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Devisen

Begriff und Abgrenzung: Was sind Devisen?

Devisen sind ausländische Zahlungsmittel in Form nicht körperlicher Forderungen. Gemeint sind Ansprüche in einer fremden Währung, die typischerweise bei Banken oder anderen Finanzinstituten geführt oder zwischen solchen Instituten übertragen werden. Dazu zählen zum Beispiel Sichteinlagen in US-Dollar bei einer Bank, Überweisungen in britischen Pfund oder international handelbare Zahlungsanweisungen in Fremdwährung. Nicht zu den Devisen im engeren Sinn zählen körperliche ausländische Banknoten und Münzen; diese werden als Sorten bezeichnet.

Rechtsnatur

Rechtlich handelt es sich bei Devisen um immaterielle Geldforderungen, die auf eine ausländische Währung lauten. Sie sind im Inland kein gesetzliches Zahlungsmittel, werden aber vertraglich als Erfüllungsmittel akzeptiert. Devisen sind übertragbar, können verrechnet werden und unterliegen – je nach Ausgestaltung – allgemeinen schuldrechtlichen Regeln, bankrechtlichen Vorgaben sowie außenwirtschaftlichen und aufsichtsrechtlichen Bestimmungen.

Typische Erscheinungsformen

  • Sichteinlagen und Termineinlagen in Fremdwährung (z. B. USD-Guthaben bei einer Bank)
  • Fremdwährungsüberweisungen, Akkreditive und dokumentäre Zahlungsinstrumente
  • Ansprüche aus Kassageschäften (Spot) und Termingeschäften (Forwards, Futures, Optionen, Swaps) in Fremdwährung

Markt und Beteiligte

Marktteilnehmer

  • Zentralbanken und staatliche Institutionen (z. B. zur Steuerung von Währungsreserven)
  • Kreditinstitute und Wertpapierfirmen (Market Maker, Broker, Handelsabteilungen)
  • Zahlungsdienstleister und Geldtransferanbieter
  • Unternehmen (Absicherung von Zahlungsströmen, Preis- und Währungsrisiken)
  • Privatpersonen (Reisezahlungen, Online-Käufe, Geldtransfers, spekulative Geschäfte)

Handelsplätze und Abwicklung

Der Devisenhandel findet überwiegend außerbörslich (OTC) statt, häufig über elektronische Handelsplattformen und multilateral organisierte Systeme. Die Abwicklung erfolgt über Korrespondenzbanken und internationale Zahlungssysteme. Für standardisierte Derivate können zentrale Gegenparteien und Clearingstellen eingebunden sein, um Gegenparteirisiken zu reduzieren.

Aufsichtsrechtlicher Rahmen

Zuständigkeiten

Die Beaufsichtigung von Devisenaktivitäten verteilt sich auf mehrere Institutionen. In Deutschland überwacht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Erbringung genehmigungspflichtiger Finanz- und Wertpapierdienstleistungen. Die Deutsche Bundesbank ist in Zahlungsverkehr, Statistik und währungspolitische Aspekte eingebunden. Auf europäischer Ebene wirken die Europäische Zentralbank und Aufsichtsbehörden mit Leitlinien und Maßnahmen, insbesondere für Märkte und Produkte mit grenzüberschreitender Bedeutung.

Erlaubnispflichten

Ob eine behördliche Erlaubnis erforderlich ist, hängt von Art und Umfang der Tätigkeit ab. Relevante Fallgruppen sind unter anderem:

  • Handel in fremder Währung auf eigene Rechnung als gewerbsmäßige Tätigkeit
  • Vermittlung oder Ausführung von Kundenaufträgen in Devisen oder Devisenderivaten
  • Erbringung von Zahlungsdiensten, die Währungsumrechnungen einschließen
  • Anbieten und Platzieren von Devisenderivaten gegenüber Kundinnen und Kunden

Für diese Tätigkeiten gelten Zulassungsvoraussetzungen, Organisationspflichten und laufende Aufsicht. Spot-Devisengeschäfte sind in der Regel keine Finanzinstrumente, Devisenderivate hingegen schon; daraus folgen unterschiedliche Verhaltens- und Informationspflichten gegenüber Kundinnen und Kunden.

Kundengelder und Verwahrung

Unternehmen, die Kundengelder im Zusammenhang mit Devisengeschäften halten, unterliegen Anforderungen an die getrennte Verwahrung, Sicherung und ordnungsgemäße Mittelverwendung. Es bestehen Vorgaben zur Insolvenzfestigkeit, zu Transparenz über Gebühren und Wechselkurse sowie zur ordnungsgemäßen Abrechnung.

