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Curricularnormwert

Curricularnormwert: Begriff, Funktion und rechtliche Einordnung

Der Curricularnormwert (CNW) ist eine zentrale Kenngröße im Hochschulzulassungs- und Kapazitätswesen. Er beschreibt in normativer Form, wie viele Lehrveranstaltungsstunden eine Hochschule durchschnittlich pro Studierende oder Studierenden in einem bestimmten Studiengang aufwenden muss, damit die vorgesehenen Studienziele innerhalb der Regelstudienzeit erreicht werden können. Der CNW dient damit als rechnerische Brücke zwischen vorhandenen Lehrressourcen und der Anzahl der Studienplätze, die in einem Semester angeboten werden dürfen.

Rechtlich fungiert der CNW als standardisierter Maßstab, der landesrechtlich vorgegeben oder im Rahmen geregelter Verfahren festgesetzt und fortgeschrieben wird. Er stellt sicher, dass die Kapazitätsberechnung nicht von Einzelfallannahmen abhängt, sondern auf nachvollziehbaren, hochschulweit vergleichbaren Kriterien beruht. Der CNW ist nicht das individuelle Arbeitspensum der Studierenden und auch nicht mit Leistungspunkten identisch, sondern eine hochschulorganisatorische Bezugsgröße für Lehrangebot und Studienplatzvergabe.

Funktionsweise und Berechnung

Maßgröße und Bezugseinheit

Der CNW wird in der Regel in Semesterwochenstunden je Studierenden ausgedrückt. Er bezieht sich auf den gesamten Studiengang und bildet den durchschnittlichen Lehraufwand pro Kopf ab. Grundlage sind die im Studienplan vorgesehenen Lehrformen (z. B. Vorlesung, Seminar, Übung, Praktikum) und die damit verbundenen Betreuungs- und Gruppengrößen.

Ableitung aus dem Curriculum

Zur Ermittlung des CNW wird das Curriculum in seine Lehranteile zerlegt. Für jede Lehrveranstaltung wird berücksichtigt, welche Präsenzzeiten vorgesehen sind und welche Gruppengrößen die sachgerechte Durchführung erfordern. Aus der Summe dieser curricularen Anteile über alle Semester hinweg entsteht ein normierter Durchschnittswert pro Studierenden. Der Wert bildet damit nicht nur die Quantität an Lehrstunden, sondern auch die Struktur der Lehre ab, etwa wenn Laborpraktika oder patientenbezogene Ausbildungen kleinere Gruppen vorsehen als Vorlesungen.

Abgrenzung zu verwandten Begriffen

Der CNW unterscheidet sich von folgenden Größen:

– ECTS-Leistungspunkte: Diese beschreiben den Arbeitsaufwand der Studierenden (inkl. Selbststudium), nicht den Lehrstundenbedarf der Hochschule.
– Lehrdeputate: Sie geben an, wie viele Lehrstunden Lehrpersonen anbieten müssen; erst in Relation zum CNW lässt sich daraus die Anzahl der Studienplätze ableiten.
– Curricularwert (ohne Norm): Ungeprüfte Rohsummen eines Curriculums werden erst durch normierte Festlegung zum rechtsrelevanten CNW.

Bedeutung für die Zulassungskapazität

Zusammenhang mit dem Lehrangebot

Das verfügbare Lehrangebot einer Hochschule ergibt sich aus den Lehrverpflichtungen der Lehrpersonen abzüglich bestimmter Anrechnungen und Zuschläge. Der CNW übersetzt dieses Gesamtangebot in eine zulässige Zahl von Studienplätzen, indem er den durchschnittlichen Lehrbedarf pro Studierenden widerspiegelt. Je höher der CNW eines Studiengangs ist, desto geringer fällt – bei gleichem Lehrangebot – die rechnerische Aufnahmekapazität aus.

Dienstleistungsbeziehungen zwischen Studiengängen

Lehre wird häufig studiengangsübergreifend erbracht. Erbringen Fachbereiche Lehrveranstaltungen für andere Studiengänge (Dienstleistungsexport), reduziert dies ihr für den eigenen Studiengang verfügbares Lehrangebot. Umgekehrt erhöhen Lehranteile, die von anderen Einheiten bezogen werden (Dienstleistungsimport), das eigene Lehrangebot. Der CNW wird vor diesem Hintergrund in der Kapazitätsberechnung mit solchen Verflechtungen abgestimmt, um Doppelrechnungen zu vermeiden und die tatsächliche Belastung zutreffend abzubilden.

Schwund, Wiederholer und besondere Studienformen

Kapazitätsberechnungen berücksichtigen regelmäßig, dass die Zahl der Studierenden in höheren Semestern durch Abbrüche, Fachwechsel oder Studienzeitverlängerungen variiert. Solche Effekte werden gesondert modelliert und stehen neben dem CNW. Für Teilzeit- oder duale Studiengänge sowie stark praxisbezogene Ausbildungsabschnitte werden die Lehranteile entsprechend differenziert, ohne den normativen Charakter des CNW als Durchschnittsmaß zu verändern.

Festlegung, Fortschreibung und Kontrolle

Zuständigkeiten und Verfahren

Die Festsetzung des CNW erfolgt in einem formalisierten Verfahren auf Grundlage des Studienplans und der vorgesehenen Lehrformen. Hochschulen erstellen hierzu eine curriculare Analyse, die von den zuständigen Gremien beraten und von der zuständigen staatlichen Stelle bestätigt wird. Dadurch erhält der CNW Verbindlichkeit für die jährliche Festlegung der Zulassungszahlen.

Dokumentation und Transparenz

Der CNW und die ihm zugrunde liegenden Annahmen werden in offiziellen Kapazitätsunterlagen dokumentiert. Dazu gehören die Beschreibung der Lehrformate, die angesetzten Gruppengrößen und die Verteilung über die Semester. Eine klare Dokumentation erleichtert die Nachprüfbarkeit, ob der CNW mit dem veröffentlichten Curriculum, den Prüfungs- und Studienordnungen sowie den realen Lehrbedingungen konsistent ist.

Änderungen des Curriculums

Änderungen von Studien- und Prüfungsordnungen oder Lehrkonzepten können den CNW beeinflussen. Höhere Praxisanteile oder veränderte Betreuungsrelationen schlagen sich typischerweise in angepassten curricularen Anteilen nieder. Solche Anpassungen werden in geregelten Verfahren nachvollzogen und fließen erst nach entsprechender Feststellung in die künftige Kapazitätsberechnung ein.

Unterschiede zwischen Studiengängen und Ländern

Praxisintensive Studiengänge

Studiengänge mit hohem Praxisanteil – etwa mit Laborübungen, Exkursionen oder patientennaher Ausbildung – weisen regelmäßig höhere CNW auf, da die Lehrdurchführung kleinere Gruppen und intensivere Betreuung erfordert. Demgegenüber können lehrformate mit großen Vorlesungen niedrigere Lehrstunden pro Kopf bedingen.

Bachelor, Master und Staatsexamen

Zwischen grundständigen und weiterführenden Studiengängen variieren die CNW. Masterstudiengänge mit vertiefter Methodik oder Projektarbeit benötigen oft höhere Betreuungsanteile. In Studiengängen mit staatlicher Abschlussprüfung sind zudem spezifische Ausbildungsabschnitte einzurechnen, die sich in den curricularen Anteilen niederschlagen.

Länderspezifische Ausgestaltung

Die Ausgestaltung der Kapazitätsermittlung, inklusive der Methodik zur Festlegung und Fortschreibung von CNW, erfolgt auf Landesebene. Es bestehen Unterschiede in Detailfragen wie Rundungsregeln, Zu- und Abschlägen oder der Abbildung besonderer Lehrformen. Der Kernzweck des CNW als normierter Lehrbedarfsmaßstab ist jedoch länderübergreifend gleich.

Typische Streitfragen und Missverständnisse

Qualitätssicherung und Kapazität

Der CNW dient nicht dazu, Studienplätze zu verknappen, sondern den inhaltlich gebotenen Lehrbedarf eines Curriculums realistisch abzubilden. Er ist damit auch ein Instrument zur Sicherung angemessener Betreuungsrelationen. Gleichwohl wird diskutiert, ob einzelne Annahmen – etwa zu Gruppengrößen – sachgerecht gewählt wurden.

Plausibilitätsanforderungen

Der CNW muss mit dem veröffentlichten Curriculum vereinbar, in sich stimmig und nachvollziehbar dokumentiert sein. Innere Widersprüche, rechnerische Unklarheiten oder Abweichungen zwischen geplanter und gelebter Lehrpraxis können Anstoß zu Überprüfungen geben. Maßstab ist dabei die konsistente Abbildung des Curriculums als normierter Durchschnitt.

ECTS-Punkte und Lehrstunden

Häufig wird angenommen, dass Leistungspunkte und CNW deckungsgleich seien. ECTS erfassen jedoch die gesamte Arbeitslast der Studierenden einschließlich Selbststudium; der CNW erfasst nur den institutionellen Lehrstundenbedarf. Beide Größen dienen unterschiedlichen Zwecken und sind nicht austauschbar.

Häufig gestellte Fragen

Was bedeutet der Curricularnormwert in einfachen Worten?

Der Curricularnormwert gibt an, wie viele Lehrstunden eine Hochschule einem durchschnittlichen Studierenden in einem Studiengang anbieten muss, damit das Studium wie geplant absolviert werden kann. Er ist ein normierter Durchschnittswert auf Basis des Curriculums.

Wer legt den Curricularnormwert fest?

Der CNW wird auf Grundlage des Studienplans in einem geregelten Verfahren ermittelt, hochschulintern vorbereitet und von der zuständigen staatlichen Stelle festgestellt. Erst dadurch wird er verbindlich für die Ermittlung der Zulassungszahlen.

Warum beeinflusst der Curricularnormwert die Zahl der Studienplätze?

Weil der CNW den durchschnittlichen Lehrbedarf pro Studierenden abbildet, bestimmt er zusammen mit dem verfügbaren Lehrangebot, wie viele Studienplätze angeboten werden dürfen. Ein höherer CNW bedeutet bei gleichem Lehrangebot weniger Plätze, ein niedrigerer CNW entsprechend mehr.

Unterscheidet sich der Curricularnormwert zwischen Studiengängen?

Ja. Studiengänge mit intensiver Betreuung, Laborarbeit oder praktischen Ausbildungsanteilen weisen meist höhere CNW auf als Studiengänge, in denen mehr großformatige Lehrveranstaltungen stattfinden.

Ist der Curricularnormwert dasselbe wie ECTS-Punkte?

Nein. ECTS-Punkte beschreiben die Arbeitslast der Studierenden einschließlich Selbststudium. Der CNW misst ausschließlich den institutionellen Lehrstundenbedarf und dient der Kapazitätsberechnung.

Kann sich der Curricularnormwert ändern?

Ja. Ändern sich Curricula, Lehrformen oder Betreuungsrelationen, wird der CNW im Rahmen der vorgesehenen Verfahren angepasst und für künftige Berechnungszeiträume fortgeschrieben.

Gibt es länderspezifische Unterschiede beim Curricularnormwert?

Ja. Die Grundfunktion ist überall gleich, Details der Festlegung und Berechnung können sich zwischen den Ländern unterscheiden, etwa bei Rundungen, Zuschlägen oder der Abbildung besonderer Lehrformate.