Legal Lexikon

Masseur

Begriff und Abgrenzungen

Der Begriff „Masseur“ wird im allgemeinen Sprachgebrauch für Personen verwendet, die Massagen durchführen. Rechtlich ist zu unterscheiden zwischen staatlich ausgebildeten Gesundheitsberufen und gewerblichen Anbietern von Wellness- oder Entspannungsmassagen. Diese Unterscheidung hat Auswirkungen auf Berufsbezeichnungen, Tätigkeitsumfang, Aufsicht, Werbung, Haftung, Datenschutz und steuerliche Behandlung.

Allgemeine Definition

Als „Masseur“ werden Personen bezeichnet, die manuelle Griffe und Techniken zur Lockerung, Entspannung oder Beeinflussung von Muskeln, Bindegewebe und Kreislauf anwenden. Je nach Qualifikation und rechtlicher Erlaubnis kann dies dem Wellnessbereich oder dem medizinisch-therapeutischen Bereich zugeordnet sein.

Geschützte Berufsbezeichnungen

Bestimmte Bezeichnungen sind staatlich reglementiert, etwa „Masseur und medizinischer Bademeister“ sowie „Physiotherapeut“. Nur Personen mit entsprechender staatlicher Abschlussprüfung und Anerkennung dürfen diese Titel führen. Allgemeine Bezeichnungen wie „Wellness-Masseur“ oder „Massagepraktiker“ sind nicht geschützt, müssen aber so verwendet werden, dass keine Verwechslung mit staatlich geregelten Gesundheitsberufen entsteht.

Wellness- und Sportmassage vs. Heilkunde

Wellness- und Sportmassagen dienen typischerweise der Entspannung, Prävention oder allgemeinen Regeneration. Maßnahmen, die auf die Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten gerichtet sind, gehören in den Bereich der Heilkunde. Für heilkundliche Tätigkeiten ist eine besondere berufsrechtliche oder behördliche Erlaubnis erforderlich. Ohne eine solche Erlaubnis sind diagnostische oder therapeutische Aussagen und Behandlungen zu unterlassen.

Zugang zum Beruf

Staatlich anerkannter Abschluss

Der Abschluss „Masseur und medizinischer Bademeister“ setzt eine geregelte Ausbildung mit staatlicher Prüfung voraus. Absolventinnen und Absolventen unterliegen besonderen Berufspflichten, einer fachlichen Aufsicht und spezifischen Qualitätsanforderungen, die sich von rein gewerblichen Massageangeboten abgrenzen.

Gewerbliche Tätigkeit im Wellnessbereich

Wer Wellness- oder Entspannungsmassagen gewerblich anbietet, betreibt in der Regel ein anzeigepflichtiges Gewerbe. Eine heilkundliche Erlaubnis ist hierfür nicht erforderlich, solange keine medizinischen Diagnosen gestellt, keine Krankheiten behandelt und keine therapeutischen Wirkungen versprochen werden. Die Tätigkeit unterliegt den allgemeinen Regeln des Gewerbe-, Verbraucher-, Datenschutz- und Wettbewerbsrechts.

Anerkennung ausländischer Qualifikationen

Ausländische Berufsabschlüsse können – je nach Herkunftsstaat und Art des Abschlusses – einem Anerkennungsverfahren unterliegen. Für die Führung geschützter Titel und für heilkundliche Tätigkeiten ist eine Gleichwertigkeitsprüfung oder Anerkennung erforderlich. Für rein gewerbliche Wellnessangebote ist eine Anerkennung nur insoweit relevant, als keine geschützten Bezeichnungen verwendet werden und keine Heilkunde ausgeübt wird.

Tätigkeitsumfang und rechtliche Grenzen

Erlaubnispflichtige Heilkunde

Maßnahmen, die sich auf die Behandlung von Krankheiten beziehen, sind erlaubnispflichtig. Dazu gehören insbesondere therapeutische Massagen mit Diagnose- oder Heilzweck. Ohne entsprechende Erlaubnis sind solche Tätigkeiten unzulässig, auch wenn Kundinnen oder Kunden Beschwerden schildern.

Diagnostik, Therapie und Vorbehaltsaufgaben

Bestimmte Tätigkeiten sind Gesundheitsberufen vorbehalten. Dazu zählen diagnostische Einschätzungen, Behandlungspläne mit Therapieziel sowie medizinische Verlaufskontrollen. Wellness-Massagen beschränken sich auf allgemein wohltuende Anwendungen ohne Bezug zu einer konkreten Erkrankung.

Informations- und Aufklärungspflichten

Gegenstand, Umfang, Art der Anwendung und Preis sind klar zu benennen. Aussagen zu Wirkungen müssen sachlich und zutreffend sein. Medizinische Wirkversprechen sind nur innerhalb einer zulässigen heilkundlichen Tätigkeit möglich. Einverständnis und etwaige Kontraindikationen sind – je nach Tätigkeitsbereich – angemessen zu berücksichtigen und nachvollziehbar festzuhalten.

Berufsaufsicht und Registrierung

Zuständigkeiten

Staatlich anerkannte Gesundheitsberufe unterliegen der Aufsicht der zuständigen Gesundheitsbehörden. Gewerbliche Wellness-Anbieter unterliegen der Gewerbeaufsicht sowie den allgemeinen Marktaufsichts- und Verbraucherschutzregeln. Eine gesonderte Kammerpflicht besteht nicht.

Nachweis- und Dokumentationspflichten

Im Gesundheitsberuf bestehen erweiterte Dokumentationsanforderungen, insbesondere zu Anwendungen, Befunden und Einwilligungen. Gewerbliche Anbieter dokumentieren typischerweise die erbrachten Leistungen zu Abrechnungs- und Nachweiszwecken sowie den datenschutzrechtlichen Einwilligungen. Aufbewahrungsfristen ergeben sich aus berufsbezogenen, handels- und steuerrechtlichen Vorgaben.

Hygienestandards

Massagedienstleistungen erfordern geeignete Hygienekonzepte, insbesondere saubere Räumlichkeiten, Wäschehygiene und Hautschutz. Bei Anwendungen mit erhöhter Infektionsrelevanz gelten gesteigerte Sorgfaltsanforderungen. Vorgaben der Gesundheits- und Gewerbeaufsicht sind einzuhalten.

Unternehmens- und steuerrechtliche Aspekte

Gewerbeanzeige

Die gewerbliche Tätigkeit ist regelmäßig anzeigepflichtig. Änderungen, etwa der Betriebsstätte oder des Angebotsprofils, können meldepflichtig sein. Für mobile Dienstleistungen gelten die gleichen Grundsätze.

Umsatzsteuerliche Einordnung

Wellness- und Entspannungsmassagen sind in der Regel umsatzsteuerpflichtige Leistungen. Steuerbefreiungen kommen nur bei Gesundheitsleistungen in Betracht, die therapeutischen Zwecken dienen und von hierzu befugten Personen erbracht werden. Die zutreffende Einordnung richtet sich nach Art der Leistung und Qualifikation der leistungserbringenden Person.

Rechnungsstellung und Preisangaben

Preise sind transparent auszuweisen. Rechnungen müssen die gesetzlich geforderten Pflichtangaben enthalten. Bei Online-Angeboten gelten zusätzliche Informationspflichten, etwa zu Gesamtpreisen und Vertragsmerkmalen.

Vertragsrecht und Haftung

Vertragstyp

Massagedienstleistungen sind regelmäßig als Dienstverträge einzuordnen, bei denen der sorgfältige Einsatz der vereinbarten Techniken geschuldet ist. Ein bestimmter Erfolg wird grundsätzlich nicht geschuldet, es sei denn, dies ist ausdrücklich vereinbart und rechtlich zulässig.

Haftung bei Personenschäden

Für Schäden aus Pflichtverletzungen haften Anbieter nach den allgemeinen Regeln. Ein Haftungsausschluss für Verletzungen von Leben, Körper oder Gesundheit ist rechtlich eingeschränkt und kann nicht beliebig vereinbart werden. Die Haftung richtet sich nach dem Einzelfall, dem vereinbarten Leistungsumfang und der Einhaltung anerkannter Sorgfaltsmaßstäbe.

Absicherung

Bei personenbezogenen Dienstleistungen besteht ein erhöhtes Risiko für Haftungsfälle. Es ist üblich, sich gegen Schäden gegenüber Kundinnen und Kunden, Mietsachen und Dritten abzusichern. In Betrieben mit Beschäftigten kommen zusätzliche Absicherungs- und Meldepflichten in Betracht.

Werbung und Außendarstellung

Heilversprechen und Irreführung

Werbeaussagen müssen wahr, klar und nicht irreführend sein. Aussagen mit Heilversprechen sind nur zulässig, wenn die Tätigkeit und Qualifikation dies rechtlich tragen. Unzulässig sind insbesondere suggerierte medizinische Wirkungen im Wellnessbereich sowie die Verwendung irreführender Titel.

Führung von Berufsbezeichnungen

Geschützte Berufsbezeichnungen dürfen nur von hierzu berechtigten Personen geführt werden. Zusätze wie „Wellness-“ oder „Entspannung-“ sind so zu verwenden, dass keine Verwechslung mit geschützten Gesundheitsberufen entsteht.

Online-Auftritt

Im Internet gelten besondere Informationspflichten, etwa zur Identität des Anbieters, Kontaktmöglichkeiten und wesentlichen Leistungsmerkmalen. Aussagen zu gesundheitlichen Wirkungen sind an den allgemeinen Irreführungsverboten zu messen.

Datenschutz und Vertraulichkeit

Umgang mit Gesundheitsdaten

Daten über den Gesundheitszustand sind besonders schutzbedürftig. Bereits Angaben zu Beschwerden, Vorerkrankungen oder Unverträglichkeiten fallen darunter. Verarbeitung und Speicherung dürfen nur im erforderlichen Umfang und auf einer geeigneten Rechtsgrundlage erfolgen.

Einwilligung und Zweckbindung

Erhebungen und Notizen zu Anwendungen, Verträglichkeiten und Präferenzen erfordern eine klare Zweckbestimmung. Einwilligungen sind verständlich zu formulieren und nachweisbar zu dokumentieren. Eine Weitergabe an Dritte ist nur bei Vorliegen einer geeigneten Rechtsgrundlage zulässig.

Externe Dienstleister

Wer Termin- oder Abrechnungssoftware nutzt, muss die datenschutzrechtlichen Anforderungen an die Einbindung externer Dienstleister beachten. Dazu zählen vertragliche Regelungen, technische und organisatorische Maßnahmen sowie Transparenz gegenüber den Betroffenen.

Arbeitsrechtliche Einordnung

Beschäftigung in Studios, Praxen oder Hotels

Angestellte unterliegen den allgemeinen arbeitsrechtlichen Schutzvorschriften, einschließlich Arbeitszeit, Vergütung, Urlaub, Mutterschutz und Mitbestimmung. Arbeitgeber tragen Verantwortung für Arbeitsschutz und Hygiene.

Selbstständigkeit und Abgrenzung

Selbstständige bestimmen typischerweise Preise, Arbeitszeit, Ort und Werbung eigenständig und tragen eigenes unternehmerisches Risiko. Im Grenzbereich zur abhängigen Beschäftigung ist die Einordnung nach den tatsächlichen Verhältnissen vorzunehmen.

Arbeitsschutz

Bei manuellen Tätigkeiten sind ergonomische und hygienische Vorgaben zu beachten. Für Beschäftigte gelten Pflichten zur Gefährdungsbeurteilung, Unterweisung und Bereitstellung geeigneter Arbeitsmittel.

Besondere Konstellationen

Mobile Massage und Hausbesuche

Mobile Angebote erfordern die Einhaltung der einschlägigen Hygiene-, Datenschutz- und Verbraucherschutzpflichten auch außerhalb fester Räumlichkeiten. Zugang zu sanitären Einrichtungen, sichere Lagerung von Materialien und Schutz der Privatsphäre sind zu gewährleisten.

Gutscheine und Laufzeitmodelle

Bei Gutscheinen und Zeitkontingenten gelten zivilrechtliche Regeln zu Gültigkeit, Verjährung und Transparenz. Vertragsbedingungen müssen klar und verständlich sein.

Minderjährige

Bei Minderjährigen ist die Einwilligung der Sorgeberechtigten maßgeblich. Art und Umfang der Anwendung sind am Schutzbedürfnis auszurichten und nachvollziehbar festzuhalten.

Internationale Aspekte

Grenzüberschreitende Dienstleistungen

Innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums bestehen Erleichterungen für die vorübergehende Dienstleistungserbringung. Für geschützte Titel und heilkundliche Tätigkeiten können Melde- oder Anerkennungsverfahren erforderlich sein.

Berufsbezeichnungen im Ausland

Die Zulässigkeit von Titeln und die Abgrenzung von Heilkunde unterscheiden sich zwischen Staaten. Bei Tätigkeit im Ausland gelten die dortigen Berufs- und Marktregeln.

Abgrenzung zu verwandten Berufen

Physiotherapie

Physiotherapeutinnen und -therapeuten üben einen staatlich geregelten Gesundheitsberuf mit eigenständigem therapeutischem Tätigkeitsfeld aus. Sie dürfen krankheitsbezogen behandeln, sofern die formalen Voraussetzungen vorliegen.

Heilkunde ohne Bestallung

Personen mit entsprechender Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde dürfen eigenverantwortlich behandeln. Die Bezeichnung und der Tätigkeitsumfang unterscheiden sich rechtlich von Wellness-Angeboten.

Kosmetik

Kosmetische Dienstleistungen dienen der Körper- und Schönheitspflege. Berührungspunkte bestehen bei Entspannungsmassagen, jedoch ohne krankheitsbezogenen Bezug.

Häufig gestellte Fragen

Ist die Bezeichnung „Masseur“ geschützt?

Die allgemeine Bezeichnung „Masseur“ ist nicht geschützt. Geschützt sind jedoch staatliche Titel wie „Masseur und medizinischer Bademeister“ sowie „Physiotherapeut“. Wer keine entsprechende staatliche Qualifikation besitzt, darf diese geschützten Bezeichnungen nicht führen und muss seine Angebote so beschreiben, dass keine Verwechslung entsteht.

Dürfen Wellness-Masseure Beschwerden behandeln?

Wellness-Massagen sind auf Wohlbefinden und Entspannung gerichtet. Krankheitsbezogene Diagnosen und Behandlungen sind heilkundliche Tätigkeiten und nur mit entsprechender Erlaubnis zulässig. Ohne eine solche Erlaubnis dürfen keine therapeutischen Wirkungen behauptet oder Behandlungen von Erkrankungen angeboten werden.

Welche Behörde ist zuständig?

Für staatlich anerkannte Gesundheitsberufe ist die Gesundheitsverwaltung zuständig. Gewerbliche Wellness-Anbieter unterliegen der Gewerbeaufsicht sowie allgemeinen Markt- und Verbraucherschutzbehörden. Je nach Angebot können zusätzlich die Lebensmittel- oder Hygieneaufsicht sowie der Datenschutzaufsicht eine Rolle spielen.

Welche Regeln gelten für Werbung mit Wirkungen?

Werbung muss sachlich und wahr sein. Irreführende Aussagen zu Heil- oder Linderungswirkungen sind unzulässig, insbesondere wenn keine heilkundliche Erlaubnis vorliegt. Zulässig sind beschreibende Hinweise auf Wohlbefinden und Entspannung, sofern sie nicht den Eindruck einer medizinischen Behandlung erwecken.

Wie sind Massagen umsatzsteuerlich einzuordnen?

Wellness- und Entspannungsmassagen sind in der Regel umsatzsteuerpflichtig. Steuerbefreiungen kommen nur für Gesundheitsleistungen in Betracht, die therapeutischen Zwecken dienen und von hierzu befugten Personen erbracht werden. Maßgeblich sind Art der Leistung und Qualifikation der leistenden Person.

Welche Pflichten bestehen beim Umgang mit Kundendaten?

Angaben zu Gesundheit, Beschwerden oder Unverträglichkeiten sind besonders schutzbedürftig. Ihre Verarbeitung erfordert eine geeignete Rechtsgrundlage, klare Zweckbindung, Datensparsamkeit und angemessene technische und organisatorische Maßnahmen. Betroffene sind transparent zu informieren.

Dürfen Hausbesuche oder mobile Massagen angeboten werden?

Mobile Angebote sind zulässig, sofern die einschlägigen Hygiene-, Gewerbe-, Verbraucherschutz- und Datenschutzanforderungen eingehalten werden. Die rechtliche Abgrenzung zwischen Wellness und Heilkunde gilt auch außerhalb fester Räumlichkeiten.

Welche Regeln gelten bei Minderjährigen?

Bei Minderjährigen ist die Einwilligung der Sorgeberechtigten erforderlich. Umfang und Art der Anwendung sind am Schutzbedürfnis auszurichten. Dokumentation und Transparenz gegenüber den Sorgeberechtigten sind rechtlich bedeutsam.