Vertragliche Grundlagen und Produktarten

Kassageschäfte (Spot)

Beim Kassageschäft wird eine Währung gegen eine andere getauscht, in der Regel mit zeitnaher Lieferung. Rechtsgrundlage ist der Austausch gegenseitiger Leistungen (Lieferung der jeweiligen Währungen). Preis ist der Kassakurs zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses zuzüglich vereinbarter Entgelte.

Termingeschäfte und Derivate

Termingeschäfte (Forwards, Futures) und Optionen auf Währungen regeln einen zukünftigen Kauf oder Verkauf einer Währung zu einem festgelegten Kurs oder geben ein entsprechendes Recht. Swaps kombinieren den Austausch von Kapitalbeträgen und Zahlungsströmen in unterschiedlichen Währungen. Solche Produkte gelten als komplex und unterfallen erweiterten Wohlverhaltens-, Risikoaufklärungs- und Angemessenheitsanforderungen. Für gehebelte Differenzkontrakte auf Devisen bestehen europaweit Schutzmaßnahmen für Privatkundinnen und -kunden.

Währungsumrechnung im Zahlungsverkehr

Bei Überweisungen, Kartenzahlungen und Geldtransfers kann eine Währungsumrechnung anfallen. Anbieter müssen über den verwendeten Wechselkurs, Entgelte und den voraussichtlichen Endbetrag informieren. Für Ausführungsfristen, Fehlerkorrekturen und Rückabwicklungen gelten verbraucherschützende Vorgaben des Zahlungsverkehrsrechts.

Außenwirtschaft, Sanktionen und Geldwäscheprävention

Außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Der grenzüberschreitende Devisenverkehr ist grundsätzlich frei. Es bestehen jedoch statistische Meldepflichten für bestimmte grenzüberschreitende Zahlungen, Forderungen und Verbindlichkeiten. Betroffen sind vor allem Unternehmen und Finanzinstitute; in Einzelfällen können auch Privatpersonen erfasst sein. Die zuständigen Stellen veröffentlichen dazu Auslegungshinweise und Formate.

Sanktionen und Embargos

Devisengeschäfte unterliegen internationalen und unionsrechtlichen Sanktionsregimen. Transaktionen mit gelisteten Personen, Unternehmen oder Staaten können untersagt oder beschränkt sein. Vermögenssperren, Verbote der Bereitstellung wirtschaftlicher Ressourcen sowie Berichtspflichten sind zu beachten. Finanzinstitute setzen hierfür Prüf-, Filter- und Gefrierprozesse ein.

Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsprävention

Devisenhandel und Zahlungsdienste zählen zu besonders überwachungsbedürftigen Bereichen. Verpflichtete Unternehmen müssen Kundinnen und Kunden identifizieren, Geschäftsbeziehungen risikoorientiert überwachen, wirtschaftlich Berechtigte feststellen, Auffälligkeiten dokumentieren und Verdachtsmeldungen abgeben. Zudem gelten Schulungs-, Aufbewahrungs- und interne Kontrollpflichten.

Verbraucher- und Anlegerschutz

Informations- und Wohlverhaltenspflichten

Anbieter müssen verständlich über Funktionsweise, Kosten, Risiken und Interessenkonflikte informieren. Für komplexe Produkte wie Devisenoptionen oder gehebelte Produkte bestehen zusätzliche Anforderungen an Angemessenheits- und Geeignetheitsprüfungen sowie standardisierte Risikohinweise.

Marketing und Hebelprodukte

Für Privatkundinnen und -kunden sind bei bestimmten gehebelten Devisenprodukten Beschränkungen vorgesehen, unter anderem zu maximalen Hebeln, Sicherheitsleistungen, Nachschusspflichten und Werbung. Ziel ist die Begrenzung unverhältnismäßiger Verlustrisiken und die Erhöhung der Transparenz.

Beschwerde- und Streitbeilegung

Institute und Dienstleister müssen Beschwerdeprozesse vorhalten. Es bestehen außergerichtliche Streitbeilegungsverfahren und Anlaufstellen für grenzüberschreitende Fälle. Zuständigkeiten richten sich nach Sitz des Anbieters, Art des Dienstes und Kundeneigenschaft.

Steuer- und Bilanzaspekte

Steuerliche Einordnung

Gewinne und Verluste aus Devisengeschäften können steuerlich relevant sein. Maßgeblich sind Art des Geschäfts (Spot, Derivat), Haltedauer, Nutzung im Privat- oder Betriebsvermögen sowie die Einbindung in Zahlungsströme. Dokumentations- und Nachweiserfordernisse spielen eine Rolle. Ein Steuerabzug an der Quelle ist nicht durchgängig vorgesehen.

Rechnungslegung

In der Handels- und Konzernbilanz sind Fremdwährungspositionen nach anerkannten Grundsätzen zu bewerten. Wechselkursänderungen führen zu Umrechnungsdifferenzen, die je nach Postenart erfolgswirksam oder im Eigenkapital zu erfassen sind. Absicherungsgeschäfte können unter bestimmte Hedge-Accounting-Regeln fallen.

Risiken und Haftung

Risikokategorien

  • Kurs- und Zinsrisiken aus Wechselkurs- und Zinsbewegungen
  • Gegenparteirisiko bei Ausfall oder Zahlungsverzug des Vertragspartners
  • Liquiditätsrisiken bei Marktstörungen oder enger Markttiefe
  • Rechts- und Durchsetzungsrisiken, etwa bei grenzüberschreitenden Verträgen
  • Operationale Risiken durch Systeme, Prozesse oder Fehlbedienung

Haftungsfragen

Haftung kann sich aus fehlerhafter Ausführung, unzureichender Aufklärung, Verletzung von Nebenpflichten oder Verstößen gegen Markt- und Aufsichtsregeln ergeben. Vertragsklauseln zu Haftungsbegrenzung, Force-Majeure, Netting und Close-out sind branchenüblich und beeinflussen das Risiko- und Anspruchsprofil.

Internationale Bezüge und Vertragsgestaltung

Devisengeschäfte sind häufig grenzüberschreitend. Üblich sind vertragliche Regelungen zu anwendbarem Recht, Gerichtsstand, Schiedsgerichtsbarkeit, Aufrechnungs- und Sicherungsmechanismen. In Insolvenzsituationen sind Netting- und Close-out-Klauseln von hoher Bedeutung. Internationale Standards der Marktverbände prägen Vertragsmuster und definieren Abläufe bei Störungen.

Abgrenzung zu verwandten Konzepten

  • Sorten: körperliche ausländische Banknoten und Münzen
  • E-Geld: gespeicherter Geldwert, der auf Annahme bei Dritten ausgerichtet ist
  • Kryptowerte: digitale Werteinheiten ohne staatliche Währungseigenschaft
  • Zahlungen in Fremdwährung: vertragliche Preisstellung in Auslandswährung ohne eigenständiges Handelsgeschäft

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Devisen

Was sind Devisen im rechtlichen Sinn und wie unterscheiden sie sich von Sorten?

Devisen sind nicht körperliche Forderungen in einer ausländischen Währung, beispielsweise Bankguthaben oder Zahlungsansprüche. Sorten sind demgegenüber ausländische Banknoten und Münzen. Beide betreffen Fremdwährungen, unterscheiden sich jedoch in ihrer Form und rechtlichen Behandlung.

Unterliegen Devisengeschäfte einer behördlichen Aufsicht?

Ja, je nach Tätigkeit. Der gewerbsmäßige Handel, die Vermittlung oder das Anbieten von Devisenderivaten sowie Zahlungsdienste mit Währungsumrechnung unterliegen aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Zuständig sind nationale und europäische Aufsichtsstellen.

Sind bei grenzüberschreitenden Devisentransaktionen Meldungen erforderlich?

Für bestimmte grenzüberschreitende Zahlungen, Forderungen und Verbindlichkeiten bestehen statistische Meldepflichten. Ziel ist die Erhebung außenwirtschaftlicher Daten. Umfang und Adressatenkreis richten sich nach Art, Höhe und Beteiligten der Transaktion.

Wie werden Devisenderivate rechtlich eingeordnet?

Terminkontrakte, Optionen, Swaps und Differenzkontrakte auf Währungen gelten als Finanzinstrumente. Für sie gelten besondere Wohlverhaltens-, Informations- und Produktschutzregeln, insbesondere gegenüber Privatkundinnen und -kunden.

Welche Rolle spielen Sanktionen und Embargos im Devisenverkehr?

Sanktionsregime können Devisentransaktionen mit bestimmten Personen, Unternehmen oder Staaten untersagen oder beschränken. Finanzinstitute prüfen Transaktionen gegen Sanktionslisten und setzen Vermögenssperren sowie Meldepflichten um.

Welche Pflichten haben Anbieter im Bereich Geldwäscheprävention?

Verpflichtete Unternehmen müssen Kundinnen und Kunden identifizieren, wirtschaftlich Berechtigte feststellen, Geschäftsbeziehungen überwachen, Auffälligkeiten dokumentieren und Verdachtsmeldungen erstatten. Interne Kontrollen, Schulungen und Aufbewahrungspflichten sind vorgegeben.

Sind Gewinne aus Devisengeschäften steuerlich relevant?

Gewinne und Verluste aus Devisengeschäften können steuerlich zu berücksichtigen sein. Maßgeblich sind die Art des Geschäfts, die Nutzung im Privat- oder Unternehmensbereich und die Einbindung in Zahlungs- oder Absicherungsstrukturen. Eine sorgfältige Dokumentation ist von Bedeutung.