgaben und Befugnisse leiten sich grundsätzlich aus den allgemeinen Regelungen des Rechtsanwaltsberufes gemäß der Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO) sowie aus den Vorschriften zur Mandatsführung im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und weiteren einschlägigen Gesetzen ab.

Historische Entwicklung des Begriffs

Die Bezeichnung Verkehrsanwalt etabliert sich im deutschen Sprachgebrauch seit den 1970er Jahren und entwickelte sich aus dem Bedürfnis heraus, komplexe Sachlagen im Verkehrsrecht, insbesondere im Kfz-Haftpflichtrecht, durch eine sachkundige Vertretung an den verschiedenen Gerichtsstandorten bundesweit effizient zu bewältigen. Ursprünglich wurde der Verkehrsanwalt dabei als Vertreter der Partei am Gerichtsort tätig, während die eigentliche Mandatsbeziehung zwischen Mandant und dem Prozessbevollmächtigten am Wohnort verblieb.

Rechtsquellen

Die Tätigkeit des Verkehrsanwalts basiert auf dem Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG), der Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO), der Zivilprozessordnung (ZPO), dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), dem Strafgesetzbuch (StGB), dem Ordnungswidrigkeitengesetz (OWiG) sowie spezialgesetzlichen Regelungen im Straßenverkehrsrecht, etwa der Straßenverkehrsordnung (StVO), dem Straßenverkehrsgesetz (StVG) und dem Pflichtversicherungsgesetz (PflVG).


Aufgabenfelder des Verkehrsanwalts

Vertretung in Verkehrssachen

Der Verkehrsanwalt übernimmt die umfassende Interessenvertretung in Angelegenheiten des Straßenverkehrs, insbesondere:

  • Verkehrsunfallrecht: Durchsetzung und Abwehr von Ansprüchen auf Schadensersatz, Schmerzensgeld, Nutzungsausfall und Mietwagenkosten nach Verkehrsunfällen sowie Beratung zur Haftungsverteilung und Klärung komplexer Kausalverläufe.
  • Regress- und Versicherungsrecht: Kommunikation und Verhandlung mit Haftpflichtversicherern und Kaskoversicherern; Unterstützung bei der Korrespondenz mit Gutachtern und Werkstätten.
  • Ordnungswidrigkeitenverfahren: Verteidigung bei Vorwürfen aus dem OWiG, etwa Geschwindigkeitsüberschreitungen, Rotlichtverstößen oder Alkohol am Steuer.
  • Strafrechtliche Verteidigung: Vertretung bei Vorwürfen im Verkehrs-Strafrecht, z.B. Unfallflucht (§ 142 StGB), fahrlässige Körperverletzung oder Gefährdung des Straßenverkehrs (§ 315c StGB).
  • Fahrerlaubnisrecht: Unterstützung in Fahrerlaubnisangelegenheiten, insbesondere in Entziehungs- und Wiedererteilungsverfahren sowie bei medizinisch-psychologischen Untersuchungen (MPU).

Beratung und Korrespondenz

Der Verkehrsanwalt übernimmt regelmäßig die Kommunikation mit der Polizei, gegnerischen Parteien, Behörden und der eigenen Rechtsschutzversicherung und sorgt für eine sachgerechte und fristgerechte Wahrnehmung der Rechte und Pflichten der Mandanten in sämtlichen Aspekten des Verkehrsrechts.


Bedeutung der Mandatsvertretung und Stellung des Verkehrsanwalts

Unterschied zwischen Verkehrsanwalt und Korrespondenzanwalt

Im rechtlichen Kontext wird der Begriff Verkehrsanwalt häufig im Zusammenhang mit dem sogenannten Korrespondenzanwalt verwendet. Ein Korrespondenzanwalt wird dann hinzugezogen, wenn der Mandant einen Prozess an einem auswärtigen Gericht führen muss. Während der Hauptanwalt, der meist am Wohnort des Mandanten tätig ist, das Mandat führt, übernimmt der Verkehrsanwalt am Gerichtsort die Wahrnehmung von Terminen und Anträgen. Seine Aufgaben sind somit die Wahrung von Rechten im Prozess, insbesondere bei Beweisaufnahmen oder Verhandlungen.

Kostenerstattung und Verkehrsanwaltgebühren

Nach § 91 ZPO werden die notwendigen Kosten einer Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung erstattet. Hierzu zählen auch die Kosten für einen Verkehrsanwalt am auswärtigen Gerichtsort, sofern die Vertretung aus Gründen der Entfernung erforderlich ist. Die Gebühren richten sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG). Dabei werden sowohl die Gebühren des eigenen Anwalts als auch die des Verkehrsanwalts erstattungsfähig, sofern deren Hinzuziehung nach Lage der Angelegenheit geboten war.


Rechtliche Einordnung im Verkehrsrecht

Prozessuale Rahmenbedingungen

Im Zivilprozess kann der Verkehrsanwalt etwa als Terminsvertreter auftreten, insbesondere wenn der Hauptbevollmächtigte räumlich nicht am Gerichtsort ansässig ist. Gemäß § 78 ZPO besteht vor den Landgerichten Anwaltszwang. Hier ist es gängige Praxis, dass der beauftragte Verkehrsanwalt die Rechte des Mandanten in der mündlichen Verhandlung wahrt, Anträge stellt und Beweisfragen mit dem Gericht erörtert.

Verkehrsanwalt im Versicherungsrecht

Wenn ein Verkehrsunfallereignis versicherungsrechtlichen Fragen unterliegt, übernimmt der Verkehrsanwalt die Durchsetzung beziehungsweise Abwehr von Ansprüchen direkt gegenüber den Haftpflichtversicherern oder Kasko-Versicherern. Dazu gehören die Klärung von Haftungsquoten, die Regulierung der Reparaturkosten, Restwertfragen und umfassende Prüfung der Deckungszusage im Rahmen einer bestehenden Rechtsschutzversicherung.

Verkehrsverwaltungsrechtliche Verfahren

Über den Zivilprozess und das Straf- beziehungsweise Ordnungswidrigkeitenrecht hinaus umfasst die Tätigkeit des Verkehrsanwalts auch verwaltungsrechtliche Verfahren mit Bezug auf den Straßenverkehr, insbesondere im Zusammenhang mit Fahrerlaubnismaßnahmen (Punkte in Flensburg, Fahrtenbuchauflagen, Entzug und Wiedererteilung der Fahrerlaubnis durch die Fahrerlaubnisbehörde).


Besondere Bedeutung bei Verkehrsunfällen

Schadensregulierung und Anspruchsdurchsetzung

Bei Verkehrsunfällen ist der Verkehrsanwalt mit der Durchsetzung oder Abwehr von Sach- und Personenschäden betraut. Seine Aufgabe ist die vollständige Durchsetzung sämtlicher Schadenpositionen, einschließlich Gutachterkosten, Nutzungsausfall, Verdienstausfall, Haushaltsführungsschaden und Schmerzensgeld. Außerdem prüft er die Haftungsfrage, unterstützt bei der Beweissicherung und korrespondiert mit Unfallgegnern, deren Versicherern sowie Sachverständigen.

Kommunikationsschnittstelle

Ein Verkehrsanwalt wirkt als zentrales Bindeglied zwischen Mandant, Behörden, Versicherern, Sachverständigen und Gerichten. Er sichert eine koordinierte und fehlerfreie Kommunikation, um den Mandanten vor nachteiligen Einlassungen oder Verfahrensfehlern zu bewahren.


Kosten und Rechtsschutz

Gebührenrahmen nach RVG

Die Vergütung richtet sich grundsätzlich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) und ist abhängig vom Streitwert beziehungsweise vom Gegenstandswert. In Verkehrsunfallsachen wird die Vergütung in der Regel nach den Tabellen der RVG berechnet. Die Erstattungsfähigkeit der Anwaltskosten gegenüber der Haftpflichtversicherung des Unfallgegners ist insbesondere dann gegeben, wenn der Geschädigte keine überwiegende Mitschuld an dem Unfall trifft.

Rechtsschutzversicherung

Viele Mandanten verfügen über eine private Rechtsschutzversicherung, die im verkehrsrechtlichen Kontext die Kosten für die Tätigkeit eines Verkehrsanwalts abdeckt, sofern die versicherten Risiken (wie beispielsweise Schadensersatzansprüche, Ordnungswidrigkeitenverfahren oder Strafverteidigung im Verkehrsrecht) vom Deckungsumfang umfasst sind.


Fazit

Die Beauftragung eines Verkehrsanwalts gewährleistet eine sachkundige Vertretung und Beratung in sämtlichen Fragen des Verkehrsrechts. Seine Aufgaben erstrecken sich auf zivilrechtliche, versicherungsrechtliche, straf- und ordnungswidrigkeitenrechtliche sowie verwaltungsrechtliche Sachverhalte mit Bezug zum Straßenverkehr. Durch eine umfassende und fristgerechte Wahrnehmung der Interessen des Mandanten sorgt der Verkehrsanwalt für eine effektive Anspruchsdurchsetzung und Wahrung der Rechte in sämtlichen Verkehrsangelegenheiten.

Häufig gestellte Fragen

Wann sollte ich einen Verkehrsanwalt einschalten?

Ein Verkehrsanwalt sollte stets dann eingeschaltet werden, wenn im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr rechtliche Probleme oder Verfahren drohen oder bereits eingeleitet wurden. Dies betrifft vor allem Bußgeldverfahren, bei denen Punkte in Flensburg oder ein Fahrverbot drohen, sowie strafrechtliche Ermittlungen beispielsweise wegen Fahrerflucht, Trunkenheit im Verkehr oder fahrlässiger Körperverletzung. Auch bei Streitigkeiten rund um Verkehrsunfälle, insbesondere wenn die Schuldfrage ungeklärt ist oder Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden sollen, ist die Konsultation eines spezialisierten Anwalts anzuraten. Ein Verkehrsanwalt prüft die behördlichen Bescheide und Ermittlungsakten auf Fehler und Formverstöße, berät hinsichtlich der Erfolgsaussichten und übernimmt die Kommunikation mit Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichten oder gegnerischen Versicherungen. Er sorgt dafür, dass die Interessen des Mandanten bestmöglich vertreten werden, mögliche rechtliche Nachteile, wie etwa ein Fahrverbot, möglichst abgewendet oder zumindest reduziert werden und alle Fristen eingehalten werden. Auch bei drohendem Verlust der Fahrerlaubnis kann der Anwalt Maßnahmen empfehlen, um die Konsequenzen abzumildern.

Welche Leistungen übernimmt ein Verkehrsanwalt im Bußgeldverfahren?

Im Rahmen eines Bußgeldverfahrens übernimmt ein Verkehrsanwalt eine Vielzahl von Aufgaben für den Mandanten. Zunächst beantragt der Anwalt Akteneinsicht bei der zuständigen Bußgeldstelle, um die Beweislage und etwaige Akteninhalte detailliert zu prüfen. Dabei werden insbesondere Messprotokolle, Geräte-Eichungen, Zeugenvernehmungen und die Einhaltung formeller Voraussetzungen durch die Behörde analysiert. Der Anwalt kontrolliert, ob Messfehler, Bedienungsfehler oder Verfahrensverstöße vorliegen, die zur Einstellung des Verfahrens führen können. Im weiteren Verlauf verfasst der Anwalt eine Stellungnahme gegenüber Behörden oder Gerichten, legt ggf. Einspruch gegen den Bußgeldbescheid ein und vertritt den Mandanten, falls erforderlich, vor Gericht. Zudem berät er umfassend über zu erwartende Konsequenzen, Erfolgsaussichten und das weitere Vorgehen. Ein Verkehrsanwalt kann auch Kontakt zu Sachverständigen aufnehmen, wenn eine Überprüfung der Geschwindigkeitsmessung oder technischen Geräte geboten ist. Letztlich verfolgt der Anwalt das Ziel, die Strafe zu mildern, ein Fahrverbot zu vermeiden oder das Verfahren insgesamt einzustellen.

Welche Kosten entstehen durch die Mandatierung eines Verkehrsanwalts?

Die Kosten für die Beauftragung eines Verkehrsanwalts hängen vom konkreten Fall sowie dem Umfang der anwaltlichen Tätigkeit ab und orientieren sich an den gesetzlichen Regelungen des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes (RVG). In Bußgeldverfahren sind in der Regel Festgebühren vorgesehen, die sich nach dem Streitwert und dem Verfahrensstadium unterscheiden. Hinzu kommen Auslagen, etwa für Kopien oder Porto, und gegebenenfalls Mehrwertsteuer. Ist eine Rechtsschutzversicherung vorhanden, übernimmt diese – abhängig von den vereinbarten Bedingungen – häufig die Kosten für anwaltliche Vertretung im Verkehrsrecht, insbesondere im Zusammenhang mit Ordnungswidrigkeiten, Strafvorwürfen und Unfallregulierungen. Zu beachten ist, dass bei Obsiegen vor Gericht die Kosten oft von der Gegenseite übernommen werden, während bei Unterliegen der Mandant die Kosten trägt. Vor Annahme des Mandats wird der Anwalt in der Regel eine transparente Kosteneinschätzung abgeben und bei Kontaktaufnahme die Möglichkeit der Deckungszusage mit der Rechtsschutzversicherung klären.

Wie unterstützt ein Verkehrsanwalt bei einem Verkehrsunfall?

Bei einem Verkehrsunfall übernimmt der Verkehrsanwalt die vollständige rechtliche Betreuung von der Schadensregulierung bis zur Durchsetzung von Ansprüchen oder der Abwehr ungerechtfertigter Forderungen. Zunächst stellt der Anwalt fest, ob und in welchem Umfang Ansprüche auf Schadensersatz und Schmerzensgeld bestehen. Er übernimmt die Korrespondenz mit gegnerischen Haftpflichtversicherungen, prüft die Regulierungspraxis der Versicherungen kritisch und legt gegebenenfalls Widerspruch gegen abgelehnte oder gekürzte Zahlungen ein. Liegt eine Teilschuld oder Ansatzpunkte für ein Mitverschulden vor, wird der Anwalt eine optimale Positionierung zur Minimierung eigener Nachteile vornehmen. Zudem berät er hinsichtlich der Einschaltung von Sachverständigen, vertritt die Interessen bei der Wahl der Werkstatt und sorgt dafür, dass Mietwagenkosten, Gutachterhonorare und weitere Nebenkosten erstattet werden. Sollte eine außergerichtliche Einigung scheitern, übernimmt er die gerichtliche Durchsetzung der Ansprüche. Auch im Fall von Personenschäden, langwierigen Folgeschäden oder psychischen Beeinträchtigungen wird der Anwalt die Betroffenen umfassend vertreten und auf die Einhaltung aller Fristen achten.

Welche Vorteile bietet die Vertretung durch einen spezialisierten Fachanwalt für Verkehrsrecht?

Ein Fachanwalt für Verkehrsrecht verfügt über besondere Kenntnisse und praktische Erfahrungen im Bereich der verkehrsrechtlichen Fragestellungen. Die Spezialisierung garantiert, dass der Anwalt mit der aktuellen Rechtsprechung und spezifischen Verfahrensabläufen bestens vertraut ist und rasch, zielorientiert und effizient handelt. Fachanwälte müssen regelmäßige Fortbildungen nachweisen und bringen fachliche Tiefe und Expertise ein, die gerade in komplexen Fällen – etwa bei strittigen Unfallhergängen, Gutachtenfragen oder drohenden Führerscheinentzug – von entscheidender Bedeutung sein können. Die Verbindung aus rechtlichem Detailwissen und strategischem Vorgehen führt häufig zu besseren Verhandlungsergebnissen, einer schnelleren Abwicklung sowie einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, im Streitfall vor Gericht zu obsiegen.

Kann ein Verkehrsanwalt im Falle eines Fahrverbots oder Führerscheinentzugs helfen?

Ein Verkehrsanwalt kann auch im Falle eines drohenden Fahrverbots oder Führerscheinentzugs erhebliche Unterstützung bieten. Im Vorfeld prüft der Anwalt, ob formelle Fehler in den Ermittlungsakten oder Verfahrensabläufe vorliegen, die zu einer Einstellung oder Milderung der Sanktionen führen können. Bei Fahrverboten besteht beispielsweise die Möglichkeit, eine Umwandlung in eine höhere Geldstrafe zu beantragen, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Im Falle besonderer Härten, etwa bei Berufskraftfahrern, kann argumentiert werden, dass ein Fahrverbot existenzbedrohend wäre, was im Einzelfall von den Gerichten berücksichtigt wird. Beim drohenden Führerscheinentzug wird das verwaltungsrechtliche Verfahren überprüft und bei unberechtigter Entziehung umgehend Widerspruch eingelegt. Auch die Wiedereingliederung nach einer Sperrfrist, etwa durch die Vorbereitung auf die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU), kann ein Verkehrsanwalt kompetent begleiten und individuell unterstützen.