Stückvermächtnis

Begriff und Bedeutung des Stückvermächtnisses

Das Stückvermächtnis ist ein Begriff aus dem Erbrecht. Es bezeichnet die Zuwendung eines bestimmten, genau bezeichneten Gegenstandes durch eine letztwillige Verfügung, wie etwa ein Testament oder einen Erbvertrag. Im Unterschied zur Erbeinsetzung wird beim Stückvermächtnis nicht das gesamte Vermögen oder ein Bruchteil davon übertragen, sondern lediglich ein einzelner Gegenstand – zum Beispiel ein bestimmtes Auto, Schmuckstück oder Gemälde.

Abgrenzung zu anderen Vermächtnisarten

Das Stückvermächtnis unterscheidet sich von anderen Formen des Vermächtnisses vor allem dadurch, dass es sich auf einen individuell bestimmten Gegenstand bezieht. Im Gegensatz dazu steht beispielsweise das Gattungsvermächtnis, bei dem der vermachte Gegenstand nur nach seiner Art bestimmt ist (zum Beispiel „ein Auto“ statt „mein roter Oldtimer“). Auch von der Einsetzung als Erbe unterscheidet sich das Stückvermächtnis: Der Begünstigte erhält nicht die Stellung eines Erben und haftet daher grundsätzlich nicht für Nachlassverbindlichkeiten.

Stückvermächtnis und Vorausvermächtnis

Ein weiteres Abgrenzungskriterium besteht gegenüber dem Vorausvermächtnis. Während beim Vorausvermächtnis einem Miterben zusätzlich zu seinem Anteil am Nachlass noch ein bestimmter Gegenstand zugewendet wird, richtet sich das klassische Stückvermächtnis an eine Person außerhalb der Erbengemeinschaft.

Rechtsfolgen des Stückvermächtnisses

Mit Eintritt des Erbfalls entsteht für den Bedachten (Vermächtnisnehmer) grundsätzlich der Anspruch auf Herausgabe des konkret benannten Gegenstands gegen den oder die Erben. Das Eigentum an dem vermachten Objekt geht jedoch nicht automatisch mit dem Tod des Verstorbenen über; vielmehr muss der Anspruch aktiv geltend gemacht werden.

Anspruchsberechtigung und Pflichten der Beteiligten

Der Begünstigte hat einen Anspruch darauf, dass ihm der im Testament bestimmte Gegenstand vom jeweiligen Eigentümer – in aller Regel den eingesetzten Erben – übereignet wird. Die Verpflichtung zur Herausgabe trifft also primär die Person(en), welche den Nachlass verwalten beziehungsweise erben.

Sonderfälle: Untergang oder Unmöglichkeit der Herausgabe

Ist das vermachte Einzelstück zum Zeitpunkt des Todes bereits untergegangen (zum Beispiel verkauft oder zerstört worden), kann dies dazu führen, dass das Vermächtnis ins Leere geht. In manchen Fällen kann jedoch Ersatz verlangt werden; dies hängt von verschiedenen Umständen ab.

Bedeutung für die Nachlassabwicklung

Das Vorhandensein eines Stückvermächtnisses beeinflusst maßgeblich die Aufteilung und Verwaltung eines Nachlasses. Die eingesetzten Erben müssen sicherstellen, dass alle im Testament genannten Einzelstücke ordnungsgemäß herausgegeben werden können. Erst danach erfolgt in aller Regel die weitere Verteilung unter den übrigen Berechtigten.

Ablauf bei mehreren Ansprüchen auf denselben Gegenstand

Sind mehrere Personen hinsichtlich desselben Objekts bedacht worden oder bestehen Unklarheiten über dessen Identität beziehungsweise Zugehörigkeit zum Nachlassbestandteil, können Streitigkeiten entstehen. In solchen Fällen sind Auslegungshilfen heranzuziehen sowie gegebenenfalls gerichtliche Klärungen erforderlich.

Besteuerung beim Erwerb durch ein Stückvermächtnis

Auch beim Erwerb eines einzelnen vermachten Objekts fällt regelmäßig eine Besteuerung an – insbesondere im Rahmen steuerlicher Vorschriften zur Übertragung von Todes wegen wie etwa einer Steuer auf Schenkungen und Vererbungen („Erbschaftsteuer“). Die Höhe richtet sich nach Wert sowie persönlichem Verhältnis zwischen Bedachtem und verstorbener Person.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Stückvermáchntnis

Muss ich als Empfänger eines Stückvermächnisses selbst aktiv werden?

Nicht automatisch geht mit Eintritt des Todes auch das Eigentum am betreffenden Objekt über; vielmehr muss in aller Regel gegenüber den zuständigen Personen (z.B. den eingesetzten Haupterben) ausdrücklich Anspruch erhoben werden.

Können auch mehrere Personen denselben einzelnen Gegenstand als Vermächniss erhalten?

Theoretisch ist dies möglich; allerdings führt dies häufig zu Auslegungsfragen darüber, wem was zusteht bzw., ob Teilungsanordnungen getroffen wurden.

Muss ich Steuern zahlen wenn ich durch ein Stuckvermächniss etwas erhalte?

Sobald Sie aufgrund einer letztwilligen Verfügung einen konkreten Wertgegenstand erhalten haben kann hierfür eine Steuerpflicht entstehen abhängig vom Wert sowie Ihrem persönlichen Verhältnis zur verstorbenen Person.

Kann ich verlangen stattdessen Geld ausgezahlt zu bekommen wenn mir etwas Bestimmtes hinterlassen wurde?

Einen generellen Rechtsanspruch darauf gibt es meist nicht; maßgeblich sind Wortlaut sowie Sinngehalt der letztwilligen Verfügung sowie besondere Umstände im Einzelfall.


Können auch Schulden als Stuckvermächniss hinterlassen werden?

Dabei handelt es sich um keinen typischen Anwendungsfall: Üblicherweise beziehen sich solche Zuwendungen ausschließlich auf positive Werte bzw Sachgüter aus dem Besitzbestand.


Müssen andere Pflichtteilsberechtigte berücksichtigt werden wenn jemand per Stuckvermächniss bedacht wurde?

Plichtteilsrechte bleiben grundsätzlich unberührt sodass entsprechende Ansprüche trotz einzelner Zuwendungen weiterhin bestehen können.


Kann man jedes beliebige Objekt per Stuckvermächniss vererben lassen?

Theoretisch ja sofern dieses klar identifizierbar ist & tatsächlich Teil Ihres Besitzes bildet-bei Unsicherheiten empfiehlt sich möglichst genaue Bezeichnung innerhalb Ihrer Verfügung .