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Bürge

Begriff und Funktion des Bürgen

Ein Bürge ist eine Person, die sich gegenüber einem Gläubiger verpflichtet, für die Erfüllung der Verbindlichkeit eines Dritten (Hauptschuldner) einzustehen. Die Verpflichtung dient als zusätzliche Sicherheit: Erfüllt der Hauptschuldner nicht, kann der Gläubiger auf den Bürgen zurückgreifen. Die Verpflichtung des Bürgen ist grundsätzlich von der Hauptschuld abhängig und tritt erst ein, wenn die gesicherte Forderung besteht und fällig ist.

Beteiligte und Grundstruktur

Beteiligte

  • Gläubiger: Inhaber der gesicherten Forderung.
  • Hauptschuldner: Person, die die ursprüngliche Verpflichtung schuldet.
  • Bürge: Sicherungsgeber, der für die Verbindlichkeit des Hauptschuldners haftet.

Akzessorietät der Bürgschaft

Die Bürgschaft ist akzessorisch, das heißt: Sie hängt in Bestand und Umfang eng von der Hauptschuld ab. Erlischt die Hauptschuld, endet grundsätzlich auch die Haftung des Bürgen. Änderungen der Hauptschuld wirken sich auf die Bürgschaft aus, soweit sie vom Sicherungszweck umfasst sind.

Entstehung und Form

Abgabe der Bürgschaftserklärung

Die Verpflichtung des Bürgen entsteht durch eine gegenüber dem Gläubiger abgegebene Bürgschaftserklärung. Der Inhalt muss hinreichend bestimmt sein, insbesondere hinsichtlich des gesicherten Schuldverhältnisses und des Haftungsumfangs.

Formanforderungen

Für Bürgschaftserklärungen bestehen gesetzliche Formvorgaben. Im Regelfall ist eine eigenhändige Unterschrift erforderlich. Die Einhaltung der Form betrifft in erster Linie die Erklärung des Bürgen. Abweichungen können sich aus der Art der Beteiligten oder besonderen Konstellationen ergeben.

Arten der Bürgschaft

Einfachbürgschaft

Der Bürge kann verlangen, dass der Gläubiger zunächst den Hauptschuldner in Anspruch nimmt. Diese Einrede schützt den Bürgen vor einer sofortigen Inanspruchnahme. Sie kann vertraglich ausgeschlossen werden.

Selbstschuldnerische Bürgschaft

Bei dieser Ausgestaltung verzichtet der Bürge auf das Verlangen, den Hauptschuldner zuerst in Anspruch zu nehmen. Der Gläubiger kann den Bürgen unmittelbar nach Fälligkeit der Hauptschuld in Anspruch nehmen.

Ausfallbürgschaft

Der Bürge haftet erst, wenn der Gläubiger den Ausfall gegenüber dem Hauptschuldner nachweist. Dies erfordert regelmäßig, dass der Zugriff auf den Hauptschuldner erfolglos war.

Höchstbetragsbürgschaft

Die Haftung des Bürgen ist auf einen bestimmten Betrag begrenzt. Dies erleichtert die Bestimmung des Risikos und des Prüfaufwands.

Mitbürgschaft und Unterbürgschaft

  • Mitbürgschaft: Mehrere Bürgen sichern dieselbe Hauptschuld. Gegenüber dem Gläubiger haften sie häufig gesamtschuldnerisch; intern erfolgt eine Ausgleichung nach vereinbarten oder gesetzlichen Quoten.
  • Unterbürgschaft: Ein Bürge sichert die Verpflichtung eines anderen Bürgen. Der Zugriff erfolgt erst, wenn der primär verpflichtete Bürge in Anspruch genommen wurde.

Haftung und Haftungsumfang

Gegenstand der Haftung

Die Haftung umfasst regelmäßig die Hauptforderung sowie Nebenforderungen, etwa Zinsen, Kosten der Rechtsverfolgung und Verzugsschäden, soweit sie vom Sicherungszweck umfasst sind. Eine vertragliche Begrenzung ist möglich, insbesondere durch Vereinbarung eines Höchstbetrags oder durch Einschränkung auf konkret bezeichnete Forderungen.

Fälligkeit und Inanspruchnahme

Der Anspruch gegen den Bürgen wird fällig, wenn die gesicherte Forderung fällig ist und die Voraussetzungen der vereinbarten Bürgschaftsart vorliegen. Der Gläubiger hat die Pflicht, den Eintritt der Voraussetzungen darzulegen.

Rechte und Einreden des Bürgen

Einreden aus dem Hauptschuldverhältnis

Der Bürge kann dem Gläubiger Einwendungen und Einreden entgegenhalten, die dem Hauptschuldner zustehen, etwa das Nichtbestehen, die Erfüllung oder die Stundung der Hauptschuld. Ausnahmen können bestehen, wenn der Hauptschuldner über eine Einrede nicht mehr verfügen kann, der Bürge sie jedoch noch geltend machen darf.

Einrede der Vorausklage

Bei der einfachen Bürgschaft kann der Bürge verlangen, dass der Gläubiger zuerst gegen den Hauptschuldner vorgeht. Diese Einrede entfällt bei der selbstschuldnerischen Bürgschaft und kann vertraglich ausgeschlossen werden.

Informations- und Abrechnungsanspruch

Der Bürge hat grundsätzlich Anspruch auf Auskunft über den Stand der gesicherten Forderung und eine geordnete Abrechnung nach Leistung.

Rückgriffsrechte

Leistet der Bürge an den Gläubiger, gehen Forderungen gegen den Hauptschuldner regelmäßig in dem geleisteten Umfang auf den Bürgen über. Zudem entsteht ein Rückgriffsanspruch gegenüber dem Hauptschuldner und gegebenenfalls Ausgleichsansprüche gegenüber Mitbürgen.

Verhältnis zu anderen Sicherheiten

Bürgschaft und Garantie

Die Bürgschaft ist akzessorisch und an die Hauptschuld gebunden. Eine Garantie ist demgegenüber abstrakter ausgestaltet: Sie knüpft nicht in gleicher Weise an die Hauptschuld an und kann einen erleichterten Zahlungszugriff vorsehen, etwa auf erstes Anfordern.

Bürgschaft und Mitschuld

Ein Mitschuldner haftet als eigenständiger Schuldner. Der Bürge haftet nur akzessorisch für die fremde Schuld. Diese Unterscheidung wirkt sich auf Einreden, Verjährung und Regress aus.

Bürgschaft und dingliche Sicherheiten

Dingliche Sicherheiten (z. B. Pfand- oder Grundpfandrechte) gewähren dem Gläubiger Zugriff auf bestimmte Vermögensgegenstände. Die Bürgschaft begründet eine persönliche Haftung. Beide Sicherungsarten können nebeneinander bestehen.

Dauer, Erlöschen und Verjährung

Erlöschenstatbestände

  • Erlöschen der Hauptschuld (z. B. durch Erfüllung oder Aufhebung).
  • Vertragliche Aufhebung der Bürgschaft zwischen Bürge und Gläubiger.
  • Eintritt auflösender Bedingungen oder Ablauf vereinbarter Befristungen.

Verjährung

Ansprüche aus der Bürgschaft unterliegen Verjährungsregeln. Der Beginn der Frist richtet sich nach Entstehung und Fälligkeit des Anspruchs sowie der Kenntnis maßgeblicher Umstände. Hemmungs- und Neubeginnstatbestände können die Frist beeinflussen.

Besonderheiten im Verbraucherkontext

Transparenz und Verständlichkeit

Die Bürgschaftserklärung muss inhaltlich verständlich und transparent sein. Unklare oder überraschende Klauseln können unwirksam sein.

Übermäßige Bindung

Eine erkennbare wirtschaftliche Überforderung und eine strukturell ungleiche Verhandlungsposition können zur Unwirksamkeit führen. Dies gilt insbesondere bei nahestehenden Personen, wenn der Haftungsumfang die Leistungsfähigkeit offenkundig übersteigt.

Rahmen- und Zweckerklärung

Werden auch künftige oder bedingte Forderungen gesichert, ist eine deutliche Zweck- und Umfangsbestimmung erforderlich. Unangemessene Ausdehnungen können unwirksam sein.

Beweis und Dokumentation

Für die Durchsetzung von Ansprüchen aus Bürgschaften ist eine nachvollziehbare Dokumentation von Entstehung, Bestand und Umfang der Hauptschuld, der Bürgschaftserklärung sowie etwaiger Änderungen bedeutsam. Dazu zählen Datierungen, Identifikation der Beteiligten, genaue Bezeichnung der gesicherten Forderung und Klarheit über Höchstbeträge oder Befristungen.

Häufig gestellte Fragen zum Bürge

Was bedeutet es, Bürge zu sein?

Ein Bürge verpflichtet sich gegenüber dem Gläubiger, für eine fremde Schuld einzustehen. Er haftet, wenn der Hauptschuldner seine Verpflichtung nicht erfüllt. Die Haftung ist von der Hauptschuld abhängig und richtet sich nach dem vereinbarten Sicherungszweck.

Worin liegt der Unterschied zwischen Bürgschaft und Garantie?

Die Bürgschaft ist an die Hauptschuld gebunden. Der Gläubiger kann den Bürgen nur insoweit in Anspruch nehmen, wie die Hauptschuld besteht. Eine Garantie ist in der Regel losgelöster von der Hauptschuld und kann einen erleichterten Zahlungszugriff vorsehen, unabhängig von Einwendungen aus dem Grundverhältnis.

Wann kann der Bürge auf Einreden verweisen?

Der Bürge kann Einwendungen und Einreden geltend machen, die der Hauptschuldner gegen den Gläubiger hätte, etwa das Nichtbestehen oder die Erfüllung der Hauptschuld. Bei der einfachen Bürgschaft kann zusätzlich verlangt werden, dass zunächst der Hauptschuldner in Anspruch genommen wird, sofern dies nicht abbedungen wurde.

Ist eine Bürgschaft immer schriftlich abzugeben?

Für Bürgschaftserklärungen gelten Formvorgaben, die in der Regel eine schriftliche Erklärung des Bürgen erfordern. Abweichungen können sich je nach Konstellation ergeben. Die Einhaltung der Form betrifft insbesondere die Erklärung des Bürgen selbst.

Wie weit reicht die Haftung des Bürgen?

Der Haftungsumfang ergibt sich aus der Vereinbarung. Üblich ist die Sicherung der Hauptforderung einschließlich bestimmter Nebenforderungen. Durch Höchstbetragsklauseln oder Zweckbestimmungen kann der Umfang begrenzt werden.

Wie endet eine Bürgschaft?

Die Bürgschaft endet typischerweise mit dem Erlöschen der Hauptschuld, durch vertragliche Aufhebung, den Eintritt auflösender Bedingungen oder den Ablauf vereinbarter Fristen. Ansprüche unterliegen der Verjährung.

Welche Rechte hat der Bürge nach Zahlung?

Nach Zahlung gehen Forderungen gegen den Hauptschuldner regelmäßig auf den Bürgen über. Zudem bestehen Rückgriffs- und Ausgleichsansprüche gegenüber dem Hauptschuldner und gegebenenfalls Mitbürgen